Moers/Neukirchen-Vluyn. Die Zwangsversteigerung des Hochhauses am Vluyner Nordring ist kurz vor dem Termin abgesagt worden. Ein weiterer jahrelanger Stillstand droht.

Damit hatte keiner gerechnet: Die Zwangsversteigerung des Hochhauses am Vluyner Nordring ist am Freitag 45 Minuten vor dem Termin am Amtsgericht Moers abgesagt worden. Der Eigentümer hat die Außenstände an die Stadt Neukirchen-Vluyn eine Stunde vor Verhandlungsbeginn bezahlt. Damit ist eine Lösung für den „Schandfleck von Neukirchen-Vluyn“, den die Stadt als neue Eigentümerin dem Boden gleich gemacht hätte, vom Tisch. Bürgermeister Harald Lenßen zeigte sich „sehr enttäuscht. Wir haben zwei Jahre drauf hingearbeitet, dass wir Eigentümer werden.“

Der Eingang des leerstehenden Hochhauses an dem Vluyner Nordring 59 ist zugewuchert.
Der Eingang des leerstehenden Hochhauses an dem Vluyner Nordring 59 ist zugewuchert. © FUNKE Foto Services | Christian Creon

„Ärgerlich, ärgerlich, einfach nur ärgerlich“, schüttelte Bürgermeister Harald Lenßen den Kopf, nachdem er gegen 10 Uhr vor dem Amtsgericht den Antrag zur Aufhebung des Verfahrens eingereicht hat. Denn damit dürfte das seit Jahren leerstehende Hochhaus gleich am Ortseingang weiter verfallen. 2016 hatte der Eigentümer angekündigt, die Immobilie mit 69 Wohnungen zu sanieren. Doch seitdem ist nichts passiert.

Noch immer fehlen Gutachten

Und nach der Begleichung der Außenstände an die Stadt, die im fünfstelligen Bereich liegen, rechnet niemand in der Stadt damit, dass sich so schnell etwas tut. Noch immer fehlen Gutachten: zum Lärmschutz, zum Brandschutz, zu Schadstoffen. Die Stadt pflegt seit langem einen unbefriedigenden Austausch mit dem Eigentümer der Immobilie. „Wenn ich sage, dass es schwierig ist, mit dem Eigentümer Kontakt aufzunehmen, dann ist das untertrieben“, sagt Harald Lenßen.

Termine, die vom Eigentümer gewünscht werden, „hält er nicht ein“, Gespräche „brachten nichts“, „Zusagen über Bauanträge wurden nie eingehalten.“ Der Bürgermeister spricht aus, was viele in Neukirchen-Vluyn verärgert: „Wir sind als Stadt machtlos.“

Wie es mit dem Hochhaus weitergeht, ist noch offen

„Das ist doch Berechnung gewesen, eine Stunde vor dem Termin ist das Geld eingegangen“, schimpfen einige Neukirchen-Vluyner, die dem Termin am Amtsgericht beiwohnen wollten. „Alle in der Stadt wollen dieses Haus weghaben“, sagt Heiko Haaz. Der CDU-Vorsitzende weiß, dass viele Bürger auf die Nachbarstadt Kamp-Lintfort und die Sprengung der dortigen Weißen Riesen vor Jahren blicken. „Aber da war die Stadt eben der Eigentümer. Wir sind es nicht.“

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Wie es jetzt weitergeht, ist noch offen. Es gibt einen Plan B. Aber bis der greifen kann, „wird es Jahre dauern“, so Harald Lenßen. Ein Gutachten für die Sanierungssatzung ist bereits in Auftrag gegeben worden. Es soll spätestens im nächsten Jahr vorliegen. Ziel ist es, den Eigentümer enteignen zu können.

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Elke Buttkereit, in Neukirchen-Vluyn Vorsitzende des SPD-Ortsverbandes und der Ratsfraktion, sagte am Freitag auf NRZ-Anfrage, sie sei „traurig und deprimiert“ über die Entwicklung.

Buttkereit: „Es sieht jetzt so aus, dass jemand, der nichts an dem Haus macht, es behalten darf. Der Glaube, dass der Besitzer jetzt saniert, fehlt mir.“ Für Buttkereit ist es wichtig, dass die geplante Sanierungssatzung so schnell wie möglich umgesetzt wird, damit am Vluyner Nordring etwas passiere. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass die Satzung noch dieses Jahr komme.