Hamminkeln/Kamp-Lintfort. Veränderte klimatische Bedingungen: Könnte der Niederrhein zur Weinanbau-Region werden? Was Experten dazu sagen und wo experimentiert wird.

Wein von der Mosel, aus der Pfalz und bald auch vom Niederrhein? Der Klimawandel sorgt hierzulande für mehr Sonnenstunden. Könnte das eine Chance für die Region sein, sich im Weinanbau hervorzutun? Experten zeigen sich da eher noch skeptisch. Ja, es wachsen Trauben, aber das bedeutet nicht gleich auch guter Wein: „Grundsätzlich ist es möglich, aber die Qualität aus Rheinhessen wird hier nicht erreicht“, sagt Marvin Kraul, kaufmännischer Leiter in der Weinlocation „Kloster-Kraul“ in Hamminkeln. Er kennt den Unterschied, denn die Weine, die hier verkauft werden, kommen aus den Weinbergen in Worms-Abenheim.

Weinanbau: Perfektes Zusammenspiel zwischen Böden, Sonnenstunden und Pflege

In Hamminkeln gebe es aber einen kleinen Rebhügel und zwei Rebzeilen, in erster Linie für das passende Flair und Demonstrationszwecke, so Marvin Kraul. Guter Wein benötige ein perfektes Zusammenspiel zwischen der Beschaffenheit der Böden, Sonnenstunden und natürlich der richtigen Pflege und Bewirtschaftung, so Kraul. Zwar gebe es inzwischen am Niederrhein mehr Sonnenstunden, aber die Trockenheit sei ein „großes Manko am Niederrhein“. Außerdem verweist Kraul auf den mitunter lehmhaltigen Boden.

Trotzdem: Es wird hier und da experimentiert. So bringen Privatleute Trauben aus ihren Gärten im Kreis Wesel zu „Kloster-Kraul“, wo dann der „Niederrhein-Secco“ hergestellt wird. Infos: kloster-kraul.de/

Trauben am Kamper Berg: Warum kein Wein hergestellt wird

Historisch betrachtet spielt auch die linke Rheinseite bei diesem Thema eine Rolle: Denn im frühen Mittelalter wurde am Kloster Kamp Wein angebaut, weiß Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums. Der Wein soll nicht sehr gut gewesen sein, verrät Hahn. „Wir wissen aber es nicht.“

Inzwischen kümmern sich am Osthang des Kamper Bergs Ehrenamtliche um etwa ein Dutzend Rebstöcke. „Nur eine kleine Erhebung, Gäste aus Österreich lachen, wenn wir das einen Berg nennen.“ Aus den Trauben wird allerdings kein Wein hergestellt.

„Durch die vorgeschriebenen Untersuchungen müssten wir die Flaschen so teuer verkaufen, das wollen wir nicht“, sagt Hahnen. Es gibt allerdings Seminare und Führungen. Außerdem ist der Weinberg bei gutem Wetter jeweils am ersten Sonntag im Monat zugänglich, demnächst also am 6. August, 13 bis 17 Uhr; weitere Infos: www.kloster-kamp.eu/weinberg,