An Rhein und Ruhr. Auch im Winter fühlen sich die Störche am Niederrhein inzwischen wohl. Woran das liegt, erklärt Michael Jöbges von der Stiftung Störche NRW.

Die einen zieht es auf die gefährliche Reise über den Bosporus, Israel, den Sudan bis nach Südafrika, die anderen ziehen nach Westen und einige bleiben auch hier am Niederrhein: Die Weißstörche fühlen sich in Nordrhein-Westfalen inzwischen auch im Winter wohl. Und dazu steigt die Population.

Im frisch zurückliegenden Jahr 2021 brüteten mehr als 500 Storchenpaare in Nordrhein-Westfalen, gibt Michael Jöbges, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Störche NRW, auf NRZ-Anfrage an. Er wertet die Bestände an Rhein und Ruhr Jahr für Jahr aus. Allein im Kreis Wesel fanden rund 70 Bruten statt. Damit hat dieser Kreis nach dem Kreis Minden-Lübbecke mit 116 Brutpaaren den zweithöchsten Bestand der Art in ganz NRW.

Doch nicht nur die Bruten haben zugenommen, auch die Überlebenschancen standen nicht schlecht. In NRW sind 940 Jungstörche flügge geworden. Aber: „Obwohl Brutbestand und Bruterfolg insgesamt zugenommen haben, sank die Ausflugrate per Brutpaar“, schildert Jöbges. Grund für die geringere Ausflugsrate könnten schlechte Witterungsbedingungen, vor allem die längeren Regenperioden im vergangenen Jahr gewesen sein.

Störche überwintern gern in Spanien

Ein bisschen „faul“ sind die Störche zudem. Statt die beschwerliche Reise in wärmere Gefilde auf sich zu nehmen, bleiben viel Störche inzwischen hier.

Einen Anstieg bei diesen Daheimgebliebenen kann Jöbges allerdings nicht erkennen. Mit rund 40 Weißstörchen sei der Überwinterungsbestand in etwa konstant geblieben, erklärt der Storch-Experte. Allein in Voerde im Kreis Wesel hätten Anwohner zwischen zehn und 15 Störche beobachtet, die dort überwintern. Durch die oft milden Winter finden sie auch bei uns Nahrung wie Mäuse.

Flugrouten der Störche sind auf einer Karte zu sehen

Die Weißstörche haben sich in NRW vor allem entlang der Rheinschiene niedergelassen – von Duisburg bis zur niederländischen Grenze, entlang der Lippeaue von Recklinghausen bis Soest und in den Kreisen Paderborn und Minden-Lübbecke.

In vielen Städten und Gemeinden gibt es im Frühling und Sommer Storchenkameras, wenn die Jungstörche geboren werden. Ansonsten können in freier Wildbahn größere ziehende Trupps auch im August und als Rastvogel bei der Nahrungssuche beobachtet werden, auch über den Ballungsräumen, sagt Jöbges.

Außerdem gibt es eine Karte und einen Blog vom Naturschutzbund (Nabu), die zeigen, welche Störche wann wohin ziehen.

Zu finden ist die Karte im Internet unter https://blogs.nabu.de/stoerche-auf-reisen

Und sollte es, wie im Winter 2020, doch mal längere Zeit eine geschlossene Schneedecke geben, können die Störche noch immer weiterziehen. Ansonsten ist die Nahrungsfindung schwer, so mancher Storch schafft es dann nicht.

Erste Rückkehrer werden Ende Februar, Anfang März erwartet

Die meisten Weißstörche in NRW nutzen laut Jöbges den westlichen Flugweg und überwintern in Spanien. Der Weg sei auch der sichere als die Ostroute nach Afrika. Tod durch Stromleitungen, Abschuss, Fänge mit dem Netz oder Vergiftungen machen die Reise riskant.

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Die ersten Rückkehrer aus dem Westen werden bereits Ende Februar, Anfang März erwartet. Damit sind sie vier bis fünf Wochen früher wieder in NRW als die Ostzieher.

Angesichts der doch recht guten Lebensbedingungen erwartet Storch-Experte Jöbges auch in den nächsten Jahren noch einen weiteren „moderaten Anstieg“ der Storchenpopulation in Nordrhein-Westfalen.