Kreis Wesel. Wie können mehr junge Mediziner gewonnen werden? Die Kassenärztliche Vereinigung veranstaltet die „Landpartie“ im Kreis – was dahinter steckt.
Nachwuchs fehlt an vielen Stellen und nicht erst seit gestern. Auch Ärztinnen und Ärzte fällt es schwer, Nachfolger für ihre Praxen zu finden – allen voran die ländlicheren Regionen spüren das. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein versucht gegenzusteuern, quasi mit einer Art Speed-Dating für Mediziner. Am Wochenende veranstaltet sie die „Landpartie“ im Kreis Wesel mit dem Ziel, „in ländlichen Regionen, die auf absehbare Zeit vertragsärztlichen Praxisnachwuchs benötigen, für die Niederlassung – vor allem im hausärztlichen Bereich – zu werben“.
Wie steht es aktuell um die Hausärzteversorgung? Der Kreis Wesel ist dazu in acht Bereiche eingeteilt, je nach Bereich ist vorgeschrieben, wie viele Personen auf einen Arzt im optimalen Fall kommen sollten – im Kreis Wesel variiert diese Zahl zwischen 1649 bis 1931 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die AOK hat sich im Zuge ihres im vergangenen Jahr vorgestellten Krankenreports sorgenvoll geäußert, speziell beim Blick auf die Bereiche Neukirchen-Vluyn, Xanten/Sonsbeck und Voerde – hier liegt der Versorgungsgrad unter 100 Prozent.
In Xanten/Sonsbeck hat sich diese Zahl noch mal deutlich verschlechtert – von 86,4 auf 75 Prozent. In Voerde (99,1 Prozent) und Neukirchen-Vluyn (91,7 Prozent) ist der Versorgungsgrad gleichgeblieben.
Hausärzte: So hoch ist der Versorgungsgrad im Kreis Wesel
Den höchsten Versorgungsgrad haben mit Stand Oktober 2022 Dinslaken/Hünxe mit 105,9 Prozent, es folgen Kamp-Lintfort mit 104,6, Wesel/Hamminkeln/Schermbeck mit 104,4 Prozent, Moers mit 101,2 Prozent und Rheinberg/Alpen mit genau 100 Prozent. Bei den Fachärzten– hier wird das Kreisgebiet als ein einzelner Bereich gesehen – liegt der Versorgungsgrad laut KVNO in den allgemeinen Fachrichtungen bei mehr als 100 Prozent, am höchsten bei den Chirurgen und Orthopäden (142,4 Prozent), am niedrigsten bei den Nervenärzten (107,3 Prozent). Bei Kinder- und Jugendärzten liegt er bei 109,1 Prozent.
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Bei der „Landpartie“ sollen approbierte und interessierte Medizinerinner und Mediziner über die Wege in die Niederlassung, über Beratungsangebote und Fördermaßnahmen informiert werden, zudem können sie im Welcome Hotel in Wesel direkt Kontakte zu Ärztinnen und Ärzten knüpfen, die demnächst eine Nachfolge suchen.
Kassenärztliche Vereinigung nimmt auch die Kommunen in die Pflicht
Warum tendieren junge Medizinerinnen und Mediziner eher in die Städte? Die KV vermutet, dass sie dort ein immenses Angebot an alternativen Tätigkeiten sehen, etwa in der Wirtschaft, Forschung und den Kliniken. Außerdem spiele die Familiensituation, der Arbeitsplatz des Partners oder der Partnerin eine Rolle. Die KV möchte diesem Trend entgegenwirken, es gebe verschiedene Förderungen und Maßnahmen. Genannt wird zum Beispiel ein Strukturfonds für eine Neugründung oder Übernahme einer hausärztlichen Praxis sowie die Anstellung von Hausärzten. Außerdem findet zwei Mal im Jahr der nordrheinische Praxisbörsentag statt.
Darüber hinaus hofft die KVNO aber auch, dass Bestrebungen aus der Politik wie die „Landarztquote“ in NRW Früchte tragen – für mehr Absolventen und damit perspektivisch mehr niedergelassene Ärzte sorgen. Die KV setzt auf ein Zusammenspiel mehrere Akteure und nimmt auch die Kommunen in die Pflicht: „Nachhaltig ist diese Entwicklung jedoch nur dort, wo zudem ergänzende Maßnahmen eingeleitet werden, um beispielsweise die Attraktivität vor allem für junge Familien zu steigern.“