Kreis Wesel. Die durchschnittlichen Immobilienpreise im Kreis Wesel sind weiter gestiegen. Wie die Preise in den Kommunen aussehen, zeigt eine Grafik.
Von einer Entspannung auf dem Immobilienmarkt ist im Kreis Wesel nichts zu spüren. Die Zinserhöhungen haben noch keinen Effekt auf die Preisentwicklung – im Gegenteil, wie eine Auswertung der Empirica-Preisdatenbank durch die LBS ergibt. Demnach sind die Preise für Gebrauchtimmobilien über alle Objektarten hinweg auch im zweiten Quartal dieses Jahres gestiegen: um sieben Prozent. Ein Grund ist laut LBS die nach wie vor hohe Nachfrage aus dem Ballungsraum Rhein-Ruhr.
Einfamilienhäuser sind in Neukirchen-Vluyn am teuersten
Der durchschnittliche Kaufpreis für ein gebrauchtes Einfamilienhaus im Kreis Wesel lag demnach im zweiten Quartal dieses Jahres bei 464.000 Euro, das macht im Vergleich zum ersten Quartal einen Anstieg um acht Prozent aus. Der Preis für ein gebrauchtes Reihenhaus stieg im selben Zeitraum um zwei Prozent auf 379.000 Euro an, während der Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung mit 2384 Euro um sechs Prozent zulegte.
Laut LBS-Sprecher Christian Schröder könnte sich die Entwicklung aber ändern, „die Preise in bestimmten Orten und Segmenten könnten zumindest zum Stillstand kommen“, so Schröder. „Einen generellen Rückgang halten wir im Kreis Wesel für eher unwahrscheinlich, dafür ist der Nachfrageüberhang weiterhin zu groß.“ Aber zumindest der Verhandlungsspielraum werde sich für Interessenten wieder erhöhen.
Dass die Nachfrage weiterhin hoch ist, zeigt ein Blick auf die Kommunen im Kreis Wesel. Mit Ausnahme von Kamp-Lintfort sind die Durchschnittspreise über alle Immobilienarten hinweg gestiegen, in Wesel sogar zweistellig. In Kamp-Lintfort dagegen sank der Durchschnittspreis um ein Prozent. Allerdings lagen die Kaufpreise dort nach wie vor auf einem hohen Niveau. Für ein Einfamilienhaus zum Beispiel musste man dort im zweiten Quartal dieses Jahres durchschnittlich 498.000 Euro bezahlen. Teurer war es nur in Schermbeck mit 499.000 Euro und in Neukirchen-Vluyn, wo im Durchschnitt 509.000 Euro für ein Einfamilienhaus aufgerufen wurden.
Alle anderen Kommunen lagen darunter, bewegten sich in dem Segment aber meistens im Preisbereich von 440.000 bis 492.000 Euro. Unter 400.000 Euro sollen Einfamilienhäuser nur in Alpen, Hamminkeln und Xanten laut Studie gekostet haben. Was vor allem bei Xanten überrascht: Dort soll der Durchschnittspreis für ein Einfamilienhaus im zweiten Quartal „lediglich“ bei 361.000 Euro gelegen haben.
Basis der Empirica-Preisdatenbank sind alle Angebotspreise in Online- und Printanzeigen, aus denen der Durchschnitt errechnet wird. Der tatsächliche Kaufpreis kann aber höher liegen. Was die für Xanten, Rheinberg, Alpen und Sonsbeck zuständige LBS-Immobilienberaterin Britta Neu-Bajric bestätigt. Jedes Objekt, das sie in diesem Jahr in Xanten vermittelt habe, „hatte eine 4 an erster Stelle stehen“. Kürzlich habe sie sogar ein Reihenmittelhaus aus den 60er-Jahren, das 2015 kernsaniert worden sei, für 489.000 Euro vermittelt.
Preise für gebrauchte Reihenhäuser im Kreis Wesel: Rheinberg ist Spitzenreiter
Spitzenreiter beim Durchschnittspreis für gebrauchte Reihenhäuser ist Rheinberg. Dort stieg der Preis in dem Segment um acht Prozent auf durchschnittlich 449.000 Euro an, gefolgt von Dinslaken mit 424.000 und Moers mit 399.000 Euro. Am wenigsten zahlte man laut Studie im zweiten Quartal in Wesel für ein Reihenhaus. Dort wurden demnach im Durchschnitt 307.000 Euro bezahlt.
Während die Preise für gebrauchte Immobilien - noch - steigen, gehe die Zahl der Interessenten zurück, sagt LBS-Sprecher Christian Schröder. Die Unsicherheit werde größer. „Niemand weiß genau, was noch auf uns zu kommt“, so Schröder. Das mache die Menschen vorsichtig. Das sieht auch Britta Neu-Bajric so. Hinzu komme, dass die Banken mittlerweile vorsichtiger bei der Kreditvergabe agierten.
Neu-Bajric glaubt, dass 2023 mehr Häuser auf den Markt kommen. Einige Eigentümer müssten sich von ihren Immobilien trennen, weil der Preisdruck durch die Energiekrise und die steigenden Zinsen zu hoch werde. Das könne sich auf die Preise auswirken. Je nach Kostendruck könne der Kaufpreis für Einfamilienhäuser, Reihenhäuser oder Eigentumswohnungen unter dem Angebotspreis liegen.
In einigen Kommunen fehlen die Zahlen für manche Objektarten, in Sonsbeck fehlen sie komplett. Der Grund: In der Preisstudie wurde nur in den Segmenten der Durchschnittspreis errechnet, für die mindestes zehn Objekte gefunden wurden. Das heißt nicht, dass in Sonsbeck kein Haus verkauft wurde. Nur öffentlich angeboten wurde es laut LBS nie.