Kreis Wesel. Motorradfans genießen derzeit ihre ersten Touren. Doch im Kreis Wesel passieren immer wieder schlimme Unfälle. Wie man sich am besten schützt.
Der Frühling ist da – und passionierte Biker genießen ihre ersten Touren oder starten spätestens in diesen Tagen. Ein Saisonstart birgt Risiken, daran erinnern ADAC und Kreisverkehrswacht Wesel: Motorradfahrer müssen sich wieder mit ihren Maschinen vertraut machen, Autofahrer sich neu an das erhöhte Zweiradaufkommen gewöhnen und die Motorräder mitdenken. Dazu kommen technische Hürden, das Fahrzeug will gründlich gecheckt sein. „Öl, Bremsen, Reifen, Luftdruck und Licht sind die Basics“, so Frank Schulten, Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht Wesel.
Auf den Wetterfaktor macht der ADAC Nordrhein in einer Mitteilung aufmerksam und warnt: „Die Temperaturen schwanken im April häufig. Mancherorts friert es nachts sogar noch. Die meisten Motorradreifen brauchen aber eine gewisse Betriebstemperatur, um gut zu funktionieren“, sagt Motorrad-Experte Peter Bredol. „Bei Kälte tut sich ein Motorradreifen besonders schwer, in ein optimales Betriebsfenster zu kommen. Damit steigt die Gefahr, dass der Reifen nicht richtig haftet – besonders bei langer Wartezeit an einer Ampel, an einer Bahnüberführung oder auch generell, wenn der Reifen im Vorfeld vielleicht noch nicht richtig warm geworden ist.“
Biker sollten langsam wieder ein Gefühl für die Maschine bekommen
„Warm fahren“ sollten sich auch die Biker selbst und es langsam angehen lassen. Der ADAC empfiehlt, die ersten Fahrten auf ruhigen Straßen zu beginnen, um wieder ein Gefühl für die Maschine zu bekommen. Hier sei es sicherer, das Kurvenfahren und Ausweichen zu trainieren. „Für die ersten Ausfahrten sollten Biker zunächst kurze Strecken fahren und anspruchsvolle Tagestouren meiden“, sagt ADAC-Fachmann Bredol. Besonders im April sei noch mit Frostschäden auf der Straße oder Rollsplit zu rechnen.
Er nennt noch ein weiteres Problem zum Saisonstart: „Vom Autofahren sind wir es gewöhnt, dass der Blinker sich nach dem Abbiegen ausschaltet. Beim Motorrad muss das überwiegend manuell gemacht werden und das wird zu Beginn der Saison gerne vergessen. So können an Kreuzungen oder Einmündungen gefährliche Missverständnisse entstehen.“
Als wichtigen Sicherheitsfaktor nennt Frank Schulten von der Kreisverkehrswacht auch eine gute Schutzbekleidung, die auch sichtbar macht. Sie werde spätestens im Sommer gern vernachlässigt. „Wenn es wärmer wird, meinen viele, kurze Hose oder Jeans seien ausreichend“, sagt er. Und empfiehlt: „Nehmen Sie einen Apfel und ziehen ihn mit Druck ein paar Meter über eine Fahrbahn.“ Das Ergebnis zeigt eindrucksvoll, welche verheerenden Verletzungen ein Sturz ohne Schutzkleidung verursacht. Unfallursache Nummer eins ist laut Landesverkehrswacht NRW Raserei, danach folgen zu geringer Sicherheitsabstand und riskante Überholmanöver. Sechs Fahrtrainings hat die Verkehrswacht auch in diesem Jahr angeboten, um die Fahrer fit für die Saison zu machen. Die Nachfrage war groß, alle Termine sind bereits ausgebucht.
Lärmschutz: Biker sollten Rücksicht auf die Anwohner nehmen
Zwar kennen Motorradfahrer die Risiken, dennoch ließen in den Jahren 2020 und 2021 fünf Biker im Kreis Wesel ihr Leben auf der Straße. Im vergangenen Jahr starb laut Verkehrsunfallstatistik der Kreispolizeibehörde kein Motorradfahrer, die Beteiligung von Motorrädern an allen Unfällen und die Zahl der Verletzten wird nicht gesondert aufgeführt. Unfallschwerpunkte, so Sprecherin Andrea Margraf, sind gut ausgebaute Landstraßen, mit Bäumen gesäumt, im gesamten Kreisgebiet.
In fast jeder Gemeinde oder Stadt des Kreises gibt es bekannte Bikertreffs, die dieser Tage wieder zum Leben erwachen: Thunderbike in Hamminkeln beispielsweise, der Flugplatz Schwarze Heide, die Xantener Nordsee und der Fähranleger, um nur einige zu nennen. Der ADAC appelliert an die Motorradfahrer, die Nerven der Anwohner zu schonen und in Dörfern und Siedlungen wegen der Lärmbelästigung die Geschwindigkeit anzupassen.