Moers. Kaum zu glauben: Die Arbeiten zum Einbau der Aufzüge am Moerser Bahnhof haben überraschend begonnen. Fahren sollen die Lifte auch bald.

Man mag es kaum glauben, aber: Am Bahnhof werden die Aufzüge eingebaut. In diesen Tagen haben die Arbeiten begonnen. Die Bahn erwartet die Inbetriebnahme der Lifte im dritten Quartal. Dieses Jahres, wohlgemerkt.

Dies zu betonen hat durchaus seine Berechtigung. Denn auch sechs Jahre nach dem ersten Spatenstich und eineinhalb Jahre, nachdem die Projektpartner Enni und Stadt Moers ihren Teil des Jobs erledigt haben, sind die Bahnsteige noch nicht barrierefrei. Reisende müssen ihre Koffer mühsam über Treppen schleppen. Bahnkunden, die mit Kinderwagen unterwegs sind, müssen jemanden suchen, der ihnen beim Tragen hilft. Eine Zumutung ist der Bahnhof auch für Menschen mit Rollator, und Rollstuhlfahrer sind in Moers komplett ausgeschlossen. Sie müssen auf die Bahnhöfe anderer Städte ausweichen.

Arbeiten zum Einbau der Aufzüge wurden 2019 unterbrochen

Nun ist es tatsächlich losgegangen. Je ein Aufzug wird künftig zu den Bahnsteigen führen. Genutzt werden dazu zwei alte Schächte, in denen früher Lastenaufzüge verkehrt sind. Die bauausführende Firma, so erklärt eine Sprecherin der Bahn auf NRZ-Anfrage, wird zunächst die Schachtgerüste montieren. Danach gehe es mit dem Einbau verschiedener Komponenten – Kabine, Technik – weiter. Abschließend folgen diverse Abnahmen der Lifte, die übrigens groß genug für den Transport eines Fahrrades sein sollen, durch die Bahn und den TÜV. „Derzeit planen wir, die Aufzüge im dritten Quartal 2020 in Betrieb zu nehmen“, kündigt die Bahnsprecherin an. Die Treppen wurden bereits zum Teil saniert. Die Treppenwangen sollen noch modernisiert werden, derzeit werden verschiedene Varianten geprüft.

Eigentlich sollten die Aufzüge längst fahren. Die beiden so genannten „Aufzugmundhäuser“ auf den Bahnsteigen, in denen die Liftfahrten enden, sind bereits im vergangenen Jahr fertiggestellt worden. Auch mit dem Einbau der Technik war damals schon begonnen worden. Doch offenbar hatte sich seitens der Bahn vorher niemand die Schächte genauer angesehen, so dass die Baufirma eine böse Überraschung erlebte: Die Innenwände der Schächte waren, anders als üblich, nicht komplett betoniert, sondern teilweise gemauert. Die Technik konnte so nicht eingebaut werden Die Arbeiten wurden jäh gestoppt.

Stadt Moers: Endlich wird ein Missstand beseitigt, der uns lange ärgert

Was – auch mit Blick auf das gesamte Projekt – bekanntlich nicht zum ersten Mal passierte. Als sich herausstellte, dass die Feuchtigkeitsschäden an Decken, Wänden und Stahlträgern größer waren als erwartet, war die Baustelle mehr als ein Jahr blockiert, weil die Bahn – obwohl Eigentümerin des Tunnels – darauf bestand, dass Enni Schadensbeseitigung und Sanierung zu zahlen habe.

Der Technische Beigeordnete der Stadt, Thorsten Kamp, zeigt sich erleichtert: „Ich bin sehr froh, dass es jetzt tatsächlich losgeht, vor allem, da wir als Stadt in den letzten Jahren viel für einen attraktiven Bahnhof getan haben. Damit beseitigt die DB endlich einen Missstand, der uns schon sehr lange ärgert“, schreibt Kamp auf Anfrage. „Eine gute Nachricht für alle, die bequem zum Gleis wollen, trotz Gehbehinderung, einem Kinderwagen oder Fahrrad.“

Auch interessant

Zufriedenheit herrscht auch bei der Enni, dass es am Bahnhof weitergeht. Mit der Baustelle hat das Unternehmen nichts mehr zu tun. Allerdings schickt es von montags bis freitags einen Mitarbeiter mit einem Elektrosauger durch den Tunnel. Zudem wird auf Graffiti kontrolliert. Das Problem, so ein Sprecher, sei aber nicht mehr so groß wie noch vor eineinhalb Jahren.