Kreis Wesel. Die Regionalzüge im Kreis Wesel gehören mit zu den unpünktlichsten und unzuverlässigsten in NRW. Welche Linien besonders betroffen sind.

Zugpendlerinnen und Zugpendler werden es schon länger gewusst haben, doch der neue Qualitätsbericht für den Schienenverkehr zeigt es schwarz auf weiß: Die Regionalzüge, die im Kreis Wesel unterwegs sind, gehören zu den unpünktlichsten und teilweise zu den unzuverlässigsten überhaupt – und zwar im landesweiten Vergleich. Bei einigen Linien haben sich die Werte zudem dramatisch verschlechtert.

Spitzenreiter bei den Verspätungen in Nordrhein-Westfalen ist der Regionalexpress RE 5 zwischen Wesel und Koblenz, der auch in Friedrichsfeld, Voerde und Dinslaken hält. Nur etwas mehr als die Hälfte der Züge (genau: 51,1 Prozent) ist im vergangenen Jahr pünktlich gefahren – damit ist dieser Wert im Vergleich zu 2021 um 22,9 Prozentpunkte abgerutscht. Übrigens: Als unpünktlich gilt eine Fahrt erst mit einer Verspätung ab vier Minuten.

Regionalexpress RE 5 ist die unpünktlichste Linie in NRW

In dem Bericht werden mehrere Gründe dafür genannt: So seien besonders langlaufende Regionalexpresslinien – von Wesel bis Koblenz sind es 192 Kilometer – von Verspätungen in den Sommermonaten betroffen gewesen. Das lag unter anderem daran, dass durch das Neun-Euro-Ticket besonders viele Menschen im Nahverkehr unterwegs waren und die Züge an den Haltestellen länger stehen mussten, als eigentlich geplant. Zudem verkehre der RE 5 zum großen Teil auf überlasteten Schienenwegen, dazu kam eine Baustelle im Bereich Langenfeld. Für Fahrgäste, die nach Dinslaken, Voerde oder Wesel wollen, hat das häufig direkte Folgen: Denn bei großer Verspätung fahren die Züge zum Teil nur bis Oberhausen-Sterkrade.

Auf den drittschlechtesten Wert in NRW kommt der Regionalexpress RE 49 zwischen Wesel und Wuppertal. Auch hier ging es rapide bergab im Vergleich zum Vorjahr – satte 27 Prozentpunkte. Dieser Einbruch erklärt sich laut dem Bericht unter anderem mit der Umstellung des Betriebes von Abellio auf DB Regio. Die Linie kämpft zudem, wie mehrfach berichtet, mit massiven Personalproblemen. Immer wieder fallen deswegen Züge aus, 2022 waren zudem Hochwasserschäden im Bergischen Land noch ein Problem.

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Insgesamt fällt der RE 49 deswegen noch drastischer bei der Zuverlässigkeitsstatistik ab. Sie soll den Anteil der unvorhergesehenen Ausfälle auf einer Linie abbilden – zum Beispiel, weil kurzfristig Personal krank geworden ist oder es ein Unwetter gab. Was dort nicht mit einfließt: Geplante Ausfälle, etwa durch Bauarbeiten für den Ausbau der Betuwe-Linie. Der Regionalexpress kommt hier nur auf einen Wert von 66,4 Prozent – bedeutet im Umkehrschluss: Jeder dritte Zug ist unplanmäßig ausgefallen. Schlechter schneidet landesweit nur eine S-Bahn-Linie im Düsseldorfer Umland ab. Der RE 19 (Emmerich bis Düsseldorf) weist auf der rechten Rheinseite hingegen die besten Werte auf, liegt aber bei der Pünktlichkeit ebenfalls deutlich unter dem NRW-Schnitt.

Moers, Rheinberg, Xanten: RB 31 und RE 44 sind ebenfalls häufig verspätet

Auf der anderen Seite des Rheins sieht es nicht viel besser aus. Die Regionalbahn RB 31 kommt auf ihrer Fahrt von Xanten über Alpen, Rheinberg und Moers nach Duisburg auf eine Pünktlichkeitsquote von 63,9 Prozent (minus 2,4 im Vergleich zum Vorjahr), die Zuverlässigkeit lag bei 96,2 Prozent. Bekanntlich müssen sich auch auf dieser Linie die Pendlerinnen und Pendler immer wieder auf Ausfälle einstellen, was vor allem an unbesetzten Stellwerken wegen Personalmangel liegt. Der RE 44 zwischen Moers und Bottrop kommt auf ähnliche Werte, die Verspätungsquote erreicht mit 64,5 Prozent ebenfalls einen Wert, der weit vom landesweiten Schnitt entfernt ist. Auch bei RB 31 und RE 44 werden immer wieder kurzfristige Ausfälle wegen des hohen Krankenstandes vermeldet.

Die Regionalzüge, die in Moers halten (RE 44 und RB 31), schneiden in der Statistik ebenfalls nicht besonders gut ab.
Die Regionalzüge, die in Moers halten (RE 44 und RB 31), schneiden in der Statistik ebenfalls nicht besonders gut ab. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Weil auch die Stellwerkstechnik auf der Strecke des „Niederrheiners“ (RB 31) nicht mehr überall den modernen Standards entspricht, hatte die Bahn in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, die Situation zu verbessern. Als nächste Modernisierungsmaßnahme ist der Bau eines neuen elektronischen Stellwerks in Rheinkamp mit der Anbindung der Niederrheinbahn nach Kamp-Lintfort vorgesehen. Die Inbetriebnahme ist laut Bahn für Dezember 2026 geplant. Auch das Stellwerk in Moers soll bis zu diesem Zeitpunkt modernisiert werden. Bereits im Dezember 2025 wird die Linie vom derzeitigen Betreiber Rhein-Ruhr-Bahn an DB Regio übergehen.

Der SPNV-​​​Qualitätsbericht wertet jährlich aus, wie sich das Qualitätsniveau im Nahverkehr auf der Schiene entwickelt hat. Betrachtet wird dabei sowohl die Betriebsqualität als auch die Leistungsfähigkeit der Eisenbahninfrastruktur in Nordrhein-Westfalen. Inhaltlich liegen dem Qualitätsbericht größtenteils objektiv messbare Daten zugrunde. Dazu zählen beispielsweise die Pünktlichkeit oder Zugausfälle. Diese Werte ergeben sich aus den Liefernachweisen der Eisenbahnverkehrsunternehmen. Der gesamte Bericht ist online unter www.infoportal.mobil.nrw abrufbar.