Kreis Wesel. Für inhabergeführte Läden wird die Lage im Einzelhandel immer schwieriger. Wie sie in den Innenstädten im Kreis Wesel trotzdem überleben könnten.

Immer mehr große Ketten statt inhabergeführter Geschäfte: Vor allem im Modebereich ist das mittlerweile der Standard in vielen Innenstädten im Kreis Wesel. Vielen kleineren Läden fällt es zudem besonders schwer, sich gegen die Online-Konkurrenz zu behaupten - dazu sind die Kundinnen und Kunden wegen der vielen Krisen zurückhaltender. Redakteurin Ann-Christin Fürbach sprach mit Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Niederrhein, über diese Entwicklungen im Handel.

Welche Bereiche haben es in Konkurrenz zum Online-Handel besonders schwer?

„Schuhe und Bekleidung fallen besonders auf. Im Bereich Bekleidung sind Größen- und Farbenauswahl im Internet natürlich wesentlich größer. Oft handelt es sich um Marken, die es überall gibt, der Händler kann sich mit seinem Produkt nicht so absetzen. Bestellen kann man online eigentlich alles. Auf der anderen Seite gibt es eine gewisse Übersättigung: Der alte Mantel tut’s vielleicht doch noch. Aber bei beratungsintensiveren Waren wie zum Beispiel Bücher, Spiele oder Parfüm, das wird doch noch eher vor Ort gekauft. Da hat der Händler noch die Chance, seine Bindung zum Kunden zu intensivieren und ihm ein schönes Einkaufserlebnis zu bescheren. Das sind die Schwierigkeiten für den stationären Handel.“

Macht sich das auch an Schließungen bemerkbar?

„Wir haben generell das Problem, dass die Auswirkungen nach der Corona-Pandemie, dem Kriegsgeschehen und der insgesamt depressiven Grundstimmung zu mehr Kaufzurückhaltung und damit schlußendlich auch zu mehr Schließungen führt. Gerade auch im Bekleidungs-Einzelhandel. Der Einzelhandel ist mit großen Anstrengungen durch Corona gekommen, Anfang 2022 blickte man noch optimistisch auf das neue Jahr und mit Beginn des Ukraine-Krieges änderte sich die Lage dramatisch. Die Händler hatten oft privat schon viel zugeschossen und einige müssen nun erkennen, es ist nicht mehr möglich, das Geschäft weiterzuführen.“

Was müssen Händler tun, um gegenzusteuern und wo liegen die Herausforderungen?

„In Kontakt mit dem Kunden bleiben, immer etwas Neues haben, das Interesse immer wieder wecken: Die Händler versuchen, durch die persönliche Kundenansprache, auch durch Instagram und generell die sozialen Medien, den Kontakt zum Kunden zu pflegen. Sie wollen ihr Geschäft erhalten und stecken jede Menge Energie hinein, damit das auch funktioniert. In vielen Fällen tut es das auch, aber eben nicht in allen. Es kommen ja auch noch andere Faktoren hinzu: Die Miete ist hoch, die Energiekosten steigen, die Lage nicht so gut, vielleicht gibt es nicht genug Laufkundschaft. Wenn ich als Händler einen kleinen Kundenstamm habe, der treu ist, wird der es wahrscheinlich nicht schaffen, mich am Leben zu halten, sodass ich schon versuchen muss, meinen Kundenkreis stetig zu erweitern. Da ist immer die Frage, wie gelingt mir das, welche Artikel biete ich an, bin ich am Puls meiner Kunden? Der Handel muss ja immer ein Jahr im Voraus planen: Was möchte der Kunden im nächsten Jahr tragen, welche Farben, welches Material? Das ist natürlich recht herausfordernd und schwierig gerade für den kleinen Händler. Doch davon lebt eine Innenstadt: Dass es nicht nur die Ketten, sondern auch noch den stationären, inhabergeführten Einzelhandel mit seinen individuellen Angeboten gibt.“