Kamp-Lintfort. Der amtierende Bürgermeister Christoph Landscheidt tritt am 13. September zum fünften Mal an. Seine Bilanz kann sich sehen lassen.

Der heimische Garten ist offensichtlich kein Thema, das dem amtierenden Bürgermeister auf den Nägeln brennt. Sagen wir mal so: Er ist pflegeleicht angelegt. Die mächtigen Oleander sind schon ein Hingucker, aber der Rest ist in erster Linie Nutzgarten – für die Kinder. Mit großem Trampolin und Pool. Ein Zugeständnis in einer Familie, in der Papa nicht so wirklich für Urlaub zu haben ist. Nach spätestens einer Woche werde er kribbelig, gibt er zu. Dann müsse er wieder was zu tun haben.

Das Projekt „Prinzessin“ ist noch nicht abgeschlossen

Da hat er Auswahl genug in einer Stadt, ja, ein bisschen auch seiner Stadt, in der er seit 27 Jahren tätig ist. Davon seit 21 Jahren als hauptamtlicher Bürgermeister. Jetzt – mit 61 Jahren – tritt er zum fünften Mal an. Denn sein Projekt „Prinzessin“ scheint ihm noch nicht abgeschlossen: „Ich habe dem Aschenputtel versprochen, eine Prinzessin aus ihm zu machen – und jetzt wollen wir sie tanzen sehen“, sagte er bei seiner Wahl zum Bürgermeisterkandidaten der SPD im Januar.

Für den Entschluss, wieder zu kandidieren, hatte er sich Zeit genommen, nachdem er und seine Familie Ziel von rechter Hetze wurden und Landscheidt bundesweit Aufsehen erregte, als er einen Waffenschein für sich einklagen wollte.

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Auch wenn Stimmen in den sozialen Medien das nahezulegen scheinen, die Wahl ist für Landscheidt noch nicht vom Tisch: „Ich habe Respekt vor dem Amt.“ Beim vergangenen Mal hatte er mit 87 Prozent der Stimmen gewonnen. Da gab es aber auch nur einen Gegenkandidaten. Jetzt gibt es drei.

Eine rasante Entwicklung

Aber auch eine ziemlich gute Bilanz, was die rasante Entwicklung der Stadt Kamp-Lintfort in den letzten Jahren angeht: Stadtumbau, Hochschule, Laga, kommender Bahnanschluss, Wohngebiete, die der Stadt aus der Hand gerissen werden, beitragsfreie Kita – das sind ein paar der Stichworte, die in seine Amtszeit fallen.

Die Erfolge heftet der Bürgermeister sich nicht allein ans Revers. Er weiß, dass er in einem guten Team arbeitet. „Sonst hätte ich nicht wieder kandidiert.“ Wenn andere Städte ein bisschen neidisch nach Kamp-Lintfort gucken, kontert Landscheidt gerne: „Auch Neid muss man sich erarbeiten.“

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Für den studierten Juristen gibt es an den Spitzen deutscher Rathäuser zwei Typen: „Die Verwalter, die Gesetze umsetzen, und die Macher.“ Klar, zu welcher Fraktion er sich zählt. Er nennt ein Beispiel: „Wenn ich ein gutes Verhältnis zur Hochschule pflegen will, muss ich dafür was tun. Also haben wir das Green Fab Lab gebaut, das einzigartig ist. Bespielen muss und kann es die Hochschule.“

Dass er streitbar ist, wenn es ihm um die Sache geht, hat er in der Kies-Debatte gezeigt, als er mit dem Kreis die Klage gegen den Landesentwicklungsplan initiierte. „Beim Kies müssen wir dranbleiben. Es braucht eine breite Front. Eigentlich müssten alle sturmlaufen, wenn das Landeswassergesetz geändert wird und Auskiesung auch in Wasserschutzgebieten möglich wird.“

Der Blick in die Zukunft

Nächster PlanDass er in die Zukunft blickt, zeigt er mit seinem ehrgeizigen Plan, mit Hilfe der Müllverbrennungsanlage möglichst bald vorn zu sein beim Wasserstoff-Antrieb für städtische Fahrzeuge: „Ich halte E-Autos für eine Übergangs-Technologie.“

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Das Kamp-Lintforter Rathaus vergleicht er mit einem mittelständischen Unternehmen, in dem es fachlich und menschlich gut funktioniere, Vertrauen und Diskussionskultur groß geschrieben würden. Er ist sich im Klaren, dass vieles, was erreicht wurde, durch die absolute Mehrheit der SPD leichter wurde. Und er weiß, dass „sein Unternehmen“ nur noch beschränkt wachsen kann: „Aber wir können zusehen, dass es wegen der Demografie nicht einfach schrumpft.“

1000 neue Wohnungen sollen allein auf dem Laga-Gelände zum Quartier Friedrich-Heinrich werden. Den Bestand an bezahlbarem Wohnraum in Kamp-Lintfort findet Landscheidt „passabel“, aber ausbaufähig. Da verhält es sich ein bisschen so wie mit seinem Garten.