Kamp-Lintfort. Wegen Corona musste auch das SCI-Jugendcafé schließen. Die Jugendlichen haben aus der Not eine Tugend gemacht: Sie engagieren sich ehrenamtlich.
Sie arbeiten auf dem Feld als Erntehelfer, erledigen die Einkäufe für ältere Menschen oder engagieren sich bei der Tafel: Zwar können sich die Jugendlichen, die sich sonst im SCI-Jugendcafé an der Moerser Straße treffen, dort aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht sehen, aktiv sind sie und der Einrichtungsleiter Milan Djuric trotzdem. Sie unterstützen ehrenamtlich verschiedene Projekte und Einrichtungen im Kamp-Lintforter Stadtgebiet.
Einkäufe für ältere Menschen
„Als der Aufruf kam, dass Erntehelfer fehlen, habe ich den Jugendlichen vorgeschlagen, den Landwirten zu helfen. Viele Jugendliche haben durch die Corona-Krise ihren eigentlichen Nebenjob verloren und sich deshalb schnell bereiterklärt zu helfen“, erzählt Djuric. Also fragte er bei Bauern an, ob diese Unterstützung benötigen. „Die Nachfrage ihrerseits war bisher aber verhalten. Darauf warten bringt auch nichts, deshalb haben wir eine weitere Aktion gestartet.“
Als Einkaufshelfer erledigen die Jugendlichen Einkäufe für ältere Menschen. Schnell entstand eine gute Dynamik. Rund 50 Jugendliche sind der gemeinsamen Whatsapp-Gruppe beigetreten, über die Djuric die verschiedenen Tätigkeiten koordiniert. „Ich bin schon ein bisschen überrascht, wie gut sich das entwickelt“, gesteht der Einrichtungsleiter.
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Währenddessen haben sich Anwohner bei der Tafel darüber beschwert, dass im Innenhof der Tafel die Papier- und Kartonberge immer höher wurden. Kurzerhand beschlossen die Jugendlichen, den Berg in einen Bus zu laden und zu entsorgen – und das war nicht die einzige Aktion. Sie sind als Helfer dort geblieben. Seit mehr als zwei Wochen packen mehrere Jugendliche täglich bei der Tafel, die von der Grafschafter Diakonie betrieben wird, mit an, sortieren die Lebensmittel und helfen bei der Ausgabe mit.
Die Hilfe kommt gut an
Elias und Idrissa gehören zum Beispiel zum Helferteam. „Wir haben derzeit keine Arbeit und können so etwas unterstützen. Es macht sehr viel Spaß“, sagt der 28-jährige Elias. Wenn Essensausgabe ist, arbeiten die Jugendlichen fünf bis sechs Stunden, an anderen Tagen rund drei Stunden. „Sie können so lange helfen, wie sie wollen. Es wird niemand gezwungen zu bleiben“, erklärt der Leiter des Jugendcafés.
Bei der Tafel wurde die ehrenamtliche Unterstützung natürlich begrüßt – auch, weil einige Mitarbeiter ausfallen, da sie zur Corona-Risikogruppe gehören. „Es fällt viel Arbeit an, da kommt die Hilfe sehr gut“, betont Jürgen Voß, Standortleiter der Grafschafter Diakonie in Kamp-Lintfort. Die Jugendlichen sind durchschnittlich zwischen 19 und 28 Jahre alt. „So langsam finden auch die Jüngeren einen Zugang zu den ehrenamtlichen Projekten. Es findet ein Umdenken statt und die Älteren nehmen eine Vorbildfunktion ein“, stellt Djuric fest.
Er geht davon aus, dass einige der Projekte auch nach der Corona-Krise bestehen bleiben und neue Ideen daraus resultieren. „Die Corona-Pandemie hat die Jugendlichen auf jeden Fall enger zusammengeschweißt. Das ist wirklich etwas Positives.“
Aktuell gibt es noch mehr gute Nachrichten: Ab kommenden Montag, 18. Mai, wird das SCI-Jugendcafé unter eingeschränkten Bedingungen und Einhaltung der Hygienevorschriften den offenen Betrieb wieder aufnehmen. Bis zu zehn Jugendliche dürfen sich zeitgleich im Café aufhalten, der Mindestabstand von 1,5 Metern muss eingehalten werden .