Moers. Die Inbetriebnahme der Aufzüge am Moerser Bahnhof wird erneut verschoben. Offenbar bargen die Liftschächte für die Bahn eine Überraschung.
Die Arbeiten am Moerser Bahnhof scheinen tatsächlich zu einer unendlichen Geschichte zu werden. Jetzt hat die Deutsche Bahn die Inbetriebnahme der beiden Aufzüge erneut verschoben. Die Lifte zu den Bahnsteigen werden nicht im ersten, sondern frühestens im dritten Quartal kommenden Jahres fahren, teilt das Unternehmen auf NRZ-Anfrage mit. Der Grund: Die mit dem Einbau beauftragte Firma hat in den Aufzugschächten eine Überraschung erlebt. Die Treppen bleiben demnach vorerst für viele ein großes, für manche auch ein unüberwindliches Hindernis.
Bereits vor einem Jahr haben Enni und die Stadt Moers ihren Teil der Arbeiten – Personentunnel inklusive Durchstich zur Lotharstraße – fertiggestellt. Schon damals war die Enttäuschung darüber groß, dass die Bahn mit dem Einbau der Aufzüge nicht gleich danach loslegte.
Arbeiten an den Aufzügen mussten abgebrochen werden
Immerhin haben kürzlich doch die Arbeiten begonnen. Die oberen Teile der Schächte, die so genannten Aufzugsmundhäuser auf den Bahnsteigen, sind erstellt worden. Auch mit dem Einbau der Maschinentechnik habe die ausführende Firma begonnen, berichtet ein Sprecher der Bahn in einer schriftlichen Stellungnahme.
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Die Arbeit habe aber „unplanmäßig abgebrochen werden“ müssen. Es habe sich herausgestellt, „dass für die Montage der Aufzüge weitergehende Anpassungen an den vorhandenen Schächten erforderlich sind“, begründet das Unternehmen den Stopp.
Innenwände am Moerser Bahnhof nicht wie üblich betoniert
Etwas konkreter: Die beiden Schächte sind nicht neu, sie waren schon vor dem Umbau vorhanden und wurden früher für Lastenaufzüge genutzt. Üblicherweise, so heißt es bei der Bahn auf telefonische Nachfrage, seien die Innenwände betoniert. Jetzt habe man festgestellt, dass dies für die Moerser Schächte nicht gilt: „Die sind gemauert, und da kann man die Aufzugstechnik nicht ohne weiteres einbauen“, erläutert der Bahnsprecher.
Deshalb müsse jetzt „neu geplant, bestellt und gebaut werden“. Alle Beteiligten arbeiteten „unter Hochdruck“ an einer Lösung. Man gehe davon aus, „dass die Aufzüge voraussichtlich im dritten Quartal 2020 fertiggestellt sein werden.“ Die Frage, warum man sich die Schachtmauern erst jetzt richtig angeschaut hat, lässt die Bahn offen.
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Für Bahnkunden mit Rollator oder Kinderwagen eine Zumutung
Der Stopp löst allenthalben Kopfschütteln aus. Kirsten Wortmann, Behindertenkoordinatorin der Stadt Moers, spricht von einem „höchst peinlichen Vorgang“. Immer wieder werde man vertröstet. Die Treppen seien für alle Bahnkunden mit Rollator oder Kinderwagen eine Zumutung. Rollstuhlfahrer, so Wortmann, werden in Moers immer noch komplett ausgeschlossen und müssen per Bus oder Taxi zu Bahnhöfen in anderen Städten fahren, um einen Zug besteigen zu können. Thorsten Kamp, Technischer Beigeordneter der Stadt, zeigt sich „fassungslos“.
Statt sich zu einer echten Alternative zum täglichen Pendler-Chaos auf den Autobahnen zu entwickeln, produziert die Bahn Frust bei denen, die sie nutzen wollen. Kamp: „Wenn ich sehe wie lange die Bahn mit zwei Aufzügen beschäftigt ist, wird mir Angst und Bange bei dem Gedanken, was das Unternehmen eigentlich an massiven Infrastrukturaufgaben zu bewältigen hat, wenn es mit der Verkehrswende klappen soll.“