Dinslaken. „Halligalli“: Die Ausstellung des Kulturkreises im Museum Voswinckelshof beleuchtet die Dinslakener Martinikirmes auch aus historischer Sicht.
Es gibt wohl keinen in Dinslaken, der nicht irgendwelche persönlichen Erinnerungen mit der Martinikirmes verbindet. Anlass genug für den Kulturkreis Dinslaken, sich dem Thema in einer Gemeinschaftsausstellung im Voswinckelshof zu nähern.
„Halligalli“ wird am 30. April geöffnet. Und parallel zur Objektkunst gibt es auch einen Themenraum, der die Martini-Kirmes aus historischer Sicht beleuchtet. Sollte doch nicht viel Aufwand bedeuten, eine der beliebtesten und traditionsreichsten Veranstaltungen Dinslakens zu dokumentieren! Das könnte man meinen, aber Geschichtsforschung ist eine Reise zu den weißen Flecken auf der Landkarte, die sich nebelschwadengleich mal mehr oder weniger dicht über historische Fakten legen. Die Martinikirmes findet im November statt. Der Nebel über der Vergangenheit erinnert an die sprichwörtliche Waschküche. Denn wenn auch Martini seit über 500 Jahren der angestammte Markttag in Dinslaken ist, die Stadtarchivarin Katharina Schinhan findet vor 1900 nur Dokumente über den Viehmarkt, nicht aber über irgendwelche Volksbelustigungen.
Dabei galt für Dinslaken schon früher: „Da ist was los!“ Die Wirte knüpften ihre Tanz- und damit Livemusikveranstaltungen an die kirchlichen Feiertage und dehnten den Rummel aus.
Es gab also in der Stadt ein permanentes Veranstaltungsangebot und Preußen schlug im 19. Jahrhundert die Hände über den Kopf zusammen. „Es sei zu viel Unfug getrieben worden“, zitiert die Stadtarchivarin die alten Dokumente. Aber wieso gab es 1860 einen Antrag, den die Hauptfestzeit zu Peter und Paul belegt? Der 26. Juni könnte nur als Verlängerung des Schützenfests auf Johanni, 24. Juni, interpretiert werden. Und 1891 bewarb sich eine Reptilienschau aus Hannover für die Dinslakener Pfingstkirmes – nicht Martini.
Den frühsten Beleg fand Katharina Schinhan in einer Postkarte mit dem eingestempelten Schriftzug „v. d. Kirmess Dinslaken 1906“, gestempelt am 12. November (siehe unser Foto). Von 1936/37, also aus der Nazizeit gibt es ein Foto von einem Panoptikum auf der Martini-Kirmes: kein Vergnügen.
1950 erstreckt sich die Kirmes vom Altmarkt bis zum Neutor
Doch nach dem Krieg werden alle Fragen beantwortet. Die Bedeutung der Lokalpresse liegt nicht nur in ihrer Tagesaktualität, die alten Zeitungen sind ein Informationsschatz fürs Archiv. Die Kirmes erstreckt sich 1950 vom Altmarkt bis zum Neutorplatz. Das ikonische 26-Meter-Riesenrad wurde nur alle fünf Jahre aufgebaut (1960, 1965), sonst gab es ein kleineres aus Holz. „1964 war die Kirmes wegen der Hertie-Baustelle tatsächlich etwas kleiner“, so Schinhan, „1965 aber angeblich größer als zuvor, weil hinter dem Hertie ein weiteres Gebäude stand, welches - ich vermute für den Parkplatz - abgerissen wurde.“ Spannende Geschichten, spannende Geschichte. Ende: offen.