Kreis Wesel. Der SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Wesel meldet sich häufig öffentlich zu Wort. „Die Menschen müssen wissen, wofür ich stehe“, findet er.

Erfahrungen prägen das ganze Leben. Und Rainer Keller hat viele gesammelt, bevor er im vergangenen Jahr für die SPD in den Bundestag einzog. Die Erfahrung, die ihm in Berlin aber bislang am meisten gebracht hat: „Kommunikation ist der Schlüssel.“

Die Menschen können nicht wissen, was man will, wenn man es ihnen nicht sagt. Klingt banal, ist aber gerade in der Politik, in der noch immer häufig von Hinterzimmer-Mentalitäten gesprochen wird, essenziell. Das nimmt sich Rainer Keller zu Herzen, und zwar sehr. Er sagt, was er will. Und was nicht. Auch wenn es nicht mit der offiziellen Regierungslinie übereinstimmt.

„Der gesamtgesellschaftliche Frieden bröckelt“, findet SPD-Bundestagsabgeordneter Rainer Keller

So hat er sich gegen die Gasumlage gestellt und sie einen Fehler genannt, kaum dass sie beschlossen war. „Ich gehöre zu einer regierungstragenden Fraktion“, sagt Rainer Keller, „ich bin aber nicht die Regierung.“ Das zeigt er gerne.

Seine Meinungen macht er schnell öffentlich, was ihm von anderen Politikerinnen und Politikern manchmal negativ ausgelegt wird, ihn selbst aber nicht wirklich interessiert. „Ich bin direkt gewählter Abgeordneter und die Menschen haben ein Recht darauf zu wissen, wen sie gewählt haben – wofür ich stehe und was ich mache.“ Die Gefahr, als geltungssüchtig wahrgenommen zu werden, ist groß. Den Kommunikationsweg geht er aber konsequent – extern wie intern.

Es werde nicht lange drumherum geredet, sagen seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was Raum für Interpretationen lässt. „Verblümtes Rumgeschwafel nervt mich“, sagt Sozialdemokrat Rainer Keller selbst dazu und trägt nach außen, was ihn bewegt.

Und er spitzt zu: „Der gesamtgesellschaftliche Frieden bröckelt“, sagt der Bundestagsabgeordnete zum Beispiel mit Blick auf die Gasumlage und die Versorgungskrise, die das Leben auch für viele seiner Wählerinnen und Wähler im Kreis Wesel unerschwinglich machen.

Die Übergewinnsteuer für Energieunternehmen nennt er „eine Frage des sozialen Friedens“. In dieser Frage sei „der Drops auch noch nicht gelutscht“, so Keller. In der kommenden Woche gebe es eine Klausurtagung. „Wir arbeiten unter Hochdruck an einem dritten Entlastungspaket.“

Viel Stoff für Gespräche also.

Der Wille zum Austausch, zur Debatte ist ihm quasi in die DNA gepflanzt worden. Geboren in Wesel-Lackhausen und aufgewachsen in einem politisch interessierten Elternhaus in Hünxe-Drevenack, als eines von fünf Kindern, lernte Rainer Keller schnell, dass Arbeit sich lohnt und Bildung der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben ist. „Meine Eltern haben nicht nur gearbeitet, weil sie mussten, sondern weil sie wollten.“

In seinen Berufsjahren als Rettungs- und Notfallsanitäter, examinierter Krankenpfleger und später als Mitarbeiter eines Medizinunternehmens macht Keller laut eigener Aussage die Erfahrung, dass nur eine offene Kommunikation Erfolg bringt. Und dass eine klare Haltung zielführend ist. Als „berufsbedingt auf Effizienz getrimmt“, bezeichnet er sich selbst. Die Arbeitsstunden zähle er schon lange nicht mehr.

Rainer Keller übernimmt Patenschaften für Oppositionspolitiker im arabischen Raum

Das Prinzip der offenen Kommunikation und der klaren Haltung versucht er in Berlin zu leben. Ob beim Netzwerken in Fraktion und Ausschüssen oder bei seinem globalen Einsatz für Demokratie und Pluralismus. In diesem Jahr hat er die Patenschaften für Oppositionspolitiker übernommen, die in Bahrain und Saudi-Arabien im Gefängnis sitzen. Und die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, sagt der bekennende Fußball- und Schalke-Fan, „die gucke ich mir nicht an“.

Als Rebell will Rainer Keller aber am Ende nicht dastehen und macht deutlich, dass er sich vor jeder öffentlichen Einlassung intern absichert. Grundsätzlich gelte für den Abgeordneten: „Das, was ich nach außen trage, habe ich längst nach innen kommuniziert.“