Kreis-Wesel. Junge Menschen sind auch nachts unterwegs. Ihr Heimweg ohne Bus ist nicht nur für junge Frauen gefährlich. Was die Jusos vom Kreis Wesel fordern.

Am Wochenende etwas unternehmen – im ländlich geprägten Kreis Wesel stehen da häufig weite nächtliche Wege nach Hause an. Bus und Bahn? Eher Fehlanzeige. Die Jusos Kreis Wesel wollen, dass junge Leute sicher unterwegs sind – und dafür im Kreistag eine Mehrheit für den sogenannten „Night-Mover“ gewinnen. Der Kreis würde acht Euro pro Person zu einer Taxifahrt hinzugeben. Im Kreis Kleve gibt es das schon seit 2012.

Xavier-Ramon Domain ist Vorsitzender der Jusos im Kreis Wesel und rechnet vor: „Ein Taxi von Wesel nach Dinslaken kostet rund 50 Euro. Wenn vier Personen es sich teilen, sparen sie durch den Zuschuss 32 Euro, die verbliebenen 18 teilen sie durch vier. Das geht.“ Die jungen Sozialdemokraten haben sich Taxiunternehmer für ihr Projekt ins Boot geholt. Michael Dickmann ist Taxiunternehmer in Voerde und spricht für seine Kreis Weseler Kollegen als Vorstandsmitglied der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein. Kollegin Susanne Tekath führt mit ihrem Bruder ein Taxiunternehmen in Wesel. Beide zeigen sich für den Night-Mover offen, vorausgesetzt die App und damit die Abrechnung funktioniert problemlos. „Das ist im Kreis Kleve nicht der Fall“, sagt Dickmann. Grund dafür sei die mangelnde Netzabdeckung, auch im Kreis Wesel ein Problem.

Probleme im Kreis Wesel gleich mitdenken

Davon wollen sich die jungen Sozialdemokraten nicht abschrecken lassen. Die Probleme im Nachbarkreis müssten im Kreis Wesel von vornherein mitgedacht werden, so ihre Forderung. Rund 300.000 Euro, rechnet Greta Rühl, Vorsitzende der Voerder Jusos, wären pro Jahr notwendig. Tia Dillan aus dem Jusovorstand Kreis Wesel wohnt in Emmerich und hat den Night-Mover des Nachbarkreises bereits häufiger genutzt. „Als Frau habe ich nach einer Fete Angst, an dunklen Bushaltestellen zu stehen“, sagt sie. Zumal mit Bussen nachts ohnehin nicht zu rechnen ist. Und die Eltern nachts aus dem Schlaf zu reißen, damit das Mama-Taxi rollt, das sei keine Alternative. Als Zielgruppe für die Ermäßigung sehen die Jusos die 16- bis 26-Jährigen.

Maksim Bondarenko ist Jusovorsitzender in Wesel. „Es gibt einen Mobilitätsbedarf der jüngeren Leute. Im kommenden Jahr wird der Kreis 50 Jahre alt, das wäre doch eine gute Gelegenheit, die beiden Rheinseiten näher zusammenrücken zu lassen“, sagt er. Denn nachts gebe es kaum Verbindungen und mit Blick auf die demografische Entwicklung im Kreis fordert er, ihn für junge Menschen attraktiver zu machen. Dazu gehört Mobilität. „Ich sehe den Kreis und die Städte in der Pflicht, die Jugendlichen sicher von A nach B zu bringen, das ist Daseinsvorsorge“, sagt der 21-Jährige. Und Thomas Vogt (18) vom Jugendrat Wesel unterstützt die Idee. „Ich kann die Sicherheitsbedenken junger Frauen nachvollziehen. Wenn diese App funktioniert, würde sie auch genutzt werden.“

Unternehmer sind dabei – vorausgesetzt, die App funktioniert

Jetzt geht es daran, nach der Sommerpause eine Mehrheit des Kreistages von dem Modell zu überzeugen. Zwar ist der erste Anlauf im Jahr 2018 gescheitert, dennoch zeigen sich die jungen Politikerinnen und Politiker optimistisch. Schließlich sei im Kreis Kleve die Initiative von der CDU ausgegangen. Und die Taxiunternehmen? „Wir haben eine Bereitstellungspflicht“, sagt Susanne Tekath. Die Unternehmer sind daran interessiert, dass ihre Autos auch rollen und sie verstehen die Jugendlichen. „Voraussetzung ist, dass es eine praktikable Lösung für die Abrechnung gibt.“ Und der Zeitrahmen? Xavier-Ramon Domain ist 23. Sein Ziel: „Ich will den Night-Mover noch mindestens einmal nutzen können.“ Wenn alle mitziehen, sei ein Start schon im Frühjahr denkbar.