Moers. Moers hat der Gemeinde St. Josef den Kaufpreis mitgeteilt, der Kirchenvorstand begrüßt die Pläne. Für die neue Nutzung gibt es konkrete Pläne.
In die Diskussion um die Zukunft des Terheydenhauses am Kastell in Moers kommt Bewegung. Nach anfangs vagem Interesse macht die katholische Kirchengemeinde St. Josef jetzt ernst: Sie will die frei werdende Immobilie, in der die Schlosstheater-Verwaltung untergebracht ist, kaufen.
Die Stadt hat eine Wertermittlung für das Gebäude durchgeführt und der Gemeinde einen potenziellen Kaufpreis mitgeteilt. Wie der leitende Pfarrer Herbert Werth der NRZ sagt, möchte die Gemeinde das Terheydenhaus als neues Pfarrzentrum entwickeln.
Dazu gehört nicht nur die Immobilie selbst, sondern auch ein neuer Anbau zum Kastell hin. Der Kirchenvorstand habe den Plan grundsätzlich begrüßt, die Preisvorstellung der Stadt Moers sei „auf den ersten Blick in Ordnung“, so Werth. Die Diözese Münster, deren Zustimmung die Gemeinde benötigt, ist informiert. Pfarrbüro und Kindergarten im benachbarten Marienheim würden von den Plänen nicht berührt. Freilich gebe es bis zum endgültigen Kaufbeschluss noch eine Menge Fragen zu klären, erklärt Werth.
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So hat die Gemeinde eine Architektin mit der Erarbeitung eines Raumkonzeptes beauftragt. Das neue Zentrum müsse all das leisten, was das bisherige Pfarrzentrum im Don-Bosco-Heim an der Filder Straße kann. Es braucht vor allem Versammlungsräume, etwa für die Pfadfinder, Messdiener, Katholische Frauengemeinschaft, für das Ü-60-Frühstück.
Terheyenhaus in Moers hat viele Vorteile für die Kirche
Herbert Werth zählt mehrere Vorteile des Terheydenhauses auf. Erstens: Die Nähe zum Gotteshaus. „Wenn wir nach dem Gottesdienst zum Treffen einladen, verlieren wir immer eine ganze Reihe von Leuten“, erklärt der Pfarrer, der darauf setzt, dass dies anders wäre, wenn die Zusammenkünfte im Schatten der St. Josef-Kirche stattfinden könnten. Zweitens befindet sich der Versammlungsraum im Don-Bosco-Heim in der ersten Etage, auch im Schlosspark sind auf dem Weg dorthin Treppen zu überwinden. Für viele ältere Gemeindemitglieder sei das beschwerlich, argumentiert Werth.
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Im Terheydenhaus bekommt die Gemeinde die Chance auf einen barrierefreien Saal. Und der Pfarrer nennt einen dritten Grund: Wegen der unmittelbaren Nachbarschaft der Immobilie zur Kirche und zum Marienheim habe die Gemeinde ein hohes Interesse daran, dass die künftige Nutzung zu ihr passt. Im Übrigen sei auch das Don-Bosco-Heim sanierungsbedürftig. Lässt sich das Vorhaben realisieren, soll das alte Pfarrzentrum verkauft werden. Herbert Werth und der Kirchenvorstand wollen nun „möglichst zügig“ mit der Stadt in Verhandlungen treten.
Dort ist man für die Entwicklung offen. Rathaussprecher Thorsten Schröder spricht von einer „nahe liegenden Lösung, die zum Ort passt“.
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Auch der Dezernent für Stadtentwicklung, Thorsten Kamp, sieht das Vorhaben positiv. Zum einen, weil die Stadt das Gebäude, wenn es nicht mehr benötigt wird, vermarkten könnte. Zum anderen sieht Kamp aus städtebaulicher Perspektive einen Gewinn: „Was dem Kastell an dieser Seite fehlt, ist eine architektonische Fassung des Platzes, wie er sie schon mit den Gebäuden an der Haagstraße und auf der Seite des Landratsamtes besitzt. Mit einem Anbau an das Terheydenhaus würde sich das ändern. Die Möglichkeit zu einer Erweiterung würde das Haus besser nutzbar und für den Käufer attraktiv machen. Wir schlagen also mehrere Fliegen mit einer Klappe.“
Bevor sich die Stadt vom Terheydenhaus trennt, muss allerdings das Schlosstheater ausziehen. Im Oktober 2019 hat der Rat den Grundsatzbeschluss gefasst, wonach das benachbarte Weiße Haus zum neuen Domizil des Theaters umgebaut werden soll. Es soll dann, erweitert um einen neuen Anbau anstelle des ehemaligen parlamentarischen Traktes, eine Spielstätte, die Verwaltung und Werkstätten des Theaters sowie das Junge Schlosstheater beherbergen.
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Das Theater hat nach Worten von Intendant Ulrich Greb einen entsprechenden Raumbedarfsplan erarbeitet: „Von unserer Seite sind die Hausaufgaben gemacht.“ Die Stadt will den Umbau des Weißen Hauses im Wesentlichen mit Förderung des Landes finanzieren.
Hintergrund zum Terheydenhaus in Moers
Mit dem Kauf des Terheydenhauses durch die katholische Kirchengemeinde würde sich auch historisch in gewisser Hinsicht ein Kreis schließen. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 1835/36 als erste katholische Schule errichtet.
Wie der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp berichtet, befand sich am Kastell seit dem 19. Jahrhundert ein konfessionelles Schulquartier, das im Rahmen der Stadtsanierung nach und nach abgebrochen worden ist. Dort, wo jetzt über einen Anbau nachgedacht wird, stand bereits der stattliche Erweiterungsbau der katholischen Kastellschule aus dem Jahr 1898. Das angrenzende Terheydenhaus diente in der Folge als Lehrerwohnung und trägt bis heute den Namen seines Bewohners Jakob Terheyden, dem Rektor der Schule. Terheyden war zudem Ehrenvorsitzender der CDU in Moers, Stellvertretender Landrat des Kreises Moers und Ehrenringträger der Stadt.
In der katholischen Kastellschule war zuletzt ein autonomes Jugendzentrum untergebracht, das den damaligen Stadtoberen ein Dorn im Auge gewesen sein muss. Es wurde, wie die NRZ seinerzeit notierte, 1973/74 „in einer Nacht- und Nebelaktion“ abgerissen.