Kreis Wesel. Auch der Einzelhandel im Kreis spürt die Folgen des Ukraine-Kriegs. Welche Branchen besonders betroffen sind und was der Handelsverband erwartet.

Zwar ist die Pandemie in den Hintergrund gerückt, die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind aber weiter spürbar – und trüben entsprechend die Konsumlaune. Rund 40 Prozent der Handelsunternehmen am Niederrhein haben 2022 eine negative Umsatzentwicklung verzeichnet, wie aus den Ergebnissen einer Umfrage des Handelsverbands Niederrhein hervorgeht. Die Umsätze seien je nach Branche und Standort sehr unterschiedlich ausgefallen, wird Geschäftsführerin Doris Lewitzky zitiert. Neben Unternehmen aus Duisburg repräsentiert der Verband rund 2600 Betriebe mit etwa 2,5 Milliarden Euro Umsatz und 10.000 Beschäftigten im Kreis Wesel.

Handelsverband Niederrhein: Weihnachtsgeschäft konnte Erwartungen nicht erfüllen

So habe etwa gerade auch das Weihnachtsgeschäft die Erwartungen überwiegend nicht erfüllen können, heißt es im Bericht. Nicht zwingend notwendige Anschaffungen seien zurückgestellt worden, was insbesondere die Branchen Bekleidung, Schuhe, Sportartikel und Parfümerie spürten. Zurückhaltender waren die Kundinnen und Kunden auch bei hochpreisiger Ware sowie bei Bio-Produkten im Lebensmitteleinzelhandel – während der Pandemie sah das noch anders aus.

Zugleich sind die Erwartungen der Betriebe im Handel weiter zurückhaltend: Nur 25 Prozent der Unternehmen gehen optimistisch in dieses Jahr, rund 35 Prozent sind eher pessimistisch eingestellt. „Aktuell wird das verfügbare Einkommen der Kunden durch die Inflation erheblich vermindert, dieses macht sich in wachsender Kaufzurückhaltung bemerkbar, und diese Schwäche des Konsumverhaltens belastet den Einzelhandel unmittelbar“, so Doris Lewitzky. Die Erwartung der Branche sei daher, dass das verfügbare Einkommen nicht durch höhere Steuern und kommunale Abgaben abgeschöpft werde. Die Politik sei gefragt, die bereits umgesetzten Entlastungen der Verbraucher weiter im Fokus zu halten und zudem die steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen deutlich zu verbessern.

Weitere Herausforderung für den Handel im Kreis Wesel: der Fachkräftemangel

Neben den Kriegs-Folgen sind auch Lieferengpässe sowie der Fachkräftemangel drängende Themen: Rund 65 Prozent der befragten Unternehmen haben Probleme damit, geeignete Arbeitskräfte zu gewinnen. Immerhin: Die Ausbildungsquote liegt leicht über Vorjahresniveau, heißt es im Bericht. 939 neue Ausbildungsverträge wurden im vergangenen Jahr neue abgeschlossen – 2021 waren es 922.

Laut Handelsverband ist der Internethandel 2022 erstmals geschrumpft, bleibt aber Wachstumstreiber. Digitalisierung und Sichtbarkeit im Internet spielen auch für den stationären Handel entsprechend eine wichtige Rolle. In unterschiedlichsten Formen werde das umgesetzt, insbesondere in den Bereichen Geschäftsprozesse und Online-Marketing.

„Auch wenn die dort generierten Umsätze lediglich bei 15 Prozent dieser Händler einen Anteil von 20 bis 50 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen, zeigt es sich, dass die Digitalisierung im stationären Handel angekommen ist“, so Lewitzky. (acf)