Kreis Wesel. Seit drei Monaten arbeitet die Polizei im Kreis Wesel in einer neuen Struktur. Welche Vorteile die neue Arbeitsweise aus ihrer Sicht hat.

Die Kritik war groß, als die Kreispolizei Wesel im vergangenen Jahr ihre Pläne zur Neuorganisation vorstellte. Bürgermeister beklagten die Informationspolitik, Bürgerinnen und Bürger sorgten sich um die Sicherheit in ihren Kommunen. Mehr als ein Jahr später hat sich die Aufregung weitestgehend gelegt.

Im Juli dieses Jahres nickte das NRW-Innenministerium die Pläne ab, seit September arbeitet die Polizeibehörde in der neuen Struktur mit weniger Hauptstandorten und veränderten Zuschnitten, die durch Personaleinsparungen, aber auch durch eine neue Kriminalitätsentwicklung entstanden seien, wie Polizeisprecher Peter Reuters im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Das Ziel sei gewesen, mehr Bürgernähe und Effizienz zu erzeugen, „im Sinne der Sicherheit“, so Reuters weiter. Dieses Ziel habe man erreicht.

Vor allem die subjektive Sicherheit spielt bei der Bevölkerung eine Rolle. Umso wichtiger ist es für Peter Reuters, dass bei allen Veränderungen die Sichtbarkeit auf den Straßen gleich geblieben sei. In dem Sinn habe sich „für die Bürgerinnen und Bürger auch nichts geändert“. Die Zahl der Polizeistreifen im Kreis sei genauso hoch wie vorher, ebenso wie die Zahl der Bezirksbeamten, so Reuters. Dafür können die Dienstgruppenleitungen in den vier Hauptstandorten Wesel, Dinslaken, Moers und Kamp-Lintfort laut Polizeisprecher jetzt viel schneller auf kurzfristige Ausfälle reagieren, weil die Streifen dort ihren Dienst beginnen und dann in die jeweiligen Bezirke fahren. Anders als vor der neuen Struktur.

Die anderen Wachstandorte sind zu Dienststellen heruntergestuft worden und nicht mehr rund um die Uhr besetzt, mit Ausnahme der Wache in Xanten, die als Dependance des Hauptstandortes Kamp-Lintfort mit eigener Streife vor Ort weitergeführt wird, weil die Entfernung mit 20 Kilometern von Wesel aus zu groß gewesen wäre. Alle anderen Bezirke sollen maximal zehn Kilometer von den jeweiligen Hauptstandorten entfernt sein.

Die Polizeidienststelle an der Niederrheinallee in Neukirchen-Vluyn (Archivbild).
Die Polizeidienststelle an der Niederrheinallee in Neukirchen-Vluyn (Archivbild). © FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Obwohl die Dienststellen, wie zum Beispiel in Neukirchen-Vluyn und Voerde, nicht rund um die Uhr besetzt sind, betont Peter Reuters, dass die Polizei vor Ort weiterhin ansprechbar bleibe. Zum Beispiel seien die Dienststellen montags bis freitags von 8 bis 16 und donnerstags bis 20 Uhr besetzt. Seien keine Beamten vor Ort anzutreffen, könne man an der Tür klingeln und werde sofort an den jeweiligen Hauptstandort weitergeleitet. Im Falle von Neukirchen-Vluyn also an Moers.

Dass das Konzept aus Sicht der Polizei funktioniert und nicht zu Lasten der Sicherheit geht, zeigt Peter Reuters anhand eines Beispiels. Im vergangenen Oktober seien nachts gegen 2 Uhr verdächtige Personen in einem stillgelegten Hotel in Hamminkeln gemeldet worden. „Und die Beamten waren so schnell vor Ort, dass sie die Verdächtigen sofort festnehmen konnten.“

Die Umstrukturierung sei ein großer logistischer Aufwand gewesen, sagt Peter Reuters. Es habe aber gut funktioniert, weil an den vier großen Wachstandorten genügend Platz gewesen sei. „Wände mussten nicht eingerissen werden.“ Durch den Umzug des rechtsrheinischen Verkehrskommissariates II in das neue Dienststellengebäude in Voerde sei zum Beispiel in Wesel Platz frei geworden. Unter anderem wurde das neue Kriminalkommissariat 15 für den Bereich Cyberkriminalität gegründet. Auch das sei eine Folge der neuen Kriminalitätsentwicklung gewesen, so Peter Reuters.

Wie lange sich die neue Polizeistruktur im Kreis Wesel halten wird, bis neue Entwicklungen eine weitere Reform erfordern, darüber will Peter Reuters nicht mutmaßen. Allerdings: Die letzte Neuorganisation habe knapp zehn Jahre gehalten.

>>> Zwei Verkehrskommissariate im Kreis Wesel<<<
Die zwölfköpfige Motorradstaffel der Kreispolizei teilt sich auf die Dienststellenstandorte Neukirchen-Vluyn und Voerde auf. Auch die Fahrradstreifen und Hundeführer sind auf diese beiden Standorte aufgeteilt.

Im Kreis Wesel gibt es jetzt zwei Verkehrskommissariate. Auf der linken Rheinseite wurden die Kommissariate Moers und Kamp-Lintfort zum Verkehrskommissariat 1 mit Standort Kamp-Lintfort zusammengeführt, auf der rechten Rheinseite hat das Verkehrskommissariat 2 seinen Sitz im neuen Dienststellengebäude in Voerde.

Die Zahl der Bezirkspolizisten hat sich nicht verändert. Davon gibt es im gesamten Kreis rund 50, sie bemessen sich nach einem festen Schlüssel an der Einwohnerzahl der Kommune.