Kreis Wesel. Im Kreis Borken gibt es einen neuen Wolf. Was nun passiert, entscheidet die neue Landesregierung, die das Thema aufteilt. Das ist der Stand.

Wird das Wolfsgebiet Schermbeck erweitert? Oder wird demnächst nicht weit von der Grenze des Kreises Wesel ein weiteres ausgewiesen? Dazu gibt es vom Umweltministerium noch keine abschließende Antwort. Seit Mitte Juli gilt der Wolfsrüde mit der Kennung GW2347m laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) im Kreis Borken als terrotorial. Er soll aus dem Rudel Werlte in Niedersachsen stammt und vermutlich im Jahr 2020 geboren worden sein. Ende September heißt es dazu auf Nachfrage beim Umweltministerium, dass es keine weiteren Nachweise des Rüden gibt, unabhängig davon werde weiter geprüft, wie mit dem Wolfsgebiet verfahren wird.

Die Wälder der Hohen Mark und der Kreis Borken sind nicht allzu weit entfernt vom Rudel um Wölfin Gloria, möchte man meinen. Doch das sei Natur und nicht ungewöhnlich, ordnet Wilhelm Deitermann, Sprecher beim Lanuv auf Nachfrage Mitte August ein. „Offensichtlich passen der Abstand und die Struktur der Landschaft.“ Das Streifgebiet eines Wolfs umfasse durchschnittlich 200 Quadratkilometer. Nach aktuellem Kenntnisstand des Lanuv bewegt sich der neue Wolf in der Region vorwiegend nördlich der Lippe, zwischen Reken und Haltern am See. Das Streifgebiet des Schermbecker Rudels liege in der Mitte des Wolfsgebiets, die Tiere seien meistens im Raum Schermbeck und Hünxe unterwegs, so Deitermann. Der neue Wolf könne nicht im Streifgebiet von Gloria und ihrem Rudel aufschlagen. Sollten sich die verschiedenen Wölfe begegnen, entscheide die Natur.

Neuer Wolf in NRW? So hatten wir Mitte August berichtet

Mit einer Fläche von 957 Quadratkilometern fällt das ausgewiesene Wolfsgebiet derweil deutlich größer als das Streifgebiet aus. Das sei bewusst so gewählt, um möglichst viel Förderung für den Herdenschutz zu ermöglichen, sagt Deitermann. Er hofft, dass sich bereits viele Nutztierhalter im Kreis Borken um Herdenschutz gekümmert haben. Denn bereits jetzt können Halter aus dem Kreis Borken eine Förderung beantragen. Die Gemeinde Raesfeld gehört sogar noch direkt zum Wolfsgebiet, die Kommunen Bocholt, Borken, Isselburg, Rhede, Velen, Heiden und Reken sind Teil der Pufferzone.

Der Unterschied: Kommt es zu Nutztierrissen, gibt es im Wolfsgebiet nur Entschädigung bei vorgeschriebener Sicherung, in der Pufferzone werde zu hundert Prozent entschädigt, erklärt Deitermann. „In den letzten Wochen ist eine leichte Zunahme an Anfragen in der Pufferzone rund um Borken zu verzeichnen“, heißt es aus der zuständigen Landwirtschaftskammer auf Nachfrage dieser Redaktion. Der neue Wolf im Kreis Borken sei bisher nicht durch Übergriffe auf Haus- oder Nutztiere aufgefallen, schreibt das Umweltministerium.

Landtagsabgeordnete Quik hofft auf Unterstützung aus dem Kreis Borken

Was bedeutet nun der neue Wolf für die Region? Sie sei nicht glücklich über die Nachricht, sagt die CDU-Landtagsabgeordnete Charlotte Quik. Positiv befindet sie aber, dass der Kreis Wesel damit unterstützende Stimmen aus dem Kreis Borken bekomme. Hier hatte sich Landrat Kai Zwicker (CDU) gegenüber der Rheinischen Post kritisch mit Blick auf die dichte Besiedelung geäußert. Das Bürgerforum Gahlen sieht erstmal keine Auswirkungen durch den neuen Wolf in der Region, man lege das Hauptaugenmerk weiter auf Wölfin Gloria und ihr Rudel, so Stefan Steinkühler.

Mit der neuen Landesregierung sind inzwischen zwei Ministerien beim Thema Wolf zuständig – das Umweltministerium mit Oliver Krischer (Grüne) und das Landwirtschaftsministerium mit Silke Gorißen (CDU). Es sei sehr unglücklich, dass die Thematik durch zwei Ministerien aufgeteilt sei. Damit sei ein Abstimmungsprozess gefordert, er sieht die Gefahr, dass man sich bei Problemen den schwarzen Peter zuschiebe.

Anders sieht das Charlotte Quik, sie hält die Aufteilung für „sehr sinnvoll“. Gerade beim Thema Wolf würden sich eher Vorteile als Hindernisse ergeben. Sie weist im Zweifel auf den Interessenkonflikt zwischen Umweltschutz und Landwirtschaftsbelangen hin. Was die Landesregierung beim Thema Wolf tun muss? Deren Aufgabe sei es, wie auch die der Region, die Betroffenheit deutlich zu machen, sagt Quik. Sie spielt den Ball aber auch an Berlin und Brüssel weiter: „Da erwarte ich eine Anpassung bezüglich des Schutzstatus.“ Auch wenn es um Nutztierrisse derzeit ruhig sei, sei es wichtig, den Fokus auf dem Thema zu behalten, sagt die Landtagsabgeordnete.

Umweltministerium und Landwirtschaftsministerium: So teilt sich die neue Landesregierung auf

  • Wie sich die neue Landesregierung nun aufteilen will? Das Umweltministerium sagt auf Nachfrage, dass aktuell das bundesweite Wolfs-Monitoring durch das Lanuv und die Herdenschutzberatung sowie die Bewilligung der Maßnahmen durch die NRW-Landwirtschaftskammer aus finanziellen Mitteln des Naturschutzes erfolgen.
  • Aktuell seien dabei die Naturschutzaufgaben des Lanuv-Wolfsmonitoring dem Umweltministerium zugeordnet, die Tätigkeiten der Landwirtschaftskammer dem Landwirtschaftsministerium.
  • Für die Betroffenen vor Ort ändere sich damit nichts, heißt es. Weiter nimmt das Lanuv somit Hinweise auf Wölfe entgegen: werktags: 02361/305-0; außerhalb der Geschäftszeiten: 0201/714488 und E-Mail: wolf_nrw@lanuv.nrw.de. Die Herdenschutzberatung übernimmt die Landwirtschaftskammer: 02945/ 989898 oder herdenschutz@lwk.nrw.de