Moers/Rheinberg. In Wohnheimen für Menschen mit Handicap sind die Mitarbeiter besonders gefordert. Wie eine Einrichtung in Moers durch die Corona-Krise kommt.
Im Kardinal-von-Galen-Haus (KVG) in Moers sind dieser Tage kreative Ideen gefragt. Denn wie überall im Land herrschen auch in dem Wohnheim für Menschen mit Behinderung die Kontaktsperre und dazu Besuchsverbote. Eine Aufgabe der Einrichtung ist, den Bewohnern die Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen - was aber tun, wenn das soziale Leben in Zeiten des Coronavirus still steht?
Mitarbeiter halten die Stimmung hoch
Unter der Leitung von Stephanie Meischatz leben 41 Bewohner im KVG. Manche sind bereits verrentet, die anderen arbeiten in den Werkstätten, die (wie auch das Haus) von den Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) betrieben werden. Eigentlich. Seitdem diese geschlossen sind, geben die Mitarbeiter im Wohnheim ihr bestes „um hier die Stimmung hoch zu halten“, erklärt Stephanie Meischatz.
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Die Werkstätten gibt es unter anderem in Moers, Rheinberg und Duisburg-Rheinhausen. Wohnheime befinden sich zudem noch in Kamp-Lintfort, Rheinberg und Sonsbeck.
Denn neben der Arbeit fallen Besuche von Angehörigen, Ausflüge oder auch der gemeinsame Einkauf fürs Mittagessen weg. Eigentlich sollte demnächst ein Tagesraum neu eingerichtet werden, dafür waren Fahrten in Möbelhäuser geplant. „All diese Dinge sind jetzt ein No-Go“, sagt Stephanie Meischatz.
Mit Arbeit, Spaß und Ablenkung durch die Krise
Aber das Wohnheim hilft sich mit zum Teil ungewöhnlichen Lösungen, einer Mischung aus „Arbeit, Spaß und Ablenkung“, wie Stephanie Meischatz erklärt: „Im Keller haben wir uns eine kleine Produktionsstraße eingerichtet.“ Dorthin würden nun die Arbeitsprozesse verlegt, für die es keine Maschinen braucht. Kerzen, Seifen und spezielle Stecksysteme entstehen in diesem ungewöhnlichen Homeoffice.
„Soziale Teilhabe heißt ja auch, eigenes Geld auszugeben“, erläutert die Leiterin des KVG weiter. Weil das aber außerhalb gerade nicht geht, sind die Mitarbeiter kreativ geworden, haben kleine „Verkaufskioske auf Rädern“ improvisiert, mit denen sie nun durch die Häuser ziehen. „Diese Idee kam aus Rheinberg“, erzählt Meischatz weiter. „Wir tauschen uns mit den anderen Häusern aus.“
Mitarbeiter geben alles: bisher noch kein "Lagerkoller"
Bisher, erzählt sie, sei es noch nicht zum großen „Lagerkoller“ gekommen und das sei vor allen den Mitarbeitern zu verdanken: „Sie halten die Stimmung sehr unaufgeregt und sehr liebevoll ruhig.“ Zudem hätten viele Mitarbeiter aus den Werkstätten nach deren Schließung auch ihre Hilfe in den Wohnheimen angeboten.
Dabei haben sie es nicht leicht: „Wenn ich nie sicher sein kann: Wie arbeite ich nächste Woche? Dann ist das eine große Belastung“, so Meischatz weiter. Vor allem da manche Mitarbeiter sich auch noch um die Betreuung ihrer Kinder oder zu pflegenden Angehörigen kümmern müssten, sich fragen, wie lange sie ihre eigenen Hilfsnetzwerke noch bemühen müssen und können. Dennoch seien alle sehr einsatzbereit, hätten gar gefragt: „Was kann ich noch mehr tun?“, beteuert die Wohnheim-Leiterin.
Angehörige schicken Corona-Care-Pakete
Eine Sache allerdings können auch die motiviertesten Mitarbeiter nicht ersetzen: Der Kontakt mit der Familie. Zum Teil werde der über Video-Telefonie ermöglicht, andere Bewohner schreiben Briefe und schicken Fotos um zu sagen: „Mir geht es gut.“ Denn die Angehörigen machen sich auch Sorgen, weiß Stephanie Meischatz: „Wir kriegen mittlerweile einige Corona-Care-Pakete“, darin seien Süßigkeiten und Briefchen, „kleine Aufmerksamkeiten von den Angehörigen.“
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Bisher kommt das KVG bisher ganz gut durch die Krise. Schon früh hätte man angefangen, die neuen Kontakt- und Hygieneregeln zu etablieren, sie immer wieder mit den Bewohnern zu üben – beispielsweise das Husten und Niesen in die Armbeuge oder das Verzichten auf Umarmungen.
„Das funktioniert mittlerweile wirklich gut“, freut sich Stephanie Meischatz, die wegen des vielen Händewaschens schon eine Großration Handcreme geordert hat. Auf dem Flur und beim Essen rücken nun alle ein bisschen weiter auseinander, begrüßt wird sich mit Ellbogen oder Füßen. „Da machen sie sich eher einen Spaß raus“, weiß die KVG-Leiterin. Aber es ist ja auch leichter, wenn man versucht, „es irgendwie mit Humor zu verbinden.“