Neukirchen-Vluyn. . Stiftungsratschef Prof. Dr. Hans Fleisch und Geschäftsführer Thomas Mosbacher stellen sich den Fragen der NRZ.
Mit insgesamt 29 Tochtergesellschaften und weiteren Vertriebsbüros und Vertretungen ist die Trox Group in über 70 Ländern weltweit vertreten. Ein Global Player mit lokalen Wurzeln. Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Prof. Dr. Hans Fleisch, und Geschäftsführer Thomas Mosbacher über Märkte und Mitarbeiter.
Nach dem Tod von Heinz Trox sind seine Firmenanteile an die nach ihm benannte Stiftung übergegangen, die nun 94 Prozent des Stammkapitals hält und deren Vorsitzender Sie sind. Sind Sie also der „neue Heinz Trox“?
Prof. Dr. Hans Fleisch: Heinz Trox hat 56 Jahre dem Unternehmen gewidmet und hat es wie kein Zweiter sehr geprägt. Er war täglich im Unternehmen und hat naturgemäß ganz viele verschiedene Rollen und Aufgaben abgedeckt. Heinz Trox hat Zeit seines Lebens ein wesentliches Ziel verfolgt, nämlich den langfristigen Erhalt der Firma Trox und der damit verbundenen Arbeitsplätze sowie des Markennamens Trox. Stiftungen sind typischerweise sehr langfristig ausgerichtet. Mit der mir von ihm übertragenen Verantwortung, dem Vorsitz des Stiftungsrates, sehe ich es als meine Aufgabe an dafür zu sorgen, dass der Stiftungszweck erfüllt wird und die Heinz Trox-Stiftung und ihr Vermögen langfristig erhalten bleiben. Für beides hat der Stiftungsratsvorsitzende eine besondere Verantwortung. Die Heinz Trox-Stiftung als Hauptgesellschafterin „beaufsichtigt“ über den Aufsichtsrat die strategischen Entscheidungen und operativen Geschäfte der Trox GmbH. Hier kommt es uns nicht darauf an, kurzfristige Gewinnmaximierung zu betreiben. Der langfristige Erhalt ist entscheidend; er kann uns aber nur dann gelingen, wenn das Unternehmen Trox weiterhin wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich ist. Insofern kommt dieser Rolle des Vorsitzenden eine wesentliche Bedeutung zu, die ich ganz im Sinne von Heinz Trox ausfüllen möchte.
Heinz Trox hat sich - trotz seines offiziellen Rückzugs vor einigen Jahren - immer wieder ins operative Geschäft und in Personalfragen eingemischt. Wird man das auch von Ihnen erleben?
Prof. Fleisch: So würde ich das nicht formulieren. Heinz Trox gehörte die Firma, die Firma war sein Lebenswerk. Es ist also einfach nachzuvollziehen, dass er ein ausgesprochen hohes Interesse daran hatte, sein Lebenswerk auch über seinen Tod hinaus zu erhalten. Heinz Trox war ein Unternehmer alter Schule und hatte ein außerordentlich feines Gespür für richtige unternehmerische Entscheidungen. Insofern gehörten natürlich auch Personalfragen dazu. An operativen Fragen war er immer sehr interessiert und er liebte die inhaltliche Auseinandersetzung. Von der Einbringung seiner jahrzehntelangen Unternehmens- und Branchenerfahrung haben vor allem die Mitarbeiter profitiert. Ihm war wichtig, dass sie Entscheidungen mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein für das Unternehmen und nicht für sich selbst treffen. In unserer schnelllebigen Zeit war und ist es sehr wichtig, sich Zeit für Themen auch aus anderen Perspektiven zu nehmen. Diese Zeit hat er sich genommen. Das operative Geschäft ist Sache der Geschäftsführung, letztlich obliegt es ihrer Verantwortung. Zusammen mit dem Aufsichtsrat und der Geschäftsführung sind wir im regelmäßigen Austausch über die Entwicklung des Unternehmens. Wichtige Entscheidungen – auch personelle - werden gemeinsam getroffen.
