Wesel/Kreis Wesel. Der plötzliche Tod des SPD-Bundestagsabgeordneten Rainer Keller hatte viele Menschen schockiert. Nun fand in Wesel die Trauerfeier statt.

Ganz am Ende der Trauerfeier, als die letzten Gäste zur Urne schreiten, tönt aus den Boxen leise „My Way“. Frank Sinatra singt darin ins Deutsche übersetzt: „Ich habe es auf meine Art gemacht.“ Diese Zeile passt gut zu dem Mann, dem weit über 100 Menschen am Mittwoch in der Trauerhalle des Weseler Friedhofs Am Langen Reck gedacht haben. Freunde, Familie, Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter haben dort öffentlich Abschied genommen von Rainer Keller – knapp einen Monat, nachdem der SPD-Bundestagsabgeordnete überraschend verstorben war.

Trauerrednerin Conny Barlag begann ihre Rede mit den Erinnerungen an die Schlagzeilen vom Abend des 22. September, die viele Menschen geschockt und tief berührt haben: „Rainer Keller ist tot: Bundestagsabgeordneter mit 56 Jahren gestorben“. Es sei ein unglaublicher großer Verlust, der sich hinter dieser Nachricht verberge. „Um diese harten Worte lässt sich kein Schleifchen basteln“, sagte Barlag, die als einzige Rednerin durch die Feier führte. Sie wolle nicht den Tod eines Mannes schön reden, „der wusste, wie wertvoll das Leben für jeden einzelnen ist“. Viel zu früh und völlig unerwartet sei der SPD-Politiker gestorben. „Seine Zeit war noch nicht gekommen. Er hatte Pläne, Visionen und Ideen, an denen er noch mitwirken wollte“, fasst es Barlag zusammen.

In ihrer Rede stellte die Trauerbegleiterin immer wieder das große Engagement Kellers in allen Bereichen seines Lebens heraus: Ob als Ehrenamtlicher beim Roten Kreuz, als Unterstützer des Kreises in der Flüchtlingskrise 2015 und der Pandemie, als Notfallsanitäter oder in seinem Jahr als Bundestagsabgeordneter. „Er war einer, der sein Leben lang keinen Kampf für eine gute Sache scheute. Wer ihn kannte, der weiß, wie viel zu leisten er im Stande war.“ Keller sei niemand gewesen, der danach strebte, im Mittelpunkt zu stehen – „aber bereit war, sich in den Brennpunkt zu begeben“.

Rainer Keller hatte einen Sinn für Gerechtigkeit

Der ausgeprägte Sinn für Gerechtigkeit habe den gebürtigen Drevenacker 1984 zur SPD geführt, damals als Juso, bis zu seinem Tod war er insbesondere den Nachwuchspolitikerinnen und Nachwuchspolitikern in seiner Partei eng verbunden und stand ihnen als Ratgeber zur Seite. „Das Helfen lag ihm im Blut“, sagte Barlag. Genauso wie der Schneid, Dinge anzusprechen, die aus seiner Sicht nicht richtig gelaufen seien. „Rainer Keller war ein Guter und er war entschlossen, Gutes zu tun“, schloss Barlag ihre Rede ab.

Rainer Keller war im September völlig überraschend gestorben.
Rainer Keller war im September völlig überraschend gestorben. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Der frühe Tod des Sozialdemokraten hatte nicht nur in Wesel und im gesamten Kreis große Bestürzung ausgelöst, darüber hinaus äußerten sich viele Politikerinnen und Politiker aus dem Berliner Betrieb fassungslos. Der Neueinsteiger Keller, der im September 2021 etwas überraschend in den Bundestag gewählt worden war, war dort ganz offensichtlich gerne gesehen. „Er war ein über die Fraktionsgrenzen hinaus beliebter Abgeordneter“, hatte etwa der SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich, der am Mittwoch auch zur Trauerfeier nach Wesel gekommen war, im September gesagt.

Nicht nur viele offizielle Vertreterinnen und Vertreter, wie Landrat Ingo Brohl, NRW-SPD-Chef Thomas Kutschaty oder Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, erwiesen Keller auf dem Friedhof Am Langen Reck die letzte Ehre. Die Trauerfeier wurde ebenso begleitet von Einsatzkräften des Rettungsdienstes und des Deutschen Roten Kreuzes. Auch die Familie war vor Ort, mit seinem Sohn hatte der Politiker ein sehr inniges Verhältnis. Die Urnenbeisetzung findet zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Kreise statt.

Lesen Sie hier ein Porträt über Rainer Keller, das nur wenige Wochen vor seinem Tod entstanden ist.