Kreis Wesel. Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist im Kreis ausgestorben. Was getan wird, damit der Schmetterling wieder eine Lebensgrundlage erhält.
Die Rote Liste zeigt, wie viele Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist ein solches Exemplar, im Kreis Wesel gilt der Schmetterling mit seinen bräunlichen Flügeln bereits als ausgestorben. „Wir können uns nicht damit zufrieden geben, sondern wollen daran arbeiten, dass Tiere und Pflanzen zurückkehren“, sagt Sabine Eberwein von der Biologischen Station im Kreis Wesel. Schritt eins auf dem Weg zur erneuten Ansiedlung des Falters ist getan: Im Moerser Naturschutzgebiet Schwafheimer Bruch, auf der Bislicher Insel in Xanten sowie an Entwässerungsgräben der Linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft (Lineg) in Neukirchen-Vluyn wurde der Große Wiesenknopf als wichtige Lebensgrundlage für den Schmetterling gepflanzt und eingesät, wie es kürzlich beim Pressetermin heißt.
Was für ein sensibles Zusammenspiel die Natur ist, zeigt sich am Beispiel des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings ganz gut. Denn in seinem Namen steckt, was er alles als Lebensgrundlage braucht. Da ist zum einen die Rotgelbe Knotenameise, ihr Job ist die Aufzucht der Raupen. Immerhin, sie ist im Kreis Wesel noch zu finden: „Die Ameise ist relativ häufig“, so Klaus Kretschmer, Geschäftsführer der Biologischen Station. Man habe Röhrchen mit Lockstoffen ausgelegt, die Ergebnisse müssen nun ausgewertet werden. „Im Frühjahr wissen wir mehr.“
Nieper Kuhlen, Rheinaue: Schmetterling und Ameise mögen es feucht
Und dann ist da noch die wichtige Futterpflanze, die dem Schmetterling zugleich zur Eiablage dient: der Große Wiesenknopf, ebenfalls eine gefährdete Art. Ganz verloren gegangenen ist die Pflanze in der Region glücklicherweise noch nicht. Rechtsrheinisch an der Issel sowie am Schwafheimer Bruch fühlt sie sich offenbar ganz wohl. Eberwein zeigt exemplarisch auf dunkelgrün hervorstehende Pflanzen auf der angrenzenden Wiesenfläche. Für Moers sei die Pflanze sehr typisch, deswegen wolle man mit diesem Standort am Schwafheimer Bruch auf „Nummer sicher“ gehen, sagt sie. Über vier Jahre sollen 600 Pflanzen pro Jahr ausgebracht werden.
Das Zusammenspiel aus Pflanze und Tieren hat es gerne feucht. Die Biologische Station hat die Nähe zum Wasser auch gewählt, weil entlang der Gräben weniger gemäht wird. Deswegen wurde in Moers auch am Rand der Wiese gepflanzt. Da könne die Pflanze beim Mähen auch mal ausgespart werden, so Eberwein.
Tuwas Genossenschaft hat seltene Pflanze über ein Jahr herangezogen
Der Schmetterling braucht viele Akteure zum Leben. Und auch bei der Wiederansiedlung packen viele Akteure mit an und sind beteiligt: Die Biologische Station wird auch unterstützt vom Naturschutzbund Nabu, der das Gebiet betreut. Gefördert wird das Projekt dahinter, „Artenvielfalt im urbanen Raum“, von Bundesumweltamt, vom Umweltministerium des Landes NRW und der Stöckmann-Stiftung zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz. Der Kreis Wesel habe Mittel im Umwelt- und Planungsausschuss zur Verfügung gestellt, so Bernd Finke von der Unteren Naturschutzbehörden. Vom Samen bis zur fertigen Pflanze betreut haben den Wiesenknopf im vergangenen Jahr die Mitglieder eines Projektteams der Tuwas Genossenschaft, die ihn nun stolz einpflanzen können.
Dahinter steckt das Projekt „Grünes Leben“ in Kooperation mit dem Jobcenter. Die gemeinnützige Genossenschaft bietet arbeitslosen Menschen Qualifizierung und Arbeitserprobung. Erfahrungen haben die Mitarbeitenden bislang vor allem mit Obst- und Gemüseanbau, welcher den Tafeln in Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn zugute kommt, berichten Katrin Neumeister und Thorsten Helbig von der Genossenschaft. Spezielle Töpfe für die tiefen Wurzeln benötigten sie, „wir mussten auf torffreie Erde achten“, so Neumeister über die Besonderheiten. Nun ist zu hoffen, dass die Pflanzen im Boden wachsen und gedeihen, ein stabiles Vorkommen gewährleistet ist – damit dann der nächste Schritt folgen kann: die Wiederansiedlung des ausgestorbenen Schmetterlings.
- Weitere Informationen zum Projekt „Artenvielfalt im urbanen Raum“ gibt es hier.