Hamminkeln. . Eine Initiative fordert, Wege zu finden, die Biker aus dem Dorf zu halten. Bürger haben schon Geräuschpegel von bis zu 93 Dezibel gemessen.

Des einen Freud, des anderen Leid: Am Wochenende wurden die Brüner Bürger wieder einmal daran erinnert, was sie nicht möchten – ohrenbetäubenden, beinahe permanenten Verkehrslärm in ihrem Dorf, ausgelöst durch Motorradfahrer. Aufgrund der Veranstaltung zum Saisonauftakt im Thunderbike Roadhouse im nahen Hamminkeln und der Sperrung der A3 hatte sich die Lage insbesondere am Samstag verschärft. Für die Bürgerinitiative Ortsumgehung Brünen (BOB) ist deshalb klar: Sie will weiter dafür kämpfen, dass nicht einfach jeder durchs Dorf fahren kann.

Bikeransturm ist für Brüner eine Nervenprobe

Die Initiative wurde schon oft belächelt, ihre Anträge und Petitionen häufig abgelehnt. Aber wer am Samstag auch nur eine halbe Stunde auf dem Brüner Marktplatz stand, der hat mit eigenen Augen – oder besser: Ohren – hautnah erlebt, dass der Lärmpegel bei gutem „Bikerwetter“ einer echten Nervenprobe gleichkommt. Unterstützer der Initiative, Karl-Hermann Hecheltjen, berichtete: „Die Motorräder fahren ja nur in einer bestimmten Zeitspanne. Das ist dann aber meist die gleiche, in der die Anwohner gern draußen auf der Terrasse oder im Garten sitzen möchten. Wenn dann alle paar Minuten eine Gruppe Motorradfahrer vorbeikommt, versteht man sein eigenes Wort nicht mehr.“ Franz Galikowski, der am Ortsausgang wohnt und bei dem die Biker direkt am Vorgarten vorbeifahren, ergänzte: „Ich habe mit meinem eigenen Messgerät in unserem Garten schon mehrmals einen Pegel von 93 Dezibel gemessen.“ Seinen Rasenmäher, der mit 62 Dezibel deutlich darunter liege, dürfe er aber laut Gesetz nur zu bestimmten Zeiten benutzen.

Nur eine von vielen Punkten, in denen sich die Unterstützer der Bürgerinitiative ungerecht behandelt fühlen. Es scheint aus ihrer Sicht ein Ungleichgewicht zwischen der Zufriedenheit der Anwohner und der Zufriedenheit der Biker zu bestehen, wonach die einen häufiger benachteiligt und die anderen bevorzugt werden.

872 Biker an einem Wochenende gezählt

Die Lärmpartnerschaft, die Thunderbike vor einigen Jahren mit der Stadt Hamminkeln eingegangen ist, sieht die Initiative kritisch. Denn auf der Website preise der Motorrad-Händler laute Auspuffanlagen an, die einen intensiveren Sound auf Knopfdruck versprechen – also das komplette Gegenteil von Lärmvermeidung. Außerdem werden Belange der steuerzahlenden Bürger für das Interesse der Biker hinten angestellt: Beispielsweise musste die Grünschnittannahme am Samstag geschlossen bleiben. Grund ist das Thunderbike Event.

Zumindest zeitweises Durchfahrtverbot verhängen

Hecheltjen und Galikowski ist es wichtig zu betonen: „Wir haben nichts gegen Motorradfahrer, wirklich nicht. Aber die Menge macht’s. Und das ist langsam nicht mehr tragbar.“ Dabei geben ihnen die Zahlen recht. Eine offizielle Verkehrsdatenmessung aus dem vergangenen Juli belegt: An einem einzigen Wochenende fuhren 872 Zweiräder durch Brünen. Mehr als 89 Prozent von ihnen erzeugten dabei nicht nur Lärm, sondern überschritten auch das Tempolimit. Das möchte die Bürgerinitiative nicht mehr hinnehmen. Sie hofft, dass der Kreis Wesel bald Beispielen aus anderen Orten der Republik folgt und zumindest eine zeitweise Durchfahrtsbeschränkung verhängt. Denn: Viele Wege führen zu Thunderbike – durch Landschaften, die nicht so dicht bewohnt sind.