Neukirchen-Vluyn. . Im Oktober 2012 wurde der Musiker in seiner Wohnung in der Wiesfurthstraße brutal ermordet. Aber die Täter hinterließen auf der Flucht Spuren.

  • Im Oktober 2012 wurde der Musiker in seiner Wohnung in der Wiesfurthstraße brutal ermordet
  • Zwei Rumänen hatten ihn erstochen, sein Auto, Kreditkarte und Wertgegenstände mitgehen lassen
  • Einer der beiden Täter wurde später zu lebenslänglich verurteilt, der andere zu zwölfeinhalb Jahren

Lebenslänglich für Sebastian K. wegen gemeinschaftlichen Mordes und besonders schweren Raubes mit Todesfolge, zwölf Jahre für seinen Komplizen Emeric K.: So endete im August 2013 der Prozess gegen zwei Rumänen, die im Oktober 2012 den Musiker und Fachredakteur Dieter Kahlen in seiner Wohnung an der Wiesfurthstraße brutal ermordet hatten – ein Verbrechen, das nicht nur die Verwandten und Freunde des Opfers erschütterte.

Als die Mutter des Ermordeten Ende Oktober 2012 aus Sorge um ihren 55-jährigen Sohn, den sie seit Tagen vermisste, Polizei und Feuerwehr rief, da ahnte noch niemand, dass Dieter Kahlen erstochen in seinem Bett lag. Kurz nachdem er gefunden wurde, musste die Mordkommission der Duisburger Kripo davon ausgehen, dass er einem Raubmord zum Opfer gefallen war: Neben seinem roten Mazda waren Fotoapparate und Unterhaltungselektronik verschwunden.

Mit Kahlens Kreditkarte bezahlt

Doch die Mörder hatten Spuren hinterlassen. Auf der Flucht nach Rumänien hatten sie das Auto des Mordopfers an der A 3 aufgetankt. Sebastian K. fuhr den Mazda, zahlte mit Kahlens Kreditkarte und organisierte in Rumänien die Verteilung der Beute. Vor Gericht schob einer die Schuld auf den anderen – aber dass Sebastian K. von dem Mord, begangen durch seinen Freund, überrascht worden sei, glaubte niemand.

Johannes Huismann, Vorsitzender Richter der Auswärtigen Großen Strafkammer des Landgerichts Kleve, sah drei Mordmerkmale als erfüllt an: Die beiden Rumänen töteten ihr Opfer heimtückisch, aus Habgier und zur Verdeckung eines Raubes. Dass sie gemeinschaftlich den Entschluss fassten, den Mazda, die Kreditkarten und mehr an sich zu bringen und für diese Beute zu töten, davon war die Strafkammer überzeugt. Dieter Kahlen wurde, in seinem Bett liegend, zuerst mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen; dann wurde ihm ein Messer mit so großer Wucht in den Brustkorb gerammt, dass die Waffe die Rippen durchtrennte.

Mittellos in Düsseldorf gestrandet

Wie kamen die Täter in die Wohnung ihres Opfers? Dieter Kahlen wurde sein gutes Herz zum Verhängnis. Sebastian K. kannte den 55-jährigen aus Saunaclubs in Grefrath, Tönisvorst und Willich – der Rumäne will dort als Putzmann gearbeitet haben. Onkel hätten sie zur Arbeit im europäischen Ausland angehalten, erzählten sie vor Gericht treuherzig. Beide Mörder wollen, nachdem sie ihre Jobs auf einem Bauernhof verloren hatten, bis auf IPhone und Laptop mittellos in Düsseldorf gestrandet sein und Kahlen gebeten haben, ihnen für die Nacht Unterkunft zu geben.

Kahlen holte seine Mörder ab

Der 55-Jährige machte sich wirklich nach Düsseldorf auf, holte die Männer ab, gab ihnen zu essen und ließ sie in seinem Wohnzimmer übernachten. Er konnte nicht ahnen, dass die beiden sich per Laptop über den Wert seines Autos informierten und seinen Mord planten, während er nebenan schlief.

Nach der Urteilsverkündung weinten die Freunde des Ermordeten. Als die Verurteilten ihre Angehörigen umarmten, waren die leisen Worte zu hören: „Wir hätten Dieter auch gern noch einmal umarmt.“

www.nrz.de/moers.