Kreis Wesel. Gleich an zwei Wochenenden wird der Christopher Street Day im Kreis Wesel gefeiert. Es geht um die Sichtbarkeit der queeren Community.

Bunt und laut soll es an den kommenden zwei Wochenenden im Kreisgebiet werden, um die Vielfalt der Menschen und der Liebe zu feiern – auch im ländlichen Raum: Am Samstag, 20. August, veranstalten das Jugendzentrum Together Dinslaken und der Verein SlaM and Friends Moers einen Christopher Street Day mit einem Demonstrationszug von Moers über Wesel bis nach Dinslaken. Eine Woche später, am 27. August, laden Bündnis 90/ Die Grünen und der Verein Kulturprojekte Niederrhein zum ersten CSD durch Neukirchen-Vluyn ein. Es geht darum, sich aktiv für mehr Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intergeschlechtlichen* (LSBT*I*) zu engagieren und ein Zeichen für Toleranz zu setzen.

Vereinsvorsitzender aus Moers: LSBT*I gibt es auch am Niederrhein

Bekannt ist der Christopher Street Day vor allem aus den großen Metropolen wie Köln und Berlin. Sascha Roncevic von SlaM and Friends Moers betont: LSBT*I gibt es auch am Niederrhein. Zwar finden in den umliegenden großen Städten CSD-Veranstaltungen statt. Doch durch die Pandemie sei noch mal deutlich geworden, dass man für mehr Sichtbarkeit sorgen wolle, so sei die Idee zu den Mini-CSD-Veranstaltungen entstanden. Schule und Familie seien häufig noch Orte für Homophobie, während der Lockdowns fehlten andere Räume, sagt der Vereinsvorsitzende von SlaM and Friends Moers.

„Manche wissen gar nicht, wie viele queere Menschen es in ihrem Umfeld gibt“, so Roncevic, der das an Zahlen deutlich macht. Laut Studien seien 7,5 bis zwölf Prozent in der Bevölkerung queer, trotzdem sehe man sie nicht. Der Verein SlaM engagiert sich seit bald 20 Jahren ehrenamtlich für die Community, bietet jeden Mittwoch einen offenen Treff am Rüttgersweg in Hülsdonk und darüber hinaus weitere Veranstaltungen wie Ausflüge oder Workshops an, das Alter spielt keine Rolle, wenn auch viele Veranstaltungen sich an Jugendliche richten.

Vom Land in die Stadt: „Wir wollen hier Austausch ermöglichen“

Städte und Gemeinden seien sich nicht im Klaren, dass viele junge Menschen vom Land in die Stadt fliehen, nennt Vera von Oyen von Together Niederrhein ein zentrales Problem vieler junger LSBT*I*. Sie würden ihr Umfeld verlassen und in die Metropolen ziehen. „Wir wollen hier schon Möglichkeiten bieten und Austausch ermöglichen.“ Zwar stellt van Oyen fest, dass Jugendliche inzwischen ein deutlich besseres Verständnis für das Thema entwickeln, dennoch sei „schwul“ immer noch ein häufig genutztes Schimpfwort, das Coming-out finde aus Angst immer noch spät statt, manche würden dadurch krank, eine Depression entwickeln, mitunter münde das in einen Suizid. „Genau gegen diese Isolation müssen wir vorgehen.“

Der Moerser Verein und das Jugendzentrum aus Dinslaken kooperieren miteinander. Da das SlaM in Moers hauptsächlich ehrenamtlich organisiert ist, erhält es regelmäßig Unterstützung von hauptamtlichen Sozialarbeitern von Together Niederrhein. Das Jugendzentrum, das zum Verein SVLS gehört, ist neben Dinslaken auch in Krefeld und Kleve aktiv. Anders als im Kreis Wesel werde man dort von der Kommune beziehungsweise dem Kreis gefördert, in Dinslaken gebe es eine Förderung nur durch das Land, sagt van Oyen. Der Dinslakener Treffpunkt (freitags von 17 bis 22 Uhr), befindet sich im Hexenhaus, angesprochen sind hier Menschen von 14 bis 26 Jahre „jeder kann kommen, wie er möchte“. Van Oyen sagt: „Wir wünschen uns, im Kreis Wesel zu wachsen.“

Christopher-Street-Day: Infos zu den Veranstaltungen im Kreis Wesel

  • Der CSD am 20. August startet gegen 12 Uhr in Moers am Bahnhof, von dort aus geht es durch die Moerser Innenstadt. Am Rathaus soll an diesem Tag die Regenbogen-Flagge gehisst werden. „Ein schönes Zeichen“, sagt Sascha Roncevic. Ab 14.15 Uhr geht es dann in Wesel ab dem Bahnhof weiter in die Fußgängerzone zur Wilhelmstraße. Am Berliner Tor wird es dann einen Stopp für Redebeiträge unterschiedlicher Persönlichkeiten der LSBT*I*-Community und Unterstützenden geben, weiter geht es die Hohe Straße entlang bis zum Café Extrablatt zu einem weiteren Redebeitrag, anschließend führt der Demonstrationszug von der Lomberstraße bis zur Schmidtstraße über die Beguinenstraße zur Gantesweilerstraße und zurück zum Bahnhof.
  • Dritte Station ist dann noch Dinslaken, mit einem Bustransport geht es jeweils von der einen Stadt in die nächste. Anmelden dazu kann man sich per E-Mail an dinslaken@together-virtuell.de. Vom Dinslakener Bahnhof aus geht es weiter, Schlusspunkt ist das Hexenhaus. Gegen 17.30 Uhr soll dann abschließend dort ein Grillfest stattfinden.
  • Zum ersten Mal soll durch Neukirchen-Vluyn ein CSD ziehen. Er startet am Samstag, 27. August, um 14 Uhr auf dem Parkplatz am Klingerhuf. Es geht ein Stück die Krefelder Straße entlang, dann biegt der Zug auf die Niederrheinallee ab, der er bis zum Vluyner Platz folgt. Hier geht es ab etwa 15.30/16 Uhr weiter. Auf der Bühne wird Dragqueen Fiona Fabulous erwartet.

Informationen zu den Vereinen gibt es hier: facebook.com/SLaMandFriendsMoers/ und www.together-virtuell.de