Kreis Wesel. Der Handel im Kreis Wesel reagiert darauf, dass Verbraucher auf regionale Produkte achten. Infos gibt’s auch bei der Genussregion Niederrhein.

Hofläden mit regionalen Produkten haben während der Corona-Pandemie einen regelrechten Boom erfahren. Einige Menschen im Kreis kaufen vermutlich Eier sowie saisonales Obst und Gemüse bereits beim Landwirt ihres Vertrauens oder achten beim Einkauf genau darauf, woher die Ware kommt. Dennoch: Im Rahmen unseres Umweltchecks haben wir Leserinnen und Leser (in der Zeitung und online) gefragt, was es ihnen persönlich besonders schwer macht, mehr für den Klimaschutz zu tun. 914 Personen stimmten mit ab, 16 Prozent aller 987 Antworten (es waren Mehrfachnennungen möglich) entfielen auf die Option „wenig Angebot an regionalen Lebensmitteln“ (siehe Grafik).

Die Nachfrage nach regionalen Produkten sei da, das zu ignorieren könne sich der Handel gar nicht mehr erlauben, sagt Doris Lewitzky, Geschäftsführerin vom Handelsverband Niederrhein dazu. Auch Discounter wie Aldi und Lidl praktizierten das schon länger in ihren Märkten. Es gehe darum, die Landwirtschaft zu unterstützen und zu verhindern, dass die Produkte um die halbe Welt reisen. Zuerst werde dann in NRW geschaut, es müsse sich aber natürlich auch der Anbieter finden.

Edeka in Hünxe-Drevenack: „Wir sind mit den lokalen Anbietern gut vernetzt“

Edeka setzt einen besonderen Fokus auf Lokalität: Kunden sollen nicht zum Erdbeerhof, Kartoffel- und Eieranbieter in der Gegend fahren müssen, sondern alle Produkte aus der Nähe dort finden, wo sie ohnehin einkaufen. „Wir sind mit den lokalen Anbietern gut vernetzt“, sagt Gerhard Kirsch, Inhaber des Edeka-Marktes in Hünxe-Drevenack. Spargel, Erdbeeren, Honig, Eier, Joghurt, Apfelsecco und mehr bietet er unter dem Label „Beste Nachbarschaft“ an, meist in Bioqualität. „Die Kunden wünschen das: kurze Transportwege, nachhaltige Verpackungen und die Unterstützung der lokalen Produzenten, das kommt gut an.“

Und das darf auch ein wenig mehr kosten, neben der unschlagbaren Frische der Waren – der kurzen Wege wegen – haben Kunden das gute Gefühl, Arbeitsplätze vor Ort zu unterstützen. Lokal, das bezeichnet die Wabe, in die Edeka sein Gebiet aufgeteilt hat – jede umfasst etwa 20 Märkte. Nicht nur in Drevenack greift das Prinzip, „im innerstädtischen Bereich funktioniert es aber weniger gut als auf dem Land“, sagt Kirsch. Mitunter lädt er die Produzenten in seinen Markt ein, es gibt Verkostungen, Kunde und Landwirt lernen einander kennen. „Es ist eine Win-Win-Situation für Kunden, Produzenten und den Einzelhändler“, sagt er. Als Orientierung sind die Waren im Kühlregal besonders gekennzeichnet oder in eigenen Regalen untergebracht. Edeka will diese Sparte künftig weiter ausbauen.

Tante Pati: Kunden achten sehr auf die Herkunft der Produkte

Im Sortiment verteilt seien im Rewe-Supermarkt in Moers an der Klever Straße regionale Produkte zu finden, so Marktleiter Hayri Aykan. Er verweist auf Nachfrage auf die Dachmarke „Rewe Regional“. Laut Homepage gehören dazu Produkte, „die für jeden nachvollziehbar zu einer Region gehören – auch wenn die Grenzen fließend sind“. Das seien Bundesländer oder auch kulturelle Regionen wie etwa das Rheinland. Neben dieser Marke gebe es auch immer mehr nahe gelegene Landwirte und Kleinbetriebe, die Rewe beliefern, heißt es.

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Brot von der Bio-Bäckerei Schomaker aus Neukirchen-Vluyn, Säfte von Van Nahmen in Hamminkeln oder Quark vom Tinthof in Voerde: „Wir versuchen möglichst regional einzukaufen“, sagt Patrizia Paulus, Inhaberin des Unverpacktladens „Tante Pati“ in Moers. Regional sei dabei aber auch schon mal weiter gefasst, einige Waren kommen aus dem Kreis Wesel oder umliegenden Städten wie Krefeld, andere aus dem ganzen Land. Wer in einem Unverpacktladen einkauft, hat sich das Thema Nachhaltigkeit sowieso auf die Fahne geschrieben. Was Patrizia Paulus von den Kundinnen und Kunden in ihrem Laden hört: „Sie schauen darauf, aus welchem Betrieb die Produkte kommen.“ Auf dem Markt sei das nämlich nicht immer sofort ersichtlich.

Genussregion Niederrhein: App und interaktive Karte

Wer auf der Suche nach regionalen Produkten und Dienstleistungen ist, wird bei der Genussregion Niederrhein fündig. Hierzu zählen derzeit mehr als 140 Betriebe aus den Kreisen Wesel und Kleve sowie dem angrenzenden Kreis Borken. Monika Stallknecht, Ansprechpartnerin für das Netzwerk beim Kreis, verweist auf die Homepage unter der Dachmarke „Gutes vom Niederrhein“. Hier findet sich etwa eine interaktive Karte zu Hofläden, die Ergebnisse lassen sich auch zu einzelnen Kommunen filtern. Außerdem gibt es Infos zu Bauern- und Wochenmärkten. Das Online-Angebot der Genussregion Niederrhein werde derzeit gebündelt, ein Relaunch sei noch für diesen Sommer geplant.

Monika Stallknecht verweist auch auf die Regio-App für das Smartphone. Das sei nicht nur für den Einkauf vor der eigenen Haustür hilfreich, sondern gibt auch Informationen zu regionalen Einkaufsstellen und regional ausgerichteten Restaurants, wenn man etwa in einem anderen Bundesland zu Gast ist.