Neukirchen-Vluyn. Die Firma Trox in Neukirchen-Vluyn bringt einen neuen Luftreiniger auf den Markt. Er soll dazu beitragen, die Ausbreitung von Corona einzudämmen.

Auf den ersten Blick erinnert das Gerät an einen Küchenschrank, in dem man Besen und Schrubber aufbewahrt. Doch der vermeintliche „Schrank“ – 70 Zentimeter breit, 2,30 Meter hoch – stammt aus dem Hause Trox und beherbergt einen besonders wirksamen Luftreiniger, der dazu beitragen kann, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Trox bringt sein jüngstes Produkt jetzt an den Markt und wird es an seinem Firmensitz produzieren.

„Trox ist Hersteller von Systemen und Komponenten zur Raumbelüftung und -klimatisierung“, erklärt Martin Lenz (34), der Leiter des Funktionsbereiches Forschung und Entwicklung. Da mittlerweile klar sei, dass das Virus weniger durch Berührung, sondern vor allem durch die von Menschen ausgeatmeten Aerosole in der Raumluft übertragen werde, habe die Frage auf der Hand gelegen, welchen Beitrag Trox in der Corona-Pandemie leisten kann: „Wir haben in dieser Sache eine große Verantwortung.“

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Von Sonja Volkmann und Thomas Wittenschläger

Martin Lenz muss weit ausholen, wenn er den Luftreiniger erklärt. Große Tröpfchen fallen zu Boden, so der gebürtige Neukirchen-Vluyner. Die kleineren aber, Aerosole genannt, haben die Größe von zum Beispiel einem tausendstel Millimeter, sind luftgetragen und steigen auch durch Körperwärme auf. „Der schlechteste Fall ist, wenn es keine Lüftung gibt“, sagt Lenz. „Die Aerosole verteilen sich binnen weniger Minuten, etwa im gesamten Klassenraum oder im Restaurant.“

Fenster zu öffnen, sei bedingt eine Lösung. Herrscht draußen und drinnen die gleiche Temperatur, gibt es keinen Wind, werde kaum Luft ausgetauscht. Die beste Lösung seien mechanische Lüftungsgeräte. Sie tauschen die im Raum ständig aus, be- und entlüften also effektiv und senken damit das Infektionsrisiko deutlich. Trox hat solche Anlagen seit 2000 im Programm. Die Installation aber kann nicht von heute auf morgen erfolgen.

Martin Lenz: „Das Ansteckungrisiko sinkt beträchtlich“

Doch auch ohne den Austausch mit Außenluft könne Trox nun eine gute Lösung anbieten, sagt Lenz. Das Prinzip des neuen Luftreinigers: Über einen Ventilator wird die Raumluft unten über zwei hochwirksame Filtersysteme angesaugt: die saubere Luft strömt oben in den Raum zurück: „Die Filter fangen 99,95 Prozent der Aerosole ab“, versichert Martin Lenz. Der „Küchenschrank“ tauscht auf diese Weise in einem 100 Quadratmeter großen Raum die Luft vier bis fünf Mal pro Stunde aus und verdünnt die mit Aerosolen belastete Luft: „Das Ansteckungsrisiko sinkt beträchtlich“, so Lenz. Der Reiniger ist zudem im Übrigen wegen seiner Dämmung sehr leise und zudem leicht zu bedienen: Stecker in die Steckdose, Schalter auf „Ein“, läuft.

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Von Thomas Wittenschläger

Wie sich die Luft im Raum verteilt, zeigt Martin Lenz in einem Strömungslabor, in dem eine Büroszene mit drei Puppen an Schreibtischen simuliert wird. Ihr „Atem“ ist sichtbar, es sieht aus, als würden die Puppen rauchen. Mit solchen Strömungsversuchen untersucht Trox das Verhalten virushaltiger Aerosole im Raum und leitet wesentliche Erkenntnisse für Lüftungsanlagen in der Zukunft ab.

An der Entwicklung des Luftreinigers waren acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Produktmanagement sowie aus der Forschung und Entwicklung beteiligt. Das Produkt sei auch Ergebnis intensiver Forschung, die Trox betreibe, sagt Unternehmenssprecherin Christine Roßkothen.

Austausch mit Universitäten und dem Moerser Lungenspezialisten Thomas Voshaar

„Im Austausch mit der RWTH Aachen und der Technischen Universität Berlin und auch mit Lungenspezialist Dr. Thomas Voshaar vom Bethanien-Krankenhaus in Moers, der in der Corona-Krise zum Expertenstab von Bundes- und Landesregierung gehört, entstehen viele Ideen und neue wAnsätze, wie wir als Teil der Lösung zur aktuellen Situation beitragen können.“ Ein Vorteil sei, dass Trox für solch eine Entwicklung alle Disziplinen im Haus habe: „Wir sind nicht unbedingt auf Lieferantenwissen angewiesen.“

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Derzeit steht nur ein Prototyp des Luftreinigers im Trox-Foyer, doch noch in diesem Monat soll die Produktion im Vluyner Werk beginnen. Ziel ist zunächst, monatlich 800 Exemplare herzustellen, doch wenn das Gerät stärker nachgefragt werde, „können wir die Produktion natürlich anpassen“, versichert Christine Roßkothen.