Kamp-Lintfort. Die Demonstration war Top-Thema beim Neujahrsempfang in Kamp-Lintfort. Christoph Landscheidt äußerte sich über die Ereignisse der letzten Tage.

„Ich bin sehr stolz auf meine Stadt, auf alle, die von nah und fern gestern dabei waren.“ Mit diesen Worten bedankte sich Bürgermeister Christoph Landscheidt beim traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Kamp-Lintfort am Sonntag bei den vielen Unterstützern der Demonstration am Samstag auf dem Prinzenplatz. Vor über 500 geladenen Gästen und bei verstärkter Polizeipräsenz bezog der Bürgermeister in seiner Ansprache Stellung zu den Ereignissen der letzten Tage. Am Ende standen die Gäste auf und spendeten ihm lang anhaltenden Applaus.

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„Ja, es stimmt, es ist schon ziemlich belastend – und das sage ich sehr offen und persönlich – in den Weiten des Internets als kriminellster Bürgermeister Deutschlands massiv angefeindet und bedroht zu werden, weil ich, wie auch andere Kollegen, im Europawahlkampf faschistische und volksverhetzende Plakate habe abhängen lassen und deswegen auch noch von der Justiz des Landes wegen Sachbeschädigung und Wahlfälschung bis zum heutigen Tag verfolgt werde“, sagte Landscheidt. Vielleicht sei es auch sein „juristisch-sportlicher Ehrgeiz“ gewesen, dann wenigstens von der Polizei des Landes bestätigt zu bekommen, dass er ein „erheblich gefährdeter Hoheitsträger sei“.

Mehr Gäste als sonst kamen in diesem Jahr zum Neujahrsempfang in die frisch sanierte Stadthalle.
Mehr Gäste als sonst kamen in diesem Jahr zum Neujahrsempfang in die frisch sanierte Stadthalle. © FFs | Markus Joosten

„Nicht mehr als eine Anekdote“

Auch wenn er heute bezweifele, dass er einen Waffenschein jemals in Anspruch nehmen würde, habe er die „lapidare Ablehnung“ durch die Polizei des Landes absolut inakzeptabel gefunden und daher eine gerichtliche Klärung gewollt. Landscheidt: „Die Anekdote mit dem Waffenschein – und mehr ist es nicht – ist in Wahrheit doch nur ein Nebenschauplatz, vielleicht am Ende eine notwendige Provokation.“ Das einzige, was wirklich helfe gegen Hass und Hetze, sei „das Grandiose, was gestern in in unserer Stadt Kamp-Lintfort passiert ist. Etwas, das mich zutiefst beeindruckt hat und wofür ich sehr dankbar bin.“

Er rief die Gäste des Neujahrsempfangs auf, sich bei der Kommunalwahl in diesem Jahr für die demokratischen Parteien und ihre Vertreter zu entscheiden. Ob er im September erneut für die SPD als Bürgermeister kandidieren wird, sagte er nicht. Seine Entscheidung werde er voraussichtlich am kommenden Donnerstag,16. Januar, auf einer Versammlung der SPD Kamp-Lintfort bekannt geben, so Landscheidt auf NRZ-Anfrage. CDU-Fraktionschef Simon Lisken kündigte auf Anfrage an, auch die CDU werde demnächst einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt benennen.

Die Zeit nach der Landesgartenschau

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Ganz bewusst machte Christoph Landscheidt zunächst auch nicht die anstehende Landesgartenschau zum Hauptthema seiner Ansprache, sondern die Zeit danach. Er wolle noch einmal die Gelegenheit nutzen um zu erklären, „warum wir diesen Aufwand betreiben und warum Sie seit Monaten durch Baustellen kurven“, so der Bürgermeister. Nicht nur, weil es das Image von Kamp-Lintfort weiter verbessere und die Stadt bekannter mache, sondern dass „nicht mal ein Jahrzehnt nach der Schließung der Zeche im Herzen der Stadt ein neuer Stadtteil entsteht.“ In Sachen Bahnanschluss werde die Stadt weiterhin alles tun, um zunächst einen Pendelverkehr zur Landesgartenschau anzubieten. Landscheidt: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“

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Hauptgesprächsthema des Tages in der Stadthalle blieb aber der Samstag, an dem auch viele Gäste des Neujahrsempfangs für die Demokratie auf die Straße gegangen waren. Schließlich hatte wohl niemand – auch nicht das Organisationsteam, das die Demonstration binnen kürzester Zeit in einem gewaltigen Kraftakt auf die Beine gestellt hatte – vorab mit einer so großen Resonanz gerechnet.