Kreis Wesel. Geflüchtete vor dem brutalen Krieg aus der Ukraine müssen sich jetzt beim Jobcenter Kreis Wesel registrieren lassen: eine Herausforderung.
„ Wir kriegen das gewuppt“, hatte das Jobcenter Kreis Wesel versprochen, als der Bundestag den Rechtskreiswechsel der Ukraine-Geflüchteten beschloss: Weg vom Asylbewerberleistungsgesetz, hin zur Grundversorgung und damit zum Jobcenter, verbunden mit Formalitäten für die Betroffenen und jeder Menge Arbeit für die Behörde.
Es sieht aus, als würde das Versprechen eingelöst: „Es war ein Akt, aber alle Mitarbeitenden haben tatkräftig angepackt“, sagt Ina Mertsching, Sprecherin des Jobcenters. Rund 1000 Menschen aus 496 Familien, im Amtsdeutsch Bedarfsgemeinschaften, waren bis zum 24. Mai bereits erfasst. Das Jobcenter rechnet mit insgesamt 2500 bis 3000 Personen in rund 1200 bis 1500 Familien. „Anders als 2015, genießen die Geflüchteten aber Freizügigkeit, das heißt, sie können sich in ganz NRW bewegen“, erläutert Mertsching. Und die Menschen sind in Bewegung, manche, die heute im Kreis Wesel sind, seien morgen bereits nach Köln weiter gereist. Stand 8. Juni waren es bereits 1340 registrierte Menschen. Viele junge Ukrainerinnen wollen hier bleiben, einen Neuanfang wagen.
Ganz so einfach war das mit dem „Wuppen“ dann doch nicht: Mitarbeiter gingen in die Unterkünfte und unterstützten die Ukrainer beim Ausfüllen der Formulare. Gewöhnlich benötigen Menschen beim Jobcenter einen Termin, auch diese Regelung wurde für die Geflüchteten ausgesetzt.
Kinderbetreuung ist ein großes Problem
„Das führte manchmal dazu, dass 30 Leute auf dem Flur standen.“ Die Mitarbeitenden hätten weit mehr als das Übliche gearbeitet, um fristgerecht den Rechtskreiswechsel zu ermöglichen. Derzeit kommen rund 100 Anträge die Woche, „das ist knackig, aber machbar“, sagt Mertsching.
Doch die Menschen, die zu uns kommen, stehen vor großen Problemen. Das größte davon ist die Kinderbetreuung, gleich gefolgt von den Sprachkursen, von denen es einfach zu wenige gibt. Mertsching nennt ein Beispiel: Ein Ehepaar bekommt einen Platz im gleichen Sprachkurs – kann aber nicht teilnehmen, weil die Kinder nicht betreut werden. Dass einer der Partner in einem Kurs andernorts lernt, scheitert an der fehlenden Mobilität. Es sei nicht machbar, ‘mal eben’ eine Kinderbetreuung zu einem Sprachkurs zu organisieren, zu viele bürokratische Hürden stehen dagegen, schnelle Lösungen gibt es nicht.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die meisten Menschen sind in Moers (380) und Dinslaken (163) registriert, gefolgt von Kamp-Lintfort (121), Neukirchen-Vluyn (108) , Hamminkeln (107), Voerde (106), Wesel (105), Rheinberg (83), Xanten (55), Hünxe (39), Alpen (34) ,Sonsbeck (24) und Schermbeck (15). Die Zahlen wurden am 8. Juni erhoben.