Moers. Kein Publikum, das in der Halle den Künstlern Applaus spendet? Klangkünstler Achim Zepezauer und Wolfgang van Ackeren griffen ins Klangarchiv.

Die Idee war ebenso ungewöhnlich, wie ambitioniert: Wenn schon kein Publikum in der Halle den Musikern Beifall spenden kann, dann sollte ein ganz besonderer Applaus vom Band kommen und in seiner Intensität möglichst direkt die Reaktionen der Fangemeinde an den Bildschirmen draußen widerspiegeln. Zwei Wochen lang hatte Klangkünstler Achim Zepezauer dafür im Vorfeld das Moers-Festival-Archiv durchforstet, um passenden Applaus aus 48 Jahren Festivalgeschichte zu sammeln

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Über 200 Applaus-Sequenzen hat der Künstler schließlich aus dem Material herausgeschnitten. Hauptkriterium: „Die Brauchbarkeit“, erzählt Zepezauer . „Der Beifall musste lang genug sein und ohne Ansage. Ich versuche dann, die Likes im Streaming abzugleichen und zu reagieren.“ Das mit Tim Isfort entwickelte Konzept spiegele den Charakter des Moers Festivals wieder, findet der Künstler. Und der fordere dazu auf, es nicht einfach wie in einer x-beliebigen Fernsehshow zu machen: „Der Applaus soll auch überraschen.“

So erfuhren Bands und Zuschauer, welcher Applaus zu hören war.
So erfuhren Bands und Zuschauer, welcher Applaus zu hören war. © FFS | Ulla Michels

So haben er und sein Kollege Wolfgang van Ackeren auch Beifall aus den kleinen, intimen Moersify-Konzerten der vergangenen Jahre benutzt, der eigentlich gar nicht in eine Halle passt. Oder einfach mal einen rauschenden Wasserfall eingespielt: „Das hat halt auch Humor und darf für Irritationen sorgen.“

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Wer welchen Applaus bekam, stand nicht zwingend in einem besonderen Kontext. Nur beim Auftritt von „The Dorf“ passte es perfekt – die Big Band bekam den Applaus, den sie sich selbst bei ihrem Auftritt 2013 erspielt hatte. Ansonsten habe man bewusst vermieden, Bands nach ihren Applauswünschen zu fragen, so Zepezauer.

Wie er seinen eigenen Auftritt mit „The Dorf“ in der Halle ohne Publikum empfunden habe? „Wir sind ja eine große Band, da fällt das weniger auf. Und die Leute, die da sind, reagieren ja doch. Man spürt schon etwas.“