Neukirchen-Vluyn. .
Den größten Teil ihres 710 Kilometer langen Heimwegs hatten die Wehrleute schon hinter sich. Es war kurz vor 22 Uhr auf der A 3 bei Ransbach-Baumbach, als es fürchterlich krachte, das historische Tanklöschfahrzeug (TLF) herumgewirbelt wurde, umstürzte und auf dem Dach liegen blieb. Eine betrunkene Audi-Fahrerin hatte den Oldtimer gerammt. Von den sechs Wehrleuten wurden vier verletzt, einer von ihnen liegt im Krankenhaus. Aber es hätte viel schlimmer kommen können.
„Hinten hat das TLF eine Holzsitzbank. Keine Gurte, keine Verbundglasscheiben.“ Lutz Reimann, dem Leiter der Neukirchen-Vluyner Feuerwehr, muss ein Stein vom Herzen gefallen sein, als er von dem glimpflichen Ausgang des Unfalls hörte. „Sie haben einen fürchterlichen Knall mitgekriegt. Der Audi ist mit einer Affengeschwindigkeit in den Oldtimer rein.“ Das über 50 Jahre alte Tanklöschfahrzeug drehte sich und stürzte über die Leitplanke. Der Aufprall war so stark, dass die Hinterachse aus dem Oldtimer gerissen wurde.
Wie kam es, dass der Wagen überhaupt auf der Autobahn unterwegs war? Rainer Milkereit, der Mann, der den Oldtimer hegte und pflegte, feierte am Wochenende seinen 60. Geburtstag. Allerdings nicht am Niederrhein, sondern in der Nähe der Zugspitze, da seine Zwillingsschwester dort eine Pension besitzt und nicht an den Niederrhein kommen konnte. Milkereits Kameraden hatten eine tolle Idee: Wie wäre es, wenn wir mit dem Oldtimer überraschend auf der Geburtstagsparty auftauchen?
Erinnerungsfoto vor der Heimfahrt
Feuerwehrchef Lutz Reimann gab gern die Erlaubnis. Die sechs Kameraden brachten alles für die Tour auf Vordermann, prüften Keilriemen und Bremsen. Dann ging’s in zwei Tagesetappen in die Alpen, wo sie mit Rentierkostümen verkleidet durchs Dorf zur Feier fuhren. Das Geburtstagskind, so Lutz Reimann, sei zu Tränen gerührt gewesen: Da fährt er 710 Kilometer weit, und plötzlich kommt „sein“ TLF um die Ecke gebogen.
Nach dem Erinnerungsfoto vor der Zugspitze hieß es für die Wehrleute aus Neukirchen-Vluyn am Sonntagnachmittag aufsitzen für die Heimreise. Stunden später wurde der Oldtimer durch einen Audi von der Autobahn gerammt, deren 46-jährige Fahrerin, so ein Dienstgruppenleiter der Autobahnpolizeiwache Montabaur, „alkoholbedingte Ausfallerscheinungen“ zeigte. Die Frau war mit hohem Tempo vom mittleren auf den rechten Fahrstreifen gewechselt, offenbar ohne das rote Feuerwehrauto zu bemerken.
Als Lutz Reimann in der Nacht zu Montag den Hilferuf seiner Kameraden erhielt, setzte er sich sofort mit drei Mann in Marsch und holte die Unfallopfer nach Hause. „Wir waren um 3.30 Uhr wieder in Neukirchen-Vluyn.“ Der Oldtimer ist wohl nicht mehr zu retten – aber für Lutz Reimann zählt nur, dass seine Kameraden so glimpflich davongekommen sind.