Wesel/Hamminkeln. Zwei Pflegeheime des Evangelischen Krankenhauses haben spezielle Abschiedsräume eingerichtet, damit Angehörige die Bewohner besuchen können.

Am Mittwoch will sich NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zum Besuchsverbot in Seniorenheimen äußern. Ganz egal, ob Lockerungen kommen oder nicht: Die letzten Stunden ihres Lebens müssen die Bewohner der Einrichtungen Kiek in den Busch in Wesel und Christopherus-Haus in Hamminkeln nicht ohne ihre Angehörigen verbringen.

Beide Einrichtungen des Evangelischen Krankenhauses Wesel haben dafür einen Abschiedsraum eingerichtet, der für die Verwandten erreichbar ist, ohne die Wohnbereiche zu betreten.

Denn das Anliegen, den Senioren am Lebensende den Beistand der Familien zu ermöglichen, hat einen hohen Stellenwert für den Heimträger, erklärt André Gorres, Leiter des Geschäftsbereiches Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Das gelte auch für die Palliativteams wie beispielsweise das 24 Stunden erreichbare SAPV-Team. Im Willibrordi-Heim sei man noch dabei, einen passenden Raum zu finden.

Palliativ-Team hilft, Leiden zu lindern

Im Haus Kiek in den Busch in Wesel wurde beispielsweise ein früherer Pausenraum für Mitarbeiter hergerichtet. Der Vorteil: Er liegt im Erdgeschoss, ist schnell erreichbar und hat einen eigenen Sanitärbereich. „Wir gehen auf die Angehörigen zu und gestalten den weiteren Ablauf“, erklärt Gorres. Heimleiterin Manuela Siracusano beschreibt das Vorgehen, wenn der Abschied naht: Bei Bedarf werde die Hospiz-Initiative mit ins Boot geholt.

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Ebenso das SAPV-Team, das helfen kann, Leiden in der letzten Lebensphase zu lindern, wie die ärztliche Koordinatorin Martina Schlott erklärt. „Sterben mit hoher Symptomlast ist für uns inakzeptabel.“ Der Hausarzt werde eingebunden, die Versorgung untereinander besprochen.

Besuch der Angehörigen entlastet auch das Pflegeheim

Die Angehörigen können den Bewohner im Abschiedszimmer besuchen – unter Einhaltung der Hygienevorschriften und einzeln. Auch die Bezugspfleger des Heimes kümmern sich weiter um den Menschen. Eine Beschränkung der Besuchszeiten für Angehörige gibt es nicht. „Wir möchten auch nicht, dass die Menschen alleine sterben und der Besuch der Angehörigen ist eine Entlastung für uns“, sagt die Heimleiterin. Voraussetzung ist, dass Besucher keine Krankheitssymptome zeigen. Hier gibt es mehr aus Wesel, Hamminkeln und Schermbeck

Um das Besuchsverbot für die 108 Bewohner des Hauses Kiek in den Busch etwas zu erleichtern, bietet das Seniorenheim übrigens jetzt auch Videotelefonate an.

Videotelefonate für Bewohner

Auf fünf gespendeten Tablets und Notebooks können die Bewohner ihre Verwandten beim Telefonieren sehen. Eine Reihe von Gesprächen wurde schon geführt, zum Teil sehr emotional, berichtet Manuela Siracusano. „Ich hatte befürchtet, dass viele Tränen fließen.“ Das war auch der Fall – doch es waren zum Glück eher Freudentränen, so die Heimleiterin. Sie ist froh über das neue Angebot, auch wenn es persönlichen Kontakt nicht ersetzen kann.

>> Noch keinen Corona-Infektionsfall

Bisher gab es in den vom Evangelischen Krankenhaus verwalteten Pflegeheimen Kiek in den Busch, Haus am Willibrordiplatz und Christopherus-Haus Hamminkeln mit insgesamt 280 Bewohnern keine bestätigte Covid 19-Infektion. Rund 40 Verdachtsfälle wurden getestet. Die Versorgung mit Schutzmaterial ist gesichert, die Beschaffung jedoch weiterhin aufwändig, sagt André Gorres.