Kamp-Lintfort. Der neue Slogan für die Kommunalwahl im September ist der alte. Aber viele Bürger teilten das Gefühl mit ihnen, glauben die Sozialdemokraten.
Im Rahmen der Vorstellung des Wahlprogramms der SPD am Freitag zeigte sich auch Bürgermeister Christoph Landscheidt über die neue Partei Libra irritiert, die erstmals um Wählerstimmen bei der Kommunalwahl wirbt: „Das Mindeste, was ich erwartet hätte, wäre, das man miteinander spricht.“
Dem war wohl im Vorfeld nicht so, denn auch für Fraktionschef Jürgen Preuß kam die mit augenscheinlich mehrheitlich türkischstämmigen Bewerbern besetzte Gruppierung „wie Kai aus der Kiste“. Der SDP-Vorsitzende René Schneider kritisiert: „Wenn ich nur meine türkische Community um mich schare – konstruktiv ist das nicht.“ Immerhin geht es laut ihren Schätzungen um viereinhalb- bis fünftausend Wahlberechtigte, die sich angesprochen fühlen könnten.
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Dabei betonte das Spitzentrio der SPD im Gespräch mit der Presse immer wieder, wie wichtig die absolute Mehrheit in den vergangenen Jahren gewesen sei, um wichtige Vorhaben voranzubringen. Die Politiker nannten als Beispiel: „Sonst wäre die Laga nicht eröffnet worden.“ Oder den Erhalt des Zechenturms, über den sie froh sind.
Nur der Stadtplan ist analog
Und der Wahlkampf 2020 gestalte sich ohnehin schon als etwas, das „wir alle noch nicht erlebt haben“. Corona mache Besuche bei Festen unmöglich, eigene Feste sowieso, Info-Stände sind ebenso kein Mittel der Wahl, um mit den Kamp-Lintfortern über Politik ins Gespräch zu kommen, wie Haustür-Besuche. Das Digitale wird eine große Rolle spielen müssen, wohl oder übel. Dass die SPD aber auch ganz analog kann und will, zeigt sie in ihrer Broschüre: Vor sechs Jahren als unmodern ausgemustert, gibt es nun wieder einen Stadtplan aus Papier zum Ausreißen für die Handtasche oder das Handschuhfach.
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Wer mehr über seinen Kandidaten im Wahlbezirk wissen will, muss sich zunächst mit einem QR-Code behelfen, der auf den Plakaten zu finden ist. Darüber gibt es dann ein Video zu sehen. Auf Facebook und Instagram wolle man präsent sein, erläuterte René Schneider.
Stadtentwicklung macht Spaß
Der alte Slogan ist der neue: „Stolz auf Kamp-Lintfort“ ist die SPD noch immer. „Und zwar nicht, weil wir hier zufällig geboren wurden, sondern weil wir als Politik hier viel bewegt haben in den letzten Jahren“, differenziert Jürgen Preuß. Und die Bürger hätten anscheinend das gleiche Gefühl.
Jetzt sei man an einem Punkt, an dem „die Entwicklung explodiert“, findet der Fraktionschef, der auch Vorsitzender im Stadtentwicklungsausschuss ist. „Ein Thema, das fast nur Spaß macht.“
Gleichwohl gibt es bei den Sozialdemokraten auch den Blick nach vorn, obwohl „konsolidieren für mich nix Negatives ist. Wir bauen hier gerade einen neuen Stadtteil“, wie der amtierende Bürgermeister betont. Eines seiner Lieblingsthemen ist die Wasserstoffmobilität, für die er hohes Potenzial durch die Müllverbrennungsanlage Asdonkshof sieht, die den Wasserstoff produzieren könnte. Auch hofft er immer noch, dass die Bahn doch noch früher kommen kann als 2026.
Nach der Laga ist vor der IGA
Die Internationale Gartenschau im Ruhrgebiet könnte erneut ein Motor für die Stadt Kamp-Lintfort sein, ist Landscheidt sicher. Idealerweise sollte der gesamte Niederrhein dabei mitziehen.
Bezahlbarer Wohnraum werde ein großes Thema bleiben. Deshalb wurde jüngst eine städtische Gesellschaft gegründet, die im Notfall selbst etwas bewegen kann, statt auf Investoren warten zu müssen. Für Jürgen Preuß steht das Thema Fahrrad ganz oben auf der Agenda.