Kleve. Beim ersten Klever Christopher Street Day versammelten sich 300 Leute und zogen durch die Innenstadt. Sie feierten eine bunte, sexuelle Identität
Für die 14-jährige Ely ist die Sache klar. „Mädchen sollen lange Haare haben, Jungs Fußball spielen, und wenn man sich als lesbisch geoutet hat, soll man männlich aussehen, Schwule sollen tuntig herumlaufen – das ist doch alles kompletter Mist.“ Erfrischend deutlich sagte Ely ihre Meinung auf der Bühne an der Ludwig-Jahn-Straße. Etwa 300 bis 400 Leute waren am Samstag zum ersten Klever Christopher Street Day (CSD) gekommen, um gemeinsam zu demonstrieren. Ely: „Es wäre doch langweilig, wenn wir alle gleich wären. Es ist gut, dass wir alle unterschiedlich sind.“ Sie fragte sich, warum so viele Leute so erzogen werden, dass sie queere Personen nicht unterstützen. Ihre Schlussfolgerung: „Also müssen wir die nächste Generation anders erziehen.“
„Auf dem Land sind wir nicht sichtbar“
Organisatorin Vera van Oyen betont: „Wir sind nicht in Köln oder Berlin, sondern auf dem Land“. Die 29-jährige baut in Kleve das together Jugendzentrum auf, einen Treff für Jugendliche zwischen 14 und 26 Jahren, die an LSBT*|*-Themen interessiert sind. LSBT*|* – diese Schreibweise haben die Organisatoren des Klever CSD gewählt – steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich und für weitere sexuelle Identitäten von Personen, die sich in den herkömmlichen Kategorien nicht wiederfinden. „Hier auf dem Land sind wir nicht sichtbar, daher wollen wir aus dem Schatten heraustreten“, sagte Vera van Oyen.
Demonstration in Geldern
Ihr Traum: Dass es irgendwann überflüssig wird, einen CSD zu organisieren, weil es keine gesellschaftlichen Vorbehalte mehr gibt. Dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, zeigt ihre Erfahrung aus Geldern. Dort hatten die Organisatoren schon am Samstagvormittag einen Demonstrationszug durch die Stadt abgehalten. Und da mussten sie sich offenbar einige Sprüche anhören: „Ihr erntet, was ihr sät“, war einer davon. Nach der ersten Fassungslosigkeit dachte sich van Oyen: „Das stimmt genau – wir verändern die Zukunft und sorgen dafür, dass künftig niemand mehr überlegen muss, wie und vor wem er sich outet.“
Mit Musik, vielen Fahnen, Schildern und anderen Accessoires in Regenbogenfarben zeigten sich die Teilnehmer gut gelaunt. Das gemeinsame Ziel beschrieb Organisator Jannik Berbalk so: „Wir sind hier, um ein Zeichen zu setzen, dass jeder Mensch geliebt werden kann, egal wie er liebt oder aussieht.“ Er sprach sich gegen Rassismus und Ausgrenzung aus. Eingeladen hatte er zum ersten Klever CSD die Jugendverbände der Parteien, aber nur die SPD hatte einen Stand aufgebaut. Landrätin Silke Gorißen hatte auch abgesagt und, wie Berbalk im Gespräch mit der Presse erklärte, sogar verboten, dass ein Stellvertreter des Kreises ein Grußwort spricht.
Die Darstellung Berbalks sei nicht richtig, betonte Landrätin Gorißen gegenüber der NRZ. Sie sei erst kurz vor Beginn der Veranstaltung von Herrn Berbalk angesprochen worden und musste den Termin absagen, da sie als Schirmherrin beim Kinder College auf der Gaesdonck tätig war und einen Termin zur Ärztegewinnung in Düsseldorf hatte. Sie habe niemanden verboten, ein Grußwort zu sprechen. Der NRZ liegen Unterlagen vor, aus denen hervorgeht, dass die Landrätin entschieden habe, keine Stellvertretung zum CSD zu schicken. Im Gespräch mit der NRZ erläutert die Landrätin, dass man aufgrund der zeitlich knappen Anfrage kurz vor Pfingsten keinen weiteren Termin für einen Stellvertreter mehr habe stemmen können. Dies habe nichts damit zu tun, dass man etwas „verboten“ habe, dem sei nicht so. Dies habe allein terminliche Gründe gehabt.
Regenbogenfahne angezündet
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Politische Unterstützung findet Berbalk wichtig, da es wiederholt Schmierereien im Umfeld des together Jugendzentrums gegeben hat und Unbekannte zudem versucht haben, eine Regenbogenflagge am Haus einer WG anzuzünden. Im nächsten Jahr soll es wieder einen CSD in Geldern und Kleve geben, „dann aber noch größer“, versprach Vera van Oyen.
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