Kreis Wesel. Das geplante Verbot konventioneller Öl- und Gasheizungen sorgt im Kreis Wesel für Verunsicherung. Was Experten jetzt dazu raten.
Das geplante Aus konventioneller Heizungsanlagen führt im Kreis Wesel quasi zu Panikkäufen. Seit Wirtschaftsminister Robert Habeck den Einbau neuer herkömmlicher Öl- und Gasheizungen ab 2024 verbieten will, steht bei Norbert Borgmann das Telefon kaum noch still.
Die Anfragen in seinem Installationsbetrieb hätten sich gefühlt vervierfacht, sagt der Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima im Kreis Wesel im Gespräch mit der Redaktion. „Die Leute wollen sich jetzt noch schnell eine neue Gasheizung einbauen lassen, bevor sie im nächsten Jahr verboten wird.“ Oder vielmehr: verboten werden soll. Denn noch, so Borgmann, „ist das alles gar nicht in trockenen Tüchern“ (Sie wollen mehr solcher Service-Themen lesen? Hier für unseren kostenlosen Immobilien-Newsletter anmelden)
Klar ist bereits, dass nach Bundeswirtschafts- und -bauministerium jede neue Heizungsanlage ab 2024 zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Somit werden viele Hauseigentümerinnen und -eigentümer auf die Wärmepumpe umsteigen müssen. Der finanzielle Aufwand ist allerdings rund dreimal so hoch. Für die Installation einer Wärmepumpe müsse man mit mindestens 30.000 Euro rechnen, sagt Norbert Borgmann. „Ein strammer Preis“, sagt der Fachmann selbst. Eine konventionelle Gasheizung liege dagegen bei rund 10.000 Euro. „Die Grundangst ist, dass die Heizung nächstes Jahr kaputt geht und die neue Anlage dann viel, viel teurer wird.“ Vor allem für Rentnerinnen und Rentner sowie für Personen mit geringerem Einkommen könne die Lage prekär werden. Viele wollen deshalb jetzt noch aktiv werden.
Experte zu Heizungsverbot: „Wenn Sie eine Heizung haben, die noch läuft und nicht aus dem letzten Loch pfeift, lassen Sie sie laufen.“
Der Ansturm auf Gasheizungen sei derzeit riesig, ohne dass er aber die Nachfrage bedienen könne, sagt der Innungsobermeister, was auch daran liege, dass Hersteller ihre Produktionsstraßen auf den Bau von Wärmepumpen umgestellt hätten Bei Gasgeräten für Häuser von bis zu 200 Quadratmetern Größe werde es schwierig, diese noch in diesem Jahr zu bekommen. „Aber was ist, wenn ich sie in diesem Jahr für meinen Kunden bestelle und die Anlage erst kommt, wenn der Einbau verboten ist?“ Die Frage, ob der Tag der Auftragsvergabe ausschlaggebend ist oder der Tag des Einbaus, sei genauso unklar wie zahlreiche andere Dinge.
Bislang habe der Vorstoß des Wirtschaftsministers nichts gebracht außer Verunsicherung, sagt Norbert Borgmann. „Der Herr Habeck hat da so eine Idee, aber keiner weiß was Genaues“, so Borgmann weiter, „das ist wie Zocken.“
Die Verbände seien zum Beispiel noch gar nicht gehört worden. Dazu bestehe noch gar keine Klarheit bei Übergangsfristen oder Fördermöglichkeiten. Generell würde das Gesetz eine große Umstellung bedeuten, die Umsetzungsfrist sei dafür aber viel zu kurz.
„Ich glaube nicht, dass der Gesetzgeber sich traut, im November ein Gesetz zu beschließen, das im Januar in Kraft tritt“, sagt Norbert Borgmann, der rät, Ruhe zu bewahren und nicht vorschnell zu handeln. „Wenn Sie eine Heizung haben, die noch läuft und nicht aus dem letzten Loch pfeift, lassen Sie sie laufen.“ Wenn das Gesetz einmal stehe, müssten auch die Fördermöglichkeiten bekannt sein.
Energieexperte Akke Wilmes von der Verbraucherzentrale im Kreis Wesel sieht das genauso. Auch er hält die Kommunikation des Wirtschaftsministers für verfehlt. „Ich würde mir weniger Hektik wünschen“, sagt der Experte. Zumal Robert Habecks Forderung ohnehin am 31. Dezember 2025 in Kraft treten solle. „Der Wirtschaftsminister macht nichts anderes, als einen Termin vorzuziehen“, sagt Akke Wilmes. Ob das sinnvoll sei, lasse er dahingestellt.
In erster Linie habe der Vorstoß nur noch mehr Unruhe in eine bereits verunsicherte Gesellschaft gebracht, so der Experte weiter. „Wir sind in einer Situation, in der wir zwar den CO2-Ausstoß verringern wollen, aber gleichzeitig alles teurer wird.“ Das gelte in dem Zusammenhang vor allem für die Kreditzinsen. Ihn habe kürzlich ein frustrierter Bürger angerufen, der bereits 50.000 Euro Investitionskosten auf sich zukommen gesehen habe.
Doch genauso wie Innungsobermeister Norbert Borgmann mahnt Akke Wilmes zur Ruhe. „Keine Panik entwickeln, sondern schauen, wo man bereits gegensteuern kann“, so Wilmes. Den genauen Verbrauch dokumentieren, um die großen Kostenfresser zu lokalisieren. Manchmal bewirkten auch kleine Kniffe schon eine Menge, gedämmte Rollladenkästen etwa oder smarte Heizungssteuerungen.
Grundsätzlich dürfe man sich aber nicht unter Druck setzen lassen, sagt der Energieexperte. Wenn ein Gesetz auf den Weg gebracht werde, müsse es auch Lösungen für die Kostenfrage geben. Denn klar sei: „Wer etwas fordert, muss es auch fördern!“