Kreis Wesel. Weißstörche faszinieren seit jeher. Der Kreis Wesel gehört zu den beliebtesten Brutplätzen in NRW – wie es um die schönen Vögel steht.

Viele Menschen schenken dem Weißstorch besondere Aufmerksamkeit. Obwohl er inzwischen fast ein gewohnter Anblick geworden ist, bleibt die Faszination ungebrochen. Die Leute fotografieren, warten gespannt, wie viele Junge zu erkennen sind, verfolgen deren Fortschritte bis zum ersten Flugversuch. Im vergangenen Jahr gab es da in NRW und im Kreis Wesel viel zu gucken: 704 Storchenpaare haben landesweit gebrütet. 97 davon allein im Kreis Wesel und zusammen 169 am Niederrhein.

Kreis Wesel auf Platz zwei: Störchen-Bestände haben sich erholt

Hans Glader, Vorsitzender der Stiftung Störche NRW, schaut zufrieden auf diese Bilanz. Vermutlich sei sie nicht ganz komplett, denn nicht alle Nester werden gemeldet. „Anfang der 90er Jahre gab es im Kreis Minden-Lübbecke landesweit die letzten drei Storchenpaare“, sagt er. Im vergangenen Jahr brüteten dort 132, damit liegt der Kreis ganz vorn – direkt gefolgt vom Kreis Wesel. „NRW ist mit zwei Hotspots gut aufgestellt“, sagt Glader. Dazu habe die NRW-Stiftung maßgeblich beigetragen, die für viel Geld Ackerflächen in Auebereichen gekauft und in Grünland umgewandelt habe. Das bietet den Störchen eine bessere Nahrungsgrundlage.

2022 war also trotz der wieder extremen Dürre ein gutes Storchenjahr: 2021 gab es im Kreis Wesel 74 Paare, die 110 Jungtiere aufgezogen haben. Die 97 letztjährigen Storcheneltern hatten 167 hungrige Schnäbel zu stopfen. Aktuell sind bereits viele Störche wieder an den Niederrhein zurückgekehrt und damit beschäftigt, ihre Nester auszubessern und die Partnerin zu umwerben.

Regenwürmer und Insekten: Was die kleinen Störche futtern

Mitte bis Ende März dann beginnen sie zu brüten, erläutert Glader. Diese Phase dauert etwa 34 Tage, dann schlüpfen die Jungen. Dann ist es wichtig, dass es nicht zu trocken ist: „Frisch geschlüpft werden die Kleinen zunächst mit Regenwürmern und Insekten gefüttert, größere Brocken können sie noch nicht schlucken. Sie sind kaum größer als Hühnerküken.“

Sind die kleinen Störche drei bis vier Wochen alt, bekommen sie dann Mäuse, Maulwürfe und anderes Kleingetier, etwa im Juli beginnen sie mit dem Flugunterricht und lernen, selbst Beute zu machen. Bis dahin kommen die erwachsenen Tiere kaum zur Ruhe, schaffen unermüdlich Futter heran.

Im August dann wird es allmählich Zeit, sich auf die lange Reise nach Süden vorzubereiten: Die Jungvögel ziehen in Gruppen zuerst los, die Alten folgen später. Immer wieder bleiben aber auch Exemplare hier am milden Niederrhein.

Frisch bearbeitete Äcker bieten einen reich gedeckten Tisch – den wollen sich auch die Weißstörche keinesfalls entgehen lassen.
Frisch bearbeitete Äcker bieten einen reich gedeckten Tisch – den wollen sich auch die Weißstörche keinesfalls entgehen lassen. © NRZ | Johannes Kruck

Dumm sind die schönen Vögel nicht: Wird ein Acker gepflügt, kommt es schonmal vor, dass 30 bis 40 von ihnen hinter dem Trecker nach Futter suchen, die der Pflug ans Licht gebracht hat. „Die Leute sind dann hellauf begeistert und genießen das Schauspiel. Es ist wie aus alten Filmen über Ostpreußen“, sagt Glader. Besondere Scheu vor dem Traktor zeigen die Störche nicht.

Nach einer Zwangspause wegen der Pandemie beginnt Hans Glader nun wieder mit Vorträgen und Ausstellungen. Los geht es am Sonntag, 2. April um 11 Uhr im RVR-Naturforum Bislicher Insel mit der Vernissage der Ausstellung „Vögel“. Der Storchenfreund, dessen große Leidenschaft die Fotografie ist, zeigt dann seine Bilder der heimischen Vogelwelt, unter anderem der Weißstörche. Bis zum 2. Juli sind die Fotos dann jeweils dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr, zu sehen, der Eintritt ist frei. Zudem können Naturfans seine Bilder unter www.naturfotoglader.de im Netz bewundern.