Kreis Wesel. Inzwischen werden häufiger starke Reaktionen auf Insektenstiche festgestellt. Was Kreis Weseler Notaufnahme feststellen und worauf zu achten ist.
Es surrt, es pikst, es juckt: Was früher eher ein kleiner Einstich und vor allem nervig war, kann inzwischen deutlich größer und unangenehmer ausfallen – und Betroffenen mitunter den Gang zum Arzt oder in die Notfallambulanz bescheren. Seit etwa zwei bis drei Jahren werden die Reaktionen auf Insektenstiche in den Sommermonaten immer stärker, hat der Weseler Apothekersprecher Nils Hagedorn festgestellt. „Manchmal sehr drastisch, teilweise tellerrandgroß“, beschreibt er die Stiche. Hagedorn nennt als Beispiel den Biss der Kriebelmücke, der für sehr stark schmerzende Stellen sorge.
Insektenstich gut beobachten – Wann die Notaufnahme aufgesucht werden sollte
In Oberhausener Notaufnahmen sollen zuletzt vermehrt Patientinnen und Patienten mit Reaktionen auf Insektenstichen vorstellig geworden sein – und in den Kliniken im Kreis Wesel? Dr. Andrea Kutzer, Chefärztin der Klinik für Notfallmedizin im Bethanien-Krankenhaus in Moers, führt die sommerliche Jahreszeit an. Es komme daher regelmäßig vor, dass Patientinnen und Patienten mit Insektenstichen die Notfallaufnahme aufsuchten, oft wegen einer übersteigerten Reaktion an der Einstichstelle. Insgesamt scheine es allgemein eine Zunahme von verstärkten Reaktionen zu geben, bestätigt sie. Das Gift des Insekts sorge für eine lokale Schwellung und Rötung, „in einigen Fällen auch zu einer sekundären Infektion“. Der Verursacher? In diesem Fall handele es sich oft um Mücken- oder Kriebelmückenstiche. Auch das Evangelische Krankenhaus (EVK) Wesel verzeichne derzeit häufige Fälle von Insektenstichen, so Professor Jens Litmathe, Chefarzt der Klinik- für Akut- und Notfallmedizin. In der Zentralen Notaufnahme des St. Vinzenz Hospitals in Dinslaken entspreche das Aufkommen der Patientinnen und Patienten mit Insektenstichen dem der vergangenen Jahre, heißt es aus der Pressestelle.
Es gibt allerdings Menschen, die auf Insektenstiche besonders empfindlich reagieren. Und einige, die sogar allergisch sind. Bei ihnen sei schnelle und zielgerichtete Hilfe gefragt, da bei einem Allergieschock nur die Gabe von Notfallmedikamenten schnellstmöglich helfen kann, so Kutzer. Drei bis fünf Prozent reagierten allergisch, so die Erfahrung von Litmathe aus der Weseler Klinik. Generell gilt: „Bei einer lokalen Rötung und Schwellung ist zunächst Aufmerksamkeit geboten, da sich eine allergische Reaktion auf den Körper ausbreiten kann“, schildert er. Gefahr bestehe, wenn sich am ganzen Körper ein Ausschlag bilde. Auch wenn der Pulsschlag sich beschleunige, der Blutdruck abfalle, Unwohlsein, Übelkeit oder Schwindel sich einstellten, „dann besteht potenziell Lebensgefahr!“ Entsprechend sollte also bei allem, was über eine eindeutige lokale Reaktion hinausgeht, die Notaufnahme aufgesucht werden, betont er.
Insekten suchen sich Wirte nach Geruch aus – was sie abhält
Gibt es besonders unangenehme Zeitgenossen, die für heftige Reaktionen sorgen? Grundsätzlich könne jeder Stich oder Biss eine allergische Reaktion hervorrufen, sagt Litmathe. Seiner Erfahrung nach handele es sich häufig um Wespen-, seltener mal um Hornissenstiche.
Von solchen heftigen Reaktionen und Notfällen einmal abgesehen, was hilft kurzfristig? „Kühlen – genauso Gele mit anti-entzündlicher Wirkung oder Cortison-Anteil“, sagt Nils Hagedorn. Und wie lässt sich verhindern, etwa von Mücken, vermehrt gestochen zu werden? Alles, was stark rieche, ätherische Öle etwa, halte die Insekten ab. Hagedorn nennt Repellentien, also Substanzen, welche die kleinen Tiere nicht so gerne mögen, „um zu verhindern, dass man arg zerstochen wird“. Die Insekten suchten sich die Wirte nach dem Geruch aus, „deswegen werden manche Menschen mehr gestochen, andere weniger“.
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Klimawandel und Reisen führen dazu, dass auch immer häufiger nicht-heimische Insekten vorkommen. Viel gesprochen wird über die asiatische Tigermücke, die virale Infektionen übertragen kann. Sie hat auch Deutschland erreicht, wurde in Bayern und Berlin nachgewiesen. Ein Nachweis aus dem Kreis Wesel ist derzeit nicht bekannt, heißt es vom zuständigen Friedrich-Löffler-Institut. Lokale Behörden wie das Gesundheitsamt hätten das aber genau im Blick.
Der Sommer zeigt sich aktuell eher von seiner regnerischen und feuchten Seite, inwiefern hat das Einfluss auf Insekten? Klaus Kretschmer von der Biologischen Station betont, das sich jedes Insekt anders verhalte – und natürlich halte sich der Mensch bei diesem Wetter seltener draußen auf. Nichtsdestotrotz: Wespen seien mitunter weniger zu entdecken, wenn es so feucht ist, sie seien bei höheren Temperaturen aktiver, ähnlich sei es bei Bienen und Hummeln. Das könne mitunter dafür sorgen, dass es Verluste bei der Brut gebe.
Auch Mücken mögen es lieber etwas wärmer, wobei sie die Pfützen nutzen, um Eier abzulegen, so Kretschmer, der betont, dass es sich nur um eine Momentaufnahme handele. „Sobald es wieder wärmer wird, sind sie zur Stelle.“