Kreis Wesel. Die NRW-Bank hat ihren Wohnungsmarktbericht 2023 vorgestellt. Der NRZ liegen Daten für den Kreis Wesel vor. Wie sich die Preise entwickelten.
450.000 Euro für ein Einfamilienhaus: Wer nicht gerade Elon Musk heißt oder zumindest eine gute Stange Geld geerbt hat, für den ist das keine kleine Summe. So viel kostete nach Angaben der NRW-Bank im ersten Halbjahr 2023 jedoch durchschnittlich ein neu gebautes Haus im Kreis Wesel. Im Gegensatz zu Bestandsbauten zeigte sich dabei ein eindeutiger Trend: Die Preise gingen dem neuen Wohnungsmarktbericht zufolge deutlich nach oben – und zwar um satte 9,7 Prozent für Neubauten.
Wirklich überraschend ist diese Erkenntnis nicht, schließlich werden seit Jahren immer weniger neue Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut – im ersten Halbjahr 2023 gab es kreisweit lediglich 66 Baugenehmigungen für diese Immobilienkategorie. Hinzu kommen die Preissteigerungen, die die Bauherren dazu zwingen, die Kosten an potenzielle Käuferinnen und Käufer weiterzugeben – oder das Projekt aus mangelnder Aussicht auf Ertrag gleich sein zu lassen. Da vor allem Anfang des vergangenen Jahres noch relativ hohe Bauzinsen hinzukamen, sah es für Neubau-Interessierte düster aus.
Immobilien im Kreis Wesel: Im Neubau sind die Preise gestiegen
Zwar sind die Zinsen mittlerweile wieder gesunken, die Preise dürften angesichts der erwarteten Entwicklung jedoch eher weiter steigen. „Beim Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern ist deshalb mittelfristig von einem weiter sinkenden Niveau auszugehen“, heißt es im Bericht der NRW-Bank, der sich allerdings auf ganz Nordrhein-Westfalen bezieht. Doch die Ursachen, die von den Experten als Begründung genommen werden, zeigen sich auch im Kreis Wesel eindeutig. „Hier spielen nicht nur die Unsicherheiten privater Haushalte eine Rolle, sondern auch die Investitionstätigkeiten von Bauträgern“, heißt es weiter. Auch bei neu gebauten Eigentumswohnungen verzeichnete die Bank einen Preisanstieg im Kreis, der fiel mit 1,3 Prozent allerdings deutlich moderater aus – pro Quadratmeter wurden demnach 4252 Euro fällig, im ersten Halbjahr 2022 waren es durchschnittlich 4200 Euro. Eine analoge Preissteigerung zeigte sich auch bei den Mieten (plus 1,5 Prozent auf 12,01 Euro im Schnitt pro Quadratmeter).
Anders sah es hingegen beim Bestand aus: Die Median-Preise für Einfamilienhäuser im Kreis Wesel sanken in der ersten Jahreshälfte 2023 um 3,6 Prozent: Durchschnittlich wurden diese Immobilien für 380.000 Euro angeboten. Allerdings müssen Käuferinnen und Käufer in den meisten Fällen noch zusätzliches Budget für eine Sanierung einplanen. Im Vergleich mit dem Landesschnitt fiel der Rückgang im Kreis Wesel moderater aus – denn landesweit fielen die Angebotspreise laut der Auswertung sogar um 8,9 Prozent.
Die NRW-Bank hält jedoch fest: „Nach einem Jahrzehnt konstant steigender Immobilienpreise ist auf dem Markt eine Trendwende eingekehrt“, die sich am deutlichsten bei Einfamilienhäusern gezeigt habe. Erstmals seit der Finanzkrise 2009 zeigten die Preisentwicklung demnach nicht mehr nach oben. Das galt im Kreis noch deutlicher für Eigentumswohnungen im Bestand: Der Quadratmeter kostete noch 2198 Euro, im Vorjahr waren es 2311 Euro, was einem Rückgang von 4,9 Prozent entspricht.
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Beispielsweise für Familien, die auf der Suche nach einem Eigenheim sind, ist das sicher eine gute Nachricht. Für Verkäuferinnen und Verkäufer bedeutete die Entwicklung: längeres Warten und im Zweifel ein niedrigeres Angebot zu akzeptieren, als erhofft. Eigentumswohnungen wurden im Durchschnitt 72 Tage, Einfamilienhäuser im Durchschnitt 75 Tage bis zum Verkauf auf Immobilienportalen inseriert, hat die Bank für ganz Nordrhein-Westfalen ausgewertet.
Die Frage ist, wie lange der Trend der sinkenden Preise im Bestand noch anhält. Mittlerweile gehen die ersten Experten davon aus, dass die Preise im Laufe des Jahres wieder anziehen könnten. Darauf deutet auch eine neue Auswertung des Portals Immowelt hin, die allerdings nur für Moers vorliegt. Demnach sind die Angebotspreise für gebrauchte Eigentumswohnungen in der einzigen Großstadt im Kreis im vierten Quartal 2023 um 4,2 Prozent gestiegen.
Hintergrund: Diese Daten nutzt die NRW-Bank für ihre Analyse
Die NRW Bank nutzt für die Wohnungsmarktbeobachtung nach eigenen Angaben umfangreiche Datenbestände verschiedenster Herkunft. Soweit vorhanden, werden die Daten auf Gemeindeebene analysiert. Einige sind jedoch nur auf Kreis- oder Landesebene verfügbar. Soweit die Daten es zulassen, werde die kurzfristige Entwicklung (der vergangenen drei Jahre) mit der langfristigen (zehn Jahre) verglichen. Prognosen werden genutzt, aber nicht selbst berechnet. Grundlage des Wohnungsmarktberichts 2023 bilden amtliche Daten zu Bevölkerung, Sozialleistungen, Bodenmarkt, Bautätigkeit, Wirtschaft und Arbeitsmarkt für das Jahr 2022. Zu Themen der Mieten und Eigentumspreise sowie der Baugenehmigungen und Einschätzungen zum Geschäfts-/ Investitionsklima lagen Daten bis Mitte 2023 vor. Für die meisten Preisanalysen nutzt die NRW Bank Auswertungen aus der Empirica-Preisdatenbank. Diese enthält Daten aus Wohnungsangeboten im Internet, die von einer speziellen Suchmaschine ausgelesen, anschließend bereinigt und aufbereitet werden.
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