Neukirchen-Vluyn. . Nach einem Unfall vor vier Jahren war das historische Tanklöschfahrzeug ein Totalschaden, doch die Wehrleute wollten es nicht verschrotten.

Es war eine Nacht, die man so nicht erleben möchte: Am 9. März 2014 wollten fünf Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Neukirchen-Vluyn einen Freund bei einer privaten Familienfeier überraschen. Sie machten sich also mit dem historischen Tanklöschfahrzeug, Baujahr 1961, das sonst unter anderem für Hochzeiten zur Verfügung steht, auf den Weg nach Wengle. Auf der Rückfahrt wurden sie unschuldig in einen Unfall verwickelt.

Die fünf Insassen kamen größtenteils mit dem Schrecken oder kleineren Platzwunden davon, anders aber ihr 10,5-Tonner: Das Fahrzeug prallte gegen die Leitplanke, überschlug sich und landete auf dem Dach. Fahrtüchtig war dieses Auto nicht mehr. „Es war ein Schock, unseren Wagen so zu sehen. Ein Gutachten ergab, dass es ein Totalschaden war“, sagt Lutz Reimann, Leiter der Feuerwehr.

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Schnell war allen klar, dass dieses Fahrzeug nicht in die Schrottpresse, sondern zurück auf die Straße sollte. Die Kameraden beschlossen, das Auto eigenständig zu reparieren. Dafür kauften die Wehrleute ein altes Fahrzeug aus Österreich und zerlegten es, um an Ersatzteile für ihren geschätzten Tanklöscher zu kommen. Rund 25 Feuerwehrleute bauten regelmäßig im alten Gerätehaus in Vluyn an ihrem „Schrotti“, wie sie ihren Unfallwagen nannten.

Teilespender kam aus Österreich

Von der Demontage bis zur Lackierung haben sie alles selber gemacht oder Unterstützung von lokalen und regionalen Firmen bekommen. Ein einfacher Weg bis zur Fertigstellung war es allerdings nicht: Fehlende Ersatzteile, hohe Kosten und Versicherungen, die zunächst nicht zahlen wollten, machten den Schraubern zu schaffen.

Doch aufgeben kam nicht in Frage: „Für uns war die Tour erst zu Ende, wenn das Fahrzeug wieder läuft. Außerdem hatten wir die vielen Spendengelder bekommen und konnten dann ja nicht einfach aufhören und sagen, wir bauen nicht weiter“, erklärt Reimann. Am Freitagabend gab es dann einen Grund zu feiern, denn das so geschätzte Tanklöschfahrzeug läuft wieder.

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Zu diesem Anlass kamen neben Mitgliedern der Feuerwehr, Freunde anderer Vereine auch Bürgermeister Harald Lenßen und Sponsoren, die bei der Reparatur geholfen haben, ins Neukirchener Gerätehaus. Nach der offiziellen Begrüßung und einem Rückblick stieg die Spannung.

Der Lack strahlt wie am ersten Tag

Das Gerätehaus wurde vernebelt, nach und nach kam dann das zuvor verhüllte neue alte Fahrzeug zum Vorschein. Der Lack strahlte, das Blaulicht leuchtete und die Besucher belohnten die harte Arbeit mit Applaus. Dass dieses Fahrzeug einmal ein Totalschaden war, war nicht mehr zu erkennen. Jegliche Kratzer wurden entfernt, die neuen Teile passten problemlos.

Die Gesamtkosten von 40 000 Euro konnten zum Teil mit Spenden gedeckt werden. Reimann überschlug, dass es ungefähr 3500 Arbeitsstunden gebraucht hat: „Es ist ein richtig tolles Gefühl, die Reparatur geschafft zu haben, denn es war manchmal auch eine sehr harte Zeit. Um so schöner ist es, das Ganze heute richtig groß zu feiern. Das Auto einfach nur hinstellen ging nicht, da brauchte es schon eine kleine Showeinlage.“