Kreis Wesel. Die Grünen-Fraktion im Kreis Wesel möchten möglichst schnell ein drittes Frauenhaus einrichten. Der Bedarf ist da. Und eine Frist läuft bald ab.

Schutz vor Gewalt zu finden, ist im Kreis Wesel möglich, dauert unter Umständen aber lange. Zeit, die die meisten Frauen nicht haben, die vor ihrem gewalttätigen Partner flüchten müssen. „15 Prozent der Frauen, die im vergangenen Jahr Schutz gesucht haben, konnten nicht in den ersten ein bis zwei Tagen untergebracht werden“, sagt Elisabeth Hanke-Beerens von der Grünen-Kreistagsfraktion, die jetzt mehr Tempo erzeugen möchte, um ein drittes Frauenhaus im Kreis Wesel einzurichten.

Warum der Kreis Wesel ein weiteres Frauenhaus benötigt

Denn: In den derzeit zwei Frauenhäusern (Moers und Dinslaken) gibt es insgesamt 39 Plätze für Frauen und Familien. Laut Istanbul-Konvention aus dem Jahr 2011 soll aber pro 10.000 Einwohner ein Familienplatz in einem Frauenhaus bereitstehen. Gemessen an den mehr als 460.000 Einwohnern im Kreis Wesel wären das mindestens 46 Plätze.

Die Grünen haben sich zum gesamten Themenfeld Antworten von der Kreisverwaltung geben lassen. Mit diesen Informationen möchten sie nun politischen Schwung entwickeln und den Beschluss für ein weiteres Frauenhaus auf eine breite Basis im Kreistag verteilen. Landrat Ingo Brohl hatte im vergangenen Dezember bereits im Gespräch mit der Redaktion seinen Willen bekräftigt, ein weiteres Haus im Kreis Wesel einzurichten.

Der Bedarf dazu ist da. Nicht zuletzt, weil die Einwohnerzahl im Kreis laut Hubert Kück momentan stetig steige. „Das Thema brennt unter den Nägeln“, sagt der Grünen-Fraktionschef, der nicht nur deshalb eine hohe Geschwindigkeit einfordert. Ein weiterer Grund ist das Antragsverfahren, mit dem der zukünftige Träger und der Kreis Förderungen von Bund und Land bekommen können – beziehungsweise bekommen müssen, um die Kommunen über die Kreisumlage nicht über Gebühr zu belasten.

Die Caritasverbände im Kreis Wesel stellen ihre Konzepte für ein drittes Frauenhaus vor

Die Investitionskosten für ein Frauenhaus fördert der Bund mit maximal 90 Prozent. Die Personal- und Sachkosten werden vom Land NRW gefördert. Aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. So muss das Frauenhaus mindestens acht Frauen mit ihren Kindern Aufnahme bieten, dazu muss das Team aus drei hauptberuflichen Kräften bestehen: einer staatlich anerkannten Sozialarbeiterin oder Sozialpädagogin, einer staatlich anerkannten Erzieherin und einer weiteren Mitarbeiterin. Außerdem muss der Landrat eine schriftliche Stellungnahme über die Notwendigkeit eines Frauenhauses abgeben.

Die Fristen für die Abgabe sind knapp. Beim Bund müssen Förderanträge bis zum 31. März eingegangen sein, beim Land bei erstmaliger Beantragung spätestens drei Monate vor Förderbeginn.

Das Frauenhaus wird zunächst Thema im kommenden Sozialausschuss am Mittwoch, 1. Februar, sein. Dann werden die Caritas-Verbände Dinslaken-Wesel und Moers-Xanten ihre Konzepte vorstellen. Sie waren laut Verwaltungsvorlage als einzige übrig geblieben, nachdem andere Wohlfahrtsverbände ihre Konzepte zurückgezogen hatten.