Neukirchen-Vluyn. Der Neubau des Gemeindehauses der Evangelischen Kirchengemeinde Neukirchen kommt in diesen Tagen zu seinem Ende. Es verbindet Akt und Neu.

Es war zeitweise ein Geduldspiel, auch wegen unvorhergesehener Dinge wie dem Bodendenkmalschutz und der Corona-Krise. Doch das Projekt Gemeindehaus Neukirchen kommt in diesem Tagen zu einem glücklichen Ende. Gerade wurden die letzten Pflasterarbeiten im Außenbereich abgeschlossen. „Und alle freuen sich, wie schön es hier geworden ist“, berichtet Ulla Ehrmann als stellvertretende Presbyteriumsvorsitzende. Zusammen mit Frank Rusch, Pfarrer und Presbyteriumsvorsitzender, stellt sie das moderne Gebäude mit seinem gelungenen Kunstkonzept vor, das Alt und Neu verbindet.

Hell, modern und zweckmäßig ist das Haus geworden. Es bietet Platz für einen großen Saal mit angeschlossener Küche, Garderobe und Sanitärräumen. Im Obergeschoss haben das Gemeindebüro und das Friedhofsbüro Räume gefunden. Auch einen Gruppenraum gibt es dort. „Wir haben alles für die Zukunft vorbereitet“, meint Ulla Ehrmann. Selbst an rollbare Tische, die auch in der Kirche nebenan genutzt würden, sei gedacht. Mit dem neuen Haus spare man zudem viel Energie, wie der Pfarrer betont. Unter anderem gebe es eine Erdwärme-Heizung. Der Saal biete 90 Personen Platz. Das ist weniger als im alten Gemeindehaus. Doch habe man als großen Veranstaltungsort ja noch die renovierte Kirche, die nun multifunktional genutzt werden könne.

Ulla Ehmann und Parrer Frank Rusch zeigen den Pfarrsaal dem „Lebensbaum“ des Künstlers Ivica Matijević.
Ulla Ehmann und Parrer Frank Rusch zeigen den Pfarrsaal dem „Lebensbaum“ des Künstlers Ivica Matijević. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Viel Trauer habe es gekostet, weil die Gemeinde sich von etlichen unwirtschaftlichen Gebäuden samt zweier Kirchen trennen musste, weiß Ulla Ehrmann. Zunächst seien die Kita und die CVJM-Räume Lindenstraße kernsaniert worden, später auch die Dorfkirche. „Mit dem neuen Gemeindehaus sind alle Bautätigkeiten abgeschlossen“, sagt Ulla Ehrmann erleichtert. Schließlich habe das alles von Ehrenamtlichen und den beiden Pfarrern gewissermaßen im laufenden Betrieb gestemmt werden müssen. Rusch ergänzt: „Das war immerhin ein Prozess über rund zehn Jahre.“ Noch bis zum vergangenen Winter habe man gut im Zeitplan gelegen, weiß Frank Rusch. „Wir haben im Dezember noch die Inbetriebnahme des Gemeindehauses mit vielen offiziellen Gästen und der Gemeinde groß gefeiert. Doch ein richtiges Gemeindefest könne diesen Sommer naturgemäß nicht stattfinden.

Verzögerungen habe es auch wegen des Bodendenkmals des alten Friedhofes gegeben, Pläne mussten geändert werden. „Eigentlich wollten wir barrierefrei zu ebener Erde bauen.“ Das alles habe zu erheblichen Mehrkosten geführt. „Statt 960.000 Euro wird das Gemeindehaus nun mit 1,4 Millionen Euro zu Buche schlagen“, hat Finanzkirchmeisterin Christa Biermann errechnet. Doch unterm Strich spare die Gemeinde heute viel Geld, ergänzt Ehrmann.

Ein kleinerer Saal im Obergeschoss soll als Treffpunkt der Kirchengemeinde dienen.
Ein kleinerer Saal im Obergeschoss soll als Treffpunkt der Kirchengemeinde dienen. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Für die künstlerische Gestaltung der Räume wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, berichtet Ulla Ehrmann weiter. Danach hat der Neubau viele Erinnerungsstücke aus den alten abgerissenen Häusern bekommen. Wie beispielsweise zwei alte Bleiverglasungen aus dem einstigen Pfarrhaus oder einer Bibel aus der Friedenskirche, eine Truhe aus dem ehemaligen Gemeindezentrum oder einer Kirchenbank aus Rayen.

Regionale Künstler schufen zudem mit den Schieferplatten des Lebensbaumes in der Friedenskirche neue Werke. So entstand ein beeindruckender Lebensbaum für den Gemeindesaal durch den bekannten Künstler Ivica Matijevic. Deborah Marschner schuf ein Kreuz als Wandbild. Und Marion Maas gestaltete das Leitwort der Gemeine künstlerisch. „Wir freuen uns sehr, dass das Konzept bei den Menschen viel Beifall findet“, unterstreicht Ulla Ehrmann.

Den Architektenwettbewerb für das neue Haus gewann Jan Kamper aus Köln. Er stellte das Gebäude auch deshalb leicht schräg zur Bruchstraß, weil schon die Kirchenflucht so angeordnet ist. Was der Gemeinde jetzt noch fehlt: „Das ist die Umgestaltung der Kirchwiese zu einem schönen Dorfplatz für Veranstaltungen und Begegnungen.

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Der Bereich zwischen Kirche und Gemeindehaus könne sogar als Marktplatz dienen. Die Gemeinde erhofft sich dazu Mittel aus dem Integrierten Handlungskonzept. Gespräche zwischen Gemeinde, Stadt, Heimat- und Verkehrsverein und Werbering seien bereits geplant, sagt Ulla Ehrmann. Pfarrer Frank Rusch ergänzt: „Und es wird definitiv noch ein Gemeindefest zum Abschluss aller Bautätigkeiten geben.“