Kamp-Lintfort. Marion Baas-Hahn und Hans-Jürgen Falk bekamen für ihr ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Dass eine Frau eine Großfamilie versorgen und gleichzeitig ehrenamtlich hoch engagiert sein kann, das zeigt das Beispiel von Marion Baas-Hahn. Die 58-Jährige engagiert sich seit vielen Jahren für die Tafel in Kamp-Lintfort, einem gemeinnützigen Verein, der inzwischen 460 Haushalte und 1200 Menschen mit gespendeten Lebensmitteln und anderen Dingen versorgt. Dafür verlieh Landrat Dr. Ansgar Müller ihr jetzt im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Rathaus das Bundesverdienstkreuz.
Sie selbst, so der Landrat, habe manchen Schicksalsschlag überwinden müssen, eines ihrer Kinder erkrankte vor einigen Jahren schwer. Ihr Mann und sie hätten sich durch die Tafel kennengelernt. Er habe zehn Kinder, sie selbst sechs Kinder mit in die Ehe gebracht. „Finanziell wurde es öfters eng in der Familie“, berichtete Müller. Und so sei Marion Baas-Hahn zur Tafel gekommen. „Aber anstatt nur zu nehmen, engagierte sie sich sogleich bei der noch jungen Initiative.“ Marion Baas-Hahn bereite es große Freude, zusammen mit ihrem Team anderen Menschen zu helfen.
Die Tafel gibt es seit 2003 in Kamp-Lintfort, anfangs versorgte sie 50 Haushalte beziehungsweise Bedürftige mit Lebensmitteln. Wegen der rasant steigenden Nachfrage zog man später in die Räume des ehemaligen Lokals Schwarzer Diamant an der Friedrich-Heinrich-Straße um. Marion Baas-Hahn leitete lange Jahre als Koordinatorin die Geschicke der Tafel und ist auch heute noch aktiv im Team. Inzwischen kommen vor allem Rentner, Alleinstehende und Zuwanderer zur Tafel. „Frau Baas-Hahn ist sechs Tage in der Woche im Einsatz für die Mitmenschen“, unterstrich der Landrat.
Die Arbeit in der Lintforter Tafel ist auf Respekt aufgebaut
Zudem gebe es im angeschlossenen Café Austausch über Sorgen und Nöte der Betroffenen. „Dies immer mit Respekt und auf Augenhöhe“, unterstrich Müller. Woher sie all die Energie nehme, wisse er nicht, meinte Müller. Doch sei dies ein Glück für die anderen. Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für die Geehrte solle Ansporn sein für andere, so viel wie möglich zurückzugeben. https://www.nrz.de/staedte/moers-und-umland/kamp-lintfort-corona-schweisst-die-jugendlichen-zusammen-id229119126.html
Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt fügte „ein Dankeschön für unsere Stadt“ hinzu. Dass hierzulande niemand hungern müsse, stimme nur bedingt.
„Viele Menschen mit Problemen sind hinzugekommen, auch immer mehr Alleinerziehende“, erklärte er. Landtagsabgeordneter Renée Schneider (SPD) hatte Marion Baas-Hahn für den Orden vorgeschlagen. Er unterhält langjährige Kontakte zur Tafel.
Schneider merkte auch an, dass die Ehrung sich auch an den verstorbenen Gründer der Tafel, Helmut Köhler, richte. Marion Baas-Hahn selbst gab sich bescheiden: „Der Orden bestätigt mich in meiner Arbeit. Er soll andere ermutigen, sich auch einzusetzen.“ Sie dankte zudem den rund 50 Mitstreitern, ohne die die Hilfe der Tafel nicht möglich sei.
Sein langjähriger Einsatz im Verein „Helfende Hand“ führte Hans-Jürgen Falk unzählige Male nach Bosnien
Mit Hans-Jürgen Falk wurde ein weiterer ehrenamtlich engagierter Kamp-Lintforter im Rathaus mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Falk leistete nach dem Ende des Bürgerkrieges auf dem Balkan von 1995 bis 2018 humanitäre Hilfe für bedürftige Menschen in Bosnien durch den Verein Helfende Hand. Seit 2001 war er Vorsitzender der Gemeinschaft. Der stellvertretende Landrat, Heinrich Heselmann (SPD), nahm die Auszeichnung vor.
Mit hohem Zeitaufwand sammelten Falk und seine Mitstreiter Lebensmittel und vieles andere, sorgten für die Lagerung der Waren und für den Transport, wobei sich auch regionale Unternehmen als Sponsoren engagierten. Über 50 Hilfstransporte auch mit Kleidung und medizinischen Geräten und Möbeln gingen so an notleidende Menschen im Norden Bosniens.
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Auf Freizeit und Urlaub habe Falk für die Hilfe verzichtet. Kost und Logis während der Transporte hätten alle Helfer selbst bestritten. „So ein Engagement sucht seinesgleichen“, sagte Heselmann. Zudem seien Krankenhäuser, Schulen und Waisenhäuser unterstützt worden. Und als die Tochter der langjährigen Dolmetscherin an Krebs erkrankte, habe der Verein 11.000 Euro für die erfolgreiche Behandlung aufgebracht. Leider hätten am Ende hohe Steuern und Abgaben die Mühen zunichte gemacht. 2018 sei die Hilfe eingestellt worden, so Heselmann. https://www.nrz.de/staedte/moers-und-umland/grenzaerger-helfende-hand-moers-stoppt-bosnien-hilfe-id226844609.html
Bürgermeister Landscheidt bedankte sich bei Falk und erinnerte an die Jahre, als die Stadt über 3000 Menschen aus Jugoslawien aufgenommen hatte. Der Ordensträger selbst dankte, sichtlich gerührt, auch seinen zahlreichen Mitstreitern und seiner Familie, die ihn immer unterstützt hätten.