Kamp-Lintfort. . Per Fiets bereist die Bewertungskommission das geplante Kamp-Lintforter Landesgartenschaugelände. Fazit: “Eine wirklich engagierte Stadt.“

Als die Mitglieder der Bewertungskommission gestern nach ihrer vierstündigen Besichtigungstour des geplanten Landesgartenschaugeländes und dem abschließenden Gespräch mit der Stadtspitze um 13 Uhr den Rokokosaal im Kloster Kamp verlassen, finden sie spontan lobende Worte: „Eine wirklich engagierte Stadt. Alles war gut vorbereitet, alle Aufgaben, die gefordert waren, sind erfüllt. Da wird auf jeden Fall etwas Gutes draus, egal wie die Entscheidung ausfällt.“

Halb Kamp-Lintfort auf den Beinen

Während die Kommission sich anschließend direkt auf den Weg nach Castrop-Rauxel machte, um noch am selben Tag den Mitbewerber Emscherregion genauer unter die Lupe zu nehmen, zeigte sich Bürgermeister Christoph Landscheidt hoch zufrieden: „Es hat alles 150-prozentig geklappt, ein großes Kompliment allen, die mitgeholfen haben.“ Natürlich könne man nicht in die Köpfe der Kommissionsmitglieder schauen, aber: „Von der Stimmung und von den Äußerungen glaube ich, dass wir ihr Gemüt getroffen haben.“ Auch er habe „ein gutes Gefühl“, so Hermann Timmerhaus von der RAG Montan Immobilien GmbH. „Ich hatte den Eindruck, die Kommission war beeindruckt.“

Um genau das zu erreichen war am Dienstagmorgen wie schon in den Wochen zuvor gefühlt halb Kamp-Lintfort auf den Beinen. Für den ersten Überraschungscoup auf dem Weg von Bergwerk West zum Kloster sorgten direkt zum Auftakt Schüler aller Kamp-Lintforter Schulen mit einem Garten-Flashmob auf dem Bergwerksgelände.

Von der Hochschule zum Pappelsee

Nach dem Gang über das Zechengelände und einem Abstecher in den Lehrstollen hieß es für die Kommissionsmitglieder in bester Niederrhein-Manier: Rauf’ aufs Rad! Per Fiets ging es weiter zur Hochschule Rhein-Waal und über die Stephanstraße zum Panoramabad Pappelsee, wo die Kommission die nächste bunte Aktion erwartete – ein Ständchen des Laga-Chors und die Blumenkinder der Ebert-Schule.

Auf dem Parkplatz vor dem Pappelseebad herrscht schon eine Stunde vorher reges Treiben. Deborah Marschner windet noch schnell eine gefilzte Blumenranke um einen Baumstamm. Um 8.30 Uhr hatte sie mit ihren Dekoarbeiten begonnen. „Dabei“, lacht sie, „bin ich gar nicht aus Kamp-Lintfort, sondern aus Neukirchen-Vluyn.“ Seit vielen Jahren gibt sie Kurse hier in der Familienbildungsstätte. „Da ist mir Kamp-Lintfort ans Herz gewachsen.“

Plan B bleibt in der Schublade

Während Helga Dylla noch einmal mit dem Chor und Sänger Lukas probt, trudeln die Schüler der Ebertschule mit ihren selbst gebastelten bunten Riesenblumen ein. „Die Kinder sind heute im wahrsten Sinne der Farbklecks“, freut sich Christine Utermöhlen von der Kamp-Lintforter Werbegemeinschaft und spielt auf das trist-graue Herbstwetter an. Zum Glück bleibt es in den nächsten Stunden aber trocken. Wäre die Radtour ins Wasser gefallen, hätte Plan B gegriffen – die Tour per Kleinbus zu fahren.

Kurz vorm Eintreffen der Kommission füllt sich der Platz. Barbara Evers, Leiterin des Sozialen Dienstes im Friederike Fliedner-Haus, ist mit weiteren Betreuern mit einer elfköpfigen Seniorengruppe da. „Das wäre für uns ja auch ein Gewinn, wenn wir die Landesgartenschau bekämen“, erklärt sie das Engagement und das Interesse der Senioren. Auch der Geisbruchtreff ist mit von der Partie. Immerhin: Beim Laga-Song klatscht die Kommission im Takt mit. Wie vorher bereits im Lehrstollen und an der Hochschule bekommen die Radler ein Geschenk überreicht – etwas Selbstgestricktes...

Picknick in der Orangerie

Während die Kommission auf der Wiese am Hochzeitswäldchen noch eine Live-Demonstration möglicher sportlicher Aktivitäten geboten bekommt, ist die Picknickgruppe in der Orangerie fertig. Rund 500 selbst gebackene Kuchenstücke haben die Landfrauen im Angebot. Es hätte satt und genug auch für die Kommissionsmitglieder gereicht. Weil die sich aber pünktlich auf den Weg nach Castrop-Rauxel machen müssen, wird es vor allem ein Picknick für die vielen Helfer, die diesen Tag möglich gemacht haben. Und mit Blick auf 2020 womöglich noch mehr. Klaus Deuter vom Verein für Bergmannstradition drückt das so aus: „Wir haben die Landesgartenschau einfach verdient.“

Jetzt sind aber erst mal andere am Zug: Die Entscheidung, welcher der drei Bewerber die Landesgartenschau 2020 bekommt, soll „zeitnah“, voraussichtlich bis Anfang November, fallen.