Moers. Der Unverpacktladen Tante Pati in Moers ist jetzt Bio zertifiziert. Der Aufwand war groß. Nun hofft die Besitzerin auf positive Auswirkungen.

Tante Pati ist jetzt Bio zertifiziert. „Wir hatten immer schon Bio-Produkte, aber nun dürfen wir es auch sagen“, erklärt die Inhaberin des ersten und bisher einzigen Unverpacktladens in Moers, Patrizia Paulus, glücklich. Klingt zunächst einfach – war es aber nicht. „Wir gelten als Hersteller, weil wir die Waren öffnen“, erklärt die junge Geschäftsfrau. Die Produkte werden in großen Gebinden geliefert und zum individuellen Abfüllen in die Schüttbehälter gefüllt. Einkaufen ohne großen Verpackungsmüll ist schließlich das Credo der Unverpacktläden. Die Kundinnen und Kunden füllen sich im Geschäft an der Unterwallstraße Reis, Nudeln, Hirse und vieles mehr in mitgebrachte Behältnisse ab.

Nun hat das kleine Team von Tante Pati vor gut einem Monat den Vorstoß unternommen und sich an die Prüfgesellschaft Ökologischer Landbau mbH gewandt. Eine der Gesellschaften, die Biozertifikate vergeben. Es sei ein Riesenaufwand, sagt Patrizia Paulus. Zunächst musste exakt mitgeteilt werden, bei welchen Lieferanten welche Produkte bestellt werden und in welcher Menge.

Tante Pati hat fast 40 Lieferanten

Bei Tante Pati sind es mittlerweile fast 40 Lieferanten und Produzenten. „Für die losen Waren haben wir auch Kleinstlieferanten“, erklärt die Laden-Chefin. Nach dem ausführlichen Schriftverkehr erfolgt die Prüfung. Dazu werden meist drei Produkte herangezogen; darunter ein teures und eins, von dem erfahrungsgemäß sehr viel verkauft wird. Bei Haferflocken ist das beispielsweise der Fall. Unter anderem wird sehr streng verglichen, welche Mengen ge- und welche dann wieder verkauft wurden. Bedeutete für das Team auch: Wenn ein Kunde etwas verschüttet hatte oder dem Team selbst ein Missgeschick passiert ist, konnten die Flocken erst nach der Schätzung, um welche Menge es sich handelte, weggekehrt werden.

Nun ist es geschafft – und die Etiketten werden sukzessive ausgewechselt. Eine solche Zertifizierung ist mit Kosten verbunden. Das Zertifikat wird jährlich überprüft, dann fallen wieder Kosten an. Aber: Es ist eine Investition in die Zukunft. „Wir hoffen, dass wir damit auch die Zweifler für uns gewinnen können“, sagt Patrizia Paulus.

Es ist nach wie vor nicht einfach für die junge Unternehmerin. Nach einem ersten guten Jahr sind – wie bei anderen Unverpacktläden – in der Corona-Pandemie die Umsätze eingebrochen. Der Verband sieht einen bundesweiten Einbruch, eine plausible Erklärung gibt es jedoch nicht.

Es fehlen die unregelmäßigen Kunden

Tante Pati hatte im vergangenen Jahr auf das Weihnachtsgeschäft gesetzt. Das fiel allerdings weniger stark aus als erhofft. „Wenn nicht so viel Arbeit und Liebe in diesem Laden stecken würden, ….“, setzt die junge Frau an. Ein Ziel hat sie allerdings erreicht: Im neuen Laden kann sie ein Sortiment abdecken, das einen kompletten Wocheneinkauf ermöglich. Gestartet ist sie im April 2019 mit 300 Artikeln, mittlerweile sind es rund 1500. Und so freut sich Patrizia Paulus über ihre Stammkundschaft. Gleichwohl fehlten die unregelmäßigen Kunden, sagt sie.

Lieferanten aus der Ukraine oder Russland hat sie nicht. Die hohen Spritpreise bekommt jedoch auch sie zu spüren: Die meisten Händler hätten die Frachtkosten immens angezogen. Wieder andere hätten die notwendige Bestellmenge angehoben, zum Teil verdoppelt. „Wir sind hier mittlerweile zu zweit im Laden“, sagt Patrizia Paulus. In Hochzeiten waren sie zu sechst.