Kreis Wesel. Die AOK hat für ihre Versicherten im Kreis Wesel Gründe für die Arbeitsunfähigkeit ausgewertet. Ein Appell: Gehen Sie zur Krebsvorsorge.

Wie viele Menschen haben sich im vergangenen Jahr bei ihrem Arbeitgeber krankgemeldet und was waren die Gründe dafür? Dazu hat das Institut für betriebliche Gesundheitsförderung der AOK Rheinland/Hamburg – bei ihr sind etwas über 88.000 Menschen im Kreis Wesel versichert (Marktanteil 19,16 Prozent) – wieder Daten ausgewertet und einige Auffälligkeiten festgestellt. Allen voran: Laut AOK lag der Gesamtkrankenstand hier im vergangenen Jahr bei 7,46 Prozent und damit zum wiederholten Mal höher als im Rheinland (6,83 Prozent). Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich damit fort, wie AOK-Regionaldirektor Manrico Preissel und Pascal Wieners (Leiter Regionales Gesundheitsmanagement) herausstellen – wenn auch konkrete Gründe dafür schwer auszumachen sind.

In diese Statistik werden nur die Menschen eingerechnet, die auch zum Arzt gegangen und ihre Krankschreibung anschließend bei Arbeitgeber und Krankenkasse eingereicht haben, erläutern sie. Es sei aber davon auszugehen, dass durch die seit diesem Jahr genutzte elektronische Krankschreibung künftig auch einzelne Fehltage häufiger registriert würden, so Wieners.

Arbeitsunfähigkeit: Das sind die Zahlen für den Kreis Wesel

Die Zahlen im Überblick: 38.843 AOK-Versicherte im Kreis konnten 2022 krankheitsbedingt nicht zur Arbeit gehen. Insgesamt gingen bei der Versicherung 59.612 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) ein, unter anderem durch Folgebescheinigungen. Zusammengerechnet kamen diese Versicherten auf 803.501 Krankentage – der Großteil davon ohne Krankengeldbezug (bis 42 Tage Krankheit).

Bekannterweise wird die Bevölkerung hier immer älter. Könnte das Alter der Versicherten mit Blick auf einen höheren Krankenstand eine Rolle spielen? Zumindest hier zeigen sich zwischen dem Kreis (40,7 Jahre im Schnitt) und der Region Rheinland (40,8 Jahre) keine signifikanten Unterschiede.

Die AOK im Kreis Wesel betont die Bedeutung der Krebsvorsorge.
Die AOK im Kreis Wesel betont die Bedeutung der Krebsvorsorge. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Natürlich haben auch Atemwegserkrankung und das Coronavirus mit zu den krankheitsbedingten Ausfällen beigetragen: Hier lässt sich den Daten der Versicherung zufolge sowohl in der Region Rheinland als auch im Kreis ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr feststellen. Weitere Krankheitsbilder, welche Preissel und Wieners hervorheben: Bei den Erkrankungen von Muskel und Skelett liegt der Kreis (etwa 41 Prozent) etwas vor dem Rheinland (rund 39 Prozent). Hier seien sowohl die Fälle als auch die Dauer der Erkrankungen aufgefallen, heißt es von der AOK. „Oft fängt es mit dem Rücken an, später fällt dann auch eine psychische Grunderkrankung auf, die sich auf den Körper auswirkt“, sagt Preissel. Genauso könne aber auch eine langwierige Rückenerkrankung eine psychische Erkrankung bedingen, mit mal mehr oder weniger starker Ausprägung. Um vorzubeugen, nennen Preissel und Wieners zum Beispiel zertifizierte Sportkurse, die von den Krankenkassen bezuschusst würden.

Appell der AOK: „Gehen Sie zur Krebsvorsorge“

Beim Blick auf das Krankheitsbild Psyche, sieht die AOK tendenziell mehr Fälle bei den Versicherten im Rheinland (13,5 Prozent) als im Kreis Wesel (12,8 Prozent). Die Wartezeit für einen Therapieplatz im ambulanten Fall sei lang, es könne bis zu einem Jahr dauern, so Preissel. „Wir haben auch im Kreis Wesel einen Mangel an Therapieplätzen“, ergänzt Wieners – allerdings seien hier sogar noch Arztsitze verfügbar, es fehlen also die Therapeuten.

Einen besonderen Fokus legen Preissel und Wieners auf das Thema Krebs und Vorsorge. Die AOK registrierte hier im vergangenen Jahr etwas mehr AU-Fälle aufgrund von Tumorerkrankungen als im restlichen Rheinland (etwa 3 Prozent im Vergleich zu 2,8 Prozent). Ein großes Manko: „Der Kreis Wesel ist in Sachen Vorsorge schon seit Jahren völlig unterrepräsentiert“, sagt Preissel. Man habe zudem die Sorge, dass zuletzt auch wegen der Pandemie viele nicht zur Vorsorge gegangen seien. Daher sei von einer steigenden Zahl der Krebserkrankungen auszugehen, der Krebs werde später erkannt. Preissel und Wieners appellieren einmal mehr inständig, die wichtigen Angebote zur Krebsfrüherkennung in Anspruch zu nehmen: „Gehen Sie zur Vorsorge, der Gesetzgeber bietet einiges an.“

Krebsvorsorge: Das wird angeboten

  • Um sich zur Krebsvorsorge beraten zu lassen, sollte man sich an seinen Hausarzt wenden.
  • Die AOK weist auf folgende Vorsorgeuntersuchungen hin, die von den Krankenkassen übernommen werden: Für Frauen: ab 20 Jahre – Früherkennung von Krebserkrankungen der Geschlechtsorgane (einmal jährlich); ab 30 Jahre – Früherkennung von Brustkrebs (einmal jährlich); ab 35 Jahren – Früherkennung von Hautkrebs (einmal innerhalb von zwei Jahren); Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (einmal innerhalb von drei Jahren); ab 50 bis 54 Jahre – Früherkennung von Darmkrebs (einmal jährlich); 50 bis 69 Jahre – Früherkennung von Brustkrebs mit Mammographie-Screening (einmal innerhalb von zwei Jahren); ab 55 Jahren – erweiterte Früherkennung von Darmkrebs (inklusive Darmspiegelung). Für Männer: ab 35 Jahre – Früherkennung von Hautkrebs (einmal innerhalb von zwei Jahren); ab 45 Jahre – Früherkennung von Prostatakrebs (einmal jährlich); ab 50 Jahre – Früherkennung von Darmkrebs (inklusive Darmspiegelung).
  • Die AOK bietet auf ihrer Internetseite den Vorsorg-O-Mat an, hier können Sie sich je nach Alter und Geschlecht informieren, welche Vorsorge für Sie relevant wird: https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/krebs/frueherkennung-kann-leben-retten-vorsorg-o-mat//