Kreis Wesel. Mit dem Inhalt der Kreis-Wesler Biotonnen soll bald Gas und Strom am Asdonkshof erzeugt werden. Das macht Speisereste zur wertvollen Ressource.
Wenn im Herbst am Asdonkshof die neue Verwertungsanlage für Biomüll den Probebetrieb aufnimmt, braucht das Werk einen anderen Inhalt der Biotonnen als bislang. Die hochmoderne Anlage wird einen Teil des Bioabfalls zu Gas fermentieren, das dann verstromt wird. Damit das erfolgreich ist, soll der Inhalt der braunen Tonne künftig möglichst viele Kohlehydrate enthalten. Für die reine Komposterzeugung war das nicht erwünscht. Darum soll der Ausschuss für Bauen und Abfallwirtschaft am 6. September eine neue Abfallsatzung beschließen, der erlaubte Inhalt der Biotonnen wird auf die besonders kohlenhydrathaltigen Speisereste ausgeweitet: In ihnen steckt jede Menge Energie, eine Ressource, die zu schade für die Müllverbrennung ist.
Das Ganze ist ein Gemeinschaftsprojekt der Kreise Wesel und Viersen, die dafür den Bioabfallverband Niederrhein (BAVN) gegründet haben. Die Anlage ist auf 67.500 Tonnen Bioabfälle pro Jahr ausgelegt, 35.000 davon sollen aus dem Kreis Viersen kommen, 32.500 aus dem Kreis Wesel. 2024 startet der reguläre Betrieb, so der Plan, die Anlage hat rund 40 Millionen Euro gekostet.
Künftig dürfen somit auch Abfälle in die Biotonne, die auf dem heimischen Kompost nichts zu suchen haben, weil sie Ratten anziehen würden. Erstmals hat der Kreis Wesel eine Liste erstellt, was in die braune Tonne darf – was nicht darauf erwähnt wird, ist unerwünscht. Erlaubt und erwünscht sind Backwaren, Essensreste (auch gekocht), Fisch und Fleischreste (nur gekocht), auch Knochen. Dazu Gemüse, Obst (auch Zitrusfrüchte), verdorbene Nahrung, Eierschalen, Teebeutel, Nussschalen, feste Milchprodukte, Kaffeesatz, feste Speisefette, alles ohne Verpackung, Metall oder Etiketten, sogar die Metallklammer des Teebeutels muss entfernt werden. Zeitungs- oder Küchenpapier sind erlaubt, um feuchte Abfälle einzuwickeln. Außerdem sind wie gehabt Rasen- und Baumschnitt (keine Stämme, maximal fünf Zentimeter Durchmesser), Pflanzen, Laub, Grünschnitt, Gartenabfälle, auch der Schnitt erkrankter oder von Schädlingen befallener Sträucher, in der Biotonne willkommen. Außerdem Haare, Federn, Holzwolle, Sägemehl (letztere unbehandelt und unverschmutzt) und alles in haushaltsüblichen Mengen.
Tierstreu und kompostierbare Kunststoffe dürfen nicht in die Biotonne
Katzen- und Kleintierstreu dürfen aus hygienischen Gründen nicht in die braune Tonne, die Temperatur der Kompostierung reicht nicht aus um mögliche Krankheitskeime sicher abzutöten. Solche Abfälle gehören grundsätzlich in die Restmülltonne, so die Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA).
Um ein Ansteigen von Fehlbefüllungen zu vermeiden, plant der Kreis zusammen mit den angehörigen Kommunen eine Kampagne: Gemeinsam will man dafür werben, die kohlanhydratreichen Speisereste in der Biotonne zu entsorgen.
Neben Biogas wird in der Anlage nach wie vor auch Kompost für die Landwirtschaft hergestellt, der zertifiziert ist. Laut Verwaltung sind die Qualitätsanforderungen für die Zertifizierung Bioabfall gestiegen, Hauptproblem ist nach wie vor Kunststoff in der Biotonne: Auch als kompostierbar gekennzeichnete Kunststoffe können in der Anlage nicht verarbeitet werden, sie benötigen zu lange für die Verrottung und würden den Kompost letztlich verunreinigen. Verschärfend kommt hinzu, dass sie mit dem bloßen Auge nicht von herkömmlichem Plastik zu unterscheiden sind und aufwendig per Hand aus dem Abfallfluss sortiert werden müssen.
Die neue Anlage soll jährlich 10.000 Tonnen CO2 sparen, durch die sogenannte Trockenvergärung wird es zudem keine Abwässer voller Nährstoffe mehr geben, die bislang an die Landwirtschaft gingen oder entsorgt werden mussten.