Moers. Verdi hält einen Verkaufssonntag am 4. Oktober für „nicht durchführbar“, weil ein Anlass fehlt. Stadt und Moers Marketing haben jetzt einen Plan.

Die Stadt und das Moers Marketing setzen alles daran, am 4. Oktober einen verkaufsoffenen Sonntag möglich zu machen. Um das Thema zu besprechen und mögliche Beschlüsse zu fassen, soll am 16. oder 17. September eine Sondersitzung des Rates stattfinden. Wie sehr die Corona-Pandemie Geschäftsleuten zusetzt, zeigt das Beispiel von Michael Zajuntz.

Wie Stadt-Pressesprecher Thorsten Schröder auf NRZ-Anfrage mitteilt, hat sich der Verwaltungsvorstand der Stadt Moers am Mittwoch dafür ausgesprochen, den Ratsfraktionen eine Sondersitzung vorzuschlagen. Ein Antrag von den Fraktionen der CDU und der Freien Demokraten auf eine Sondersitzung liegt ebenfalls vor.

Es geht um das Ladenöffnungsgesetz

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte am Mittwoch erklärt, ein verkaufsoffener Sonntag am 4. Oktober sei „nicht durchführbar“, weil kein weiterer Anlass vorhanden sei. Paragraf 6 des Ladenöffnungsgesetzes NRW sieht unter anderem vor, dass Verkaufssonntage „im Zusammenhang mit örtlichen Festen, Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen“ erfolgen sollen.

Einen solchen Anlass konnte Verdi hier nicht erkennen. Ein Erlass aus dem NRW-Wirtschaftsministerium, der vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie einen vorübergehenden Verzicht auf solche Anlässe nahelegt, fand bisher in mehreren Fällen vor dem Verwaltungsgericht keine Berücksichtigung. Im August hatte das Gericht zum Beispiel einem Verdi-Antrag stattgegeben, den für Kamp-Lintfort geplanten Verkaufssonntag abzusagen.

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Deshalb arbeiten das städtische Kulturbüro und das Moers Marketing jetzt an einem solchen Anlass, der einen verkaufsoffenen Sonntag am 4. Oktober möglich machen soll. Stadt-Pressesprecher Thorsten Schröder sprach am Donnerstag von einem „kleinen Programm mit Konzerten“. Michael Birr, Geschäftsführer des Moers Marketing, bestätigte auf NRZ-Anfrage: „Es geht um ein kreativ gestaltetes Herbstfest, Ideen dazu gibt es.“

Das Herbstfest liegt seit 2018 in der Regie vom Moers Marketing. Parallel dazu findet immer ein verkaufsoffener Sonntag statt. Das Herbstfest kann aber wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht stattfinden. Jetzt suchen Kulturbüro und Moers Marketing gemeinsam nach einer Lösung.

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Wie sehr die Folgen der Corona-Pandemie Geschäftsleuten zusetzen können, zeigt das Beispiel von Michael Zajuntz. Der Gastronom aus Moers muss bis Ende Oktober alle 54 Veranstaltungen absagen, die in seinem Kalender fest eingeplant waren. Dem gegenüber stehen zwei Einsätze mit einem Wurststand auf dem Moerser Flohmarkt und MOfun, dem am Freitag beginnenden Ersatz für die Moerser Kirmes.

Kirmesbesucherinnen und -besucher werden sich gern an den Kö-Treff erinnern, bei dem Zajuntz Jahr für Jahr ein attraktives Partyprogramm auf der Moerser Kirmes anbieten konnte. Er selbst sagt: „Mir blutet das Herz, wenn ich jetzt zur Kirmeszeit den Königlichen Hof sehe. Hier hat immer der Kö-Treff stattgefunden.“ Wann die Kirmes überhaupt einmal ausgefallen ist, daran kann sich Zajuntz, ein echter Moerser Junge, nicht erinnern – nicht einmal aus den Erzählungen seiner Eltern.

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Vier seiner Mitarbeiter sind seit Monaten in Kurzarbeit, 45 Aushilfen warten sehnlichst auf seinen Anruf für einen Einsatz. „Doch dieser Anruf wird so schnell nicht kommen“, sagt Zajuntz. Er hofft, dieses Jahr „irgendwie“ zu überstehen. Wenn nächstes Jahr nicht mehr Veranstaltungen möglich seien, werde es eng, so Zajuntz.