Sie sind Jurist, haben in Verfassungsrecht promoviert und in führenden Funktionen diverser bedeutender Stiftungen gearbeitet. Nun mögen sich Trox-Mitarbeiter fragen, ob der Herr über das größte Anteilspaket dieses Weltunternehmens nicht eher in Klimatechnik versiert sein sollte. Was sagen Sie denen?
Prof. Fleisch: Heinz Trox‘ Wunsch war es, neben dem langfristigen Bestand auch die Unabhängigkeit des Unternehmens zu erhalten. Die Klima- und Lüftungsbranche ist für mich tatsächlich Neuland, aber ich habe, was das angeht, eben auch keine „Beziehungen“ in diese Branche hinein und somit auch keine Interessenskonflikte oder Eigeninteressen, bin also - wenn man so will - unabhängig und ausschließlich dem Willen des Stifters Heinz Trox verpflichtet. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich viele Jahre in Führungspositionen in der Wirtschaft und auch in diversen unternehmensnahen Stiftungen gewirkt Und ich war über zehn Jahre unter anderem auch als Generalsekretär des Verbandes Deutscher Stiftungen tätig. Somit sind mir finanztechnische Entscheidungen und wirtschaftliches Handeln nicht fremd. Und meine Erfahrungen habe ich in diversen Branchen gesammelt, was letztlich dem Unternehmen Trox auch zugutekommt.
Die Einbringung von Heinz Trox’ Firmenanteilen in eine Stiftung entstand ja vor allem aus dem Antrieb, sein Unternehmen unabhängig zu halten und - wie er es einmal uns gegenüber formulierte - vor einer feindlichen Übernahme durch „Heuschrecken“ zu schützen. Welche Rolle spielt für Sie die Unabhängigkeit von Trox?
Prof. Fleisch: Die Unabhängigkeit war dem Stifter wichtig und ist damit eine wichtige Vorgabe für die Stiftung. Und die Konstruktion mit der Stiftung ist ja eine bewährte Lösung dafür, dass ein Unternehmen nicht zu sehr „gemolken“ wird zu Lasten von Investitionen in die Zukunft, und das trägt zum Erhalt der Eigenständigkeit bei, schließt zugleich aber Kooperationen nicht aus. Unabhängig kann ein Unternehmen nur dann bleiben, wenn es finanziell unabhängig ist, oder anders ausgedrückt, nachhaltig Gewinne erwirtschaftet, diese reinvestiert und u. a. eine hohe Eigenkapitalquote erzielt. Dann ist die Abhängigkeit von Geldgebern zum Beispiel Banken oder die Notwendigkeit, andere Anteilseigner ins Unternehmen zu nehmen, eher gering. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Trox ist also sehr wesentlich, um auch aus eigener Kraft wachsen zu können, und letztlich auch Garant für eine langfristige Zukunft des Unternehmens Trox.
Ist überhaupt die Aufnahme eines weiteren bedeutenden Anteilseigners denkbar? Und falls ja, gibt es eine Grenze für Fremdanteile?
Prof. Fleisch: Grundsätzlich ist das denkbar. Festgeschrieben ist aber, dass die Stiftung auch nach dem Verkauf von Trox Unternehmensanteilen mindestens 51 % halten muss. Insofern ist der Einfluss anderer Unternehmen bei Trox immer geringer.
Sie mahnen in einer Pressemitteilung zu diesem Thema „profitables Wachstum“ an. Kann es sein, dass Trox in den letzten Jahren zu sehr auf die Umsatzsteigerung zu Lasten des Gewinns geschaut hat?
Thomas Mosbacher: 2005 hat die Trox Group weltweit einen Umsatz von ca. 270 Mio. Euro realisiert; 2015 einen Umsatz von 482 Mio. Euro. Das ist innerhalb dieses Zeitraums ein Umsatzwachstum von knapp 80 %. Innerhalb des gleichen Zeitraums haben wir allein in Deutschland 433 neue Stellen geschaffen, was ein Zuwachs von 40 % bedeutet. In den letzten 3 bis 5 Jahren haben wir in neue Geschäftsfelder investiert, 2011 und 2012 allein über 80 Millionen Euro. Diese Investitionen zahlen sich ab 2016 durch einen höheren ROI (Return on Invest) im Sinne einer positiveren Ergebnisentwicklung aus. Ein positives Ergebnis kommt in der Regel nicht von alleine, sondern man muss etwas dafür tun. Insofern sind eine regelmäßige Konsolidierung und eine kritische Betrachtung aller Kostenpunkte aus unternehmerischer Sicht normal.
Trox hat im Abstand von nur zwei Jahren insgesamt 120 Stellen in Neukirchen-Vluyn abgebaut. Das ging zwar ohne Kündigungen, aber die Stellen sind weg. Wie sicher sind die verbliebenen 710 Arbeitsplätze in Neukirchen-Vluyn?
Thomas Mosbacher: Wir sehen keinen Grund, den Hauptsitz unseres Unternehmens an einen anderen Ort zu verlegen. Die meisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus der unmittelbaren Umgebung. Ebenso war es Wunsch und Wille von Heinz Trox, diesen Standort beizubehalten.
Wann darf die Stadt Neukirchen-Vluyn wieder damit rechnen, dass Trox Gewerbesteuer zahlt?
Thomas Mosbacher: 2016 werden wir im Vergleich zu 2015 deutlich positiver abschneiden. Perspektivisch wird Trox wieder größter Gewerbesteuerzahler der Stadt Neukirchen-Vluyn.
Wie hoch ist der Anteil der Forschung an den Gesamtausgaben? Wie viel Geld geben Sie für die Forschung aus? Und wo werden Forschung und Entwicklung im Wesentlichen geleistet?
Thomas Mosbacher: Unsere umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten dienen der Schaffung innovativer Lösungen in allen Bereichen der Raumluft- und Klimatechnik. Neben planmäßigen Entwicklungsarbeiten nehmen dabei projektbezogene Entwicklungsaufträge einen großen Stellenwert ein. Weltweit haben wir 12 Forschungs- und Entwicklungszentren. Ende 2015 waren im Forschungs- und Entwicklungsbereich insgesamt 129 Mitarbeiter tätig. Die direkten F&E-Aufwendungen und -Investitionen beliefen sich in der Trox Group auf 11,9 Mio. Euro.
Wo sehen Sie mittel- und langfristig Ihre aussichtsreichsten Märkte?
Thomas Mosbacher: Mittelfristig generieren wir Wachstumsimpulse durch ein hohes Investitionsvolumen, das mit fast 27 Millionen Euro deutlich über dem Niveau der Vorjahre liegt. Neben dem Ausbau der IT-Strukturen werden wir insbesondere in die Optimierung bestehender Produktionsprozesse und den Ausbau von Kapazitäten investieren. Darüber hinaus sehen wir Wachstumspotenziale im Ausbau unserer Stellung vor allem in den Märkten in Übersee, insbesondere im nordamerikanischen und asiatischen Wirtschaftsraum.
In welchen berühmten Gebäuden ist Ihre Technik verbaut?
Thomas Mosbacher: Trox ist in sehr vielen berühmten Gebäuden mit seinen Produkten vertreten und das schon seit Jahrzehnten. Zu den weltweit bekannten Gebäuden zählt beispielsweise die Oper in Sydney, das Burj al Arab Hotel und der Burj Khalifa in Dubai, der 101 Tower in Taiwan, das Guggenheim-Museum in Bilbao, viele Fußballstadien weltweit, die Petronas Towers in Kuala Lumpur, der Shanghai Tower in China oder jetzt auch jüngst der Gotthard-Basistunnel in der Schweiz. Ebenso sind viele sehr bekannte deutsche Bauwerke mit Trox Produkten ausgestattet, wie etwa die Europäische Zentralbank in Frankfurt, die Dresdner Frauenkirche, die Tanzenden Türme, der Elbtunnel oder die Elbphilharmonie in Hamburg. Wir sind ferner in namhaften Universitätsgebäuden und auch Kliniken in Deutschland wie beispielsweise das Bettenhochhaus, eines der jüngeren Sanierungs- und Neubauprojekte der Charité in Berlin, mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Produkten.