Moers. Weil Großveranstaltungen nun bis Ende bis Oktober verboten sind, wird in Moers eine Kirmes-Variante zum Thema: die „eingezäunte Kirmes auf Zeit“.

Sie sprechen vom „Supergau“, von „Unverschämtheit“. Die Schausteller sparen nicht mit Superlativen der negativen Art, wenn sie darauf angesprochen werden, dass Großveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie nicht mehr nur bis Ende August, sondern nun bis Ende Oktober verboten bleiben sollen. Diese Entscheidung von Bund und Ländern trifft, wie berichtet, die Moerser Kirmes, die vom 4. bis 8. September geplant war.

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Ganz aufgegeben haben sie das Volksfest noch nicht,denn solche Veranstaltungen sollen erlaubt swerden, wenn die Hygieneregeln eingehalten und Kontakte zurückverfolgt werden können. Der Moerser Schausteller Michael Zajuntz etwa blickt gespannt auf ein Gespräch, das er mit Kollegen in der kommenden Woche beim Veranstalter der Kirmes, der Moers Marketing, haben wird. Dort soll unter anderem erörtert werden, ob die Kirmes als eine Art fünftägiger Freizeitpark veranstaltet werden kann, wie es gerade Düsseldorf und Dortmund vorhaben. „Das ist nichts anderes als eine eingezäunte Kirmes“, sagt Zajuntz. Am Ein- und Ausgang müsse man den Zustrom der Besucher mit Sicherheitspersonal regeln. Denkbar wäre das aus seiner Sicht am Kastell, Friedrich-Ebert-Platz, Neumarkt und am Kö – theoretisch. Zajuntz warnt vor zu großen Erwartungen. Man stehe „ganz am Anfang“ der Diskussion, es sei auch fraglich, ob diese Volksfest-Variante überhaupt wirtschaftlich sei: „Das müssen wir erst durchrechnen.“ Zudem wäre es „nicht die Moerser Kirmes, wie wir sie kennen.“

Andererseits: Die Schausteller hatten ihre letzten Einnahmen im Dezember, als die Weihnachtsmärkte zu Ende gingen. Danach kam die übliche Winterpause – und dann der Corona-Lockdown. Allein Michael Zajuntz fehlen bis Ende August rund 40 Veranstaltungen wie Kirmessen, Stadtfeste oder Feierabendmärkte, auf denen seine Fahrgeschäfte und Buden stehen sollten: „Wir greifen nach jedem Strohhalm“, sagt er. „Ich weiß von Betrieben, denen das Wasser bis zum Hals steht.“ Zajuntz’ zwölf Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.

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Auch Schausteller Mike Bengel sieht die Situation mit großer Sorge. Er hatte wie viele andere nach den Absagen der Großveranstaltungen unter anderem in Crange, Beeck und Düsseldorf auf die Kirmessen in der Moers, Dinslaken und Bocholt gesetzt. Er habe, erklärt Bengel, tatsächlich mit einem Moerser Kollegen schon einmal über die Alternative einer eingezäunten Kirmes gesprochen, berichtet er. Sie hätten das aber nicht weiterverfolgt, weil sie zu dem Zeitpunkt noch davon ausgegangen waren, dass die Moerser Kirmes in ihrer gewohnten Form würde stattfinden können.

Wie Bengel ankündigt, will der Deutsche Schaustellerbund gegen das Verbot von Großveranstaltungen bis Ende Oktober klagen.

Die Stadt erklärte auf Anfrage, Bürgermeister Christoph Fleischhauer und Michael Birr, Geschäftsführer der Moers Marketing GmbH und Veranstalter der Kirmes, hätten sich abgestimmt. Man werde sich die neue Verordnung anschauen und dann sehen, was möglich ist. Gemeinsames Ziel sei, ein „sicheres“ Angebot zu schaffen, sofern das finanzierbar sei.