Am Niederrhein. Die Nachfrage nach Kleingärten in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn boomt wie lange nicht mehr. Die Vereine führen bereits Wartelisten.
Es ist noch nicht lange her, da waren Kleingärten aus der Mode. Die Gärtner auf den Parzellen waren so etwas wie eine aussterbende Art. Seit der Corona-Krise hat sich das gründlich geändert. „Solch einen Boom hatten wir seit über zehn Jahren nicht mehr“, erklärt Karin-Ursula Naschenweng, Vorsitzende des Kleingartenvereins Repelen/Rheim zur Nachfrage nach einem Stückchen Ackerland.
Auch Wilfrid Rywka vom Stadtverband Kamp-Lintfort der Kleingärtner ist hoch erfreut: „Die Kleingartenkultur ist gerettet“, beschreibt er das unerwartete Aufblühen der Kleingartenvereine. „So schnell habe ich noch nie neue Parzellen verpachtet“, meint Naschenweng zur Lage.
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Was früher oft nur sehr schleppend ging und über ein Jahr dauerte, gehe heute in zwei Wochen über die Bühne. „Der Garten muss ja geschätzt werden, auch die Hütten haben ihren Wert. Am Ende muss auch der Vorstand dem neuen Mitglied zustimmen“, sagt Naschenweg. Das alles störe die aktuellen Interessenten wenig. „Es gibt sogar schon eine Warteliste bei uns, falls mal etwas frei werden sollte.“ Denn viele Menschen scheuten wohl das Reisen, da sei ein eigener Garten eine gute Alternative.
Frei wird aber in diesen Zeiten kaum noch eine Parzelle. „Die alten Mitglieder wollen nicht raus. Der Garten ist ein großes Stück Lebensqualität in Corona-Zeiten“, schildert Markus van der Ende vom Kleingartenverein Unsere Scholle in Neukirchen-Vluyn. Viele Interessenten kämen derzeit, um sich umzusehen. „Sie sind hellauf begeistert und möchten händeringend einen Garten pachten. Und ich muss sie leider alle vertrösten“, bedauert der Vorsitzende. Dies, obwohl der Verein über 108 Parzellen an drei Standorten in der Stadt verfüge. „Das macht zusammen acht Fußballfelder Land.“
Ein Drittel der Parzelle bleibt dem Anbau von Obst und Gemüse vorbehalten
Das Pachten einer der 166 Parzellen in Kamp-Lintfort – verteilt auf sechs Vereinsanlagen – ziehe aber auch Verpflichtungen nach sich, wie Wilfried Rywka betont. „Es muss auch an der Anlage selbst gearbeitet werden. Und wir wollen, dass wenigstens ein Drittel der Parzelle dem Anbau von Obst und Gemüse dient.“ Dies sei auch der Wunsch des Landesverbandes. „Sonst ist es ja kein Kleingarten mehr.“
Trotz dieser Bedingungen sei die Nachfrage riesig. Zu 90 Prozent seien es Familien, die einen Garten suchten, so Rywka. Und er hat festgestellt: „Auch viele ausländische Menschen interessieren sich für einen Garten. Gerade sie schätzen die leckeren, selbst angebauten Produkte. Sie sind sehr engagiert.“
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300 bis 500 Quadratmeter groß sind die Parzellen in Kamp-Lintfort. Sie kosten je nach Hütte und Pflegezustand 2000 bis 5000 Euro bei der Übernahme durch einen Nachfolger. „Wenn’s ein solides Steinhäuschen gibt, kann der Garten bis zu 8000 Euro kosten.“
Zehn Kleingartenvereine und 450 Parzellen gibt es in Moers, ohne die Saisonparzellen gerechnet. Henny Großbongardt vom Stadtverband Moers der Kleingärtner hat noch andere Nebenwirkungen der Corona-Krise bemerkt: „Alle sind froh, ihren Garten zu haben. Ich schätze mal, dass jeder Dritte seinen Garten und die Laube renoviert hat. Ich übrigens auch. Alles wird aufpoliert, die Leute haben ja Zeit dafür und wissen den Wert ihrer grünen Oase sehr zu schätzen. Ein Glück auch – das war ja mal ganz anders“, freut sich die stellvertretende Vorsitzende